Imperator 04 - Die Götter des Krieges
es bedeutete, wenn diese Veteranen zwischen seine unerfahrenen Soldaten sprengten.
»Wer hat euch hierher geführt? Lasst diesen Mann vortreten!«, ertönte eine Stimme über das ganze Feld hinweg.
Alle Köpfe drehten sich zu Ahenobarbus um. Mit freudlosem Lächeln bahnte sich dieser einen Weg nach vorne. Die Sonne brannte, und sein Blick kam ihm plötzlich unnatürlich geschärft vor, als träten die Konturen sämtlicher Dinge viel klarer und deutlicher hervor als sonst.
Ahenobarbus trat aus den Reihen seiner Männer hervor. Allein. Während sich die drei Reiter näherten, spürte er die Blicke tausender Augenpaare auf sich ruhen. Langsam und vorsichtig zog er sein Schwert und holte tief Luft. Lass sie nur herkommen und sich ihre Antwort abholen, dachte er im Stillen. Sein Herz raste, doch er fühlte sich ganz ruhig und seltsam losgelöst, als Julius Cäsar auf ihn niedersah.
»Was glaubst du eigentlich, was du hier tust?«, brüllte Julius ihn rot vor Zorn an. »Wie ist dein Name?«
Vor Überraschung wäre Ahenobarbus beinahe einen Schritt zurückgewichen. »Ahenobarbus«, erwiderte er und unterdrückte gerade noch den Drang, seiner Antwort das Wort »Herr« hinzuzufügen. Er spürte, wie sich die Männer hinter ihm gegenseitig anrempelten, und machte sich bereit, den Befehl zum Angriff zu geben.
»Wie kannst du es wagen, dein Schwert gegen mich zu erheben, Ahenobarbus? Wie kannst du es wagen! Du hast das in dich gesetzte Vertrauen schändlich missbraucht. Sei dankbar, dass keiner deiner oder meiner Männer getötet worden ist, sonst würde ich dich noch vor Sonnenuntergang hängen lassen.«
Ahenobarbus blinzelte verwirrt. »Ich habe Befehl, zu …«
»Befehl von wem? Von Pompeius? Mit welchem Recht ist er immer noch Diktator in meiner Stadt? Ich stehe hier vor dir als der Stadt treu ergebener Römer, und du murmelst etwas von Befehlen! Willst du getötet werden? Für wen hältst du dich, dass du so viele Leben vergeuden willst, Ahenobarbus? Bist du ein Mann des Gesetzes, ein Senator? Nein, General, du bist im Stich gelassen worden. Du solltest überhaupt nicht hier sein.« Angewidert wandte Julius den Blick von Ahenobarbus und musterte die ehemaligen Straßenwachen, die ihn gespannt ansahen. »Ich kehre in meine Stadt zurück, um mich der Wahl zum Konsul zu stellen. Damit verletze ich kein Gesetz. Ich habe keinen Streit mit euch, und ich werde niemals das Blut meiner eigenen Landsleute vergießen, wenn ich nicht dazu gezwungen werde.«
Ohne weiter auf Ahenobarbus zu achten, lenkte Julius sein Pferd an der vordersten Reihe entlang. Seine Begleiter blieben dabei stets in Formation mit ihm. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Ahenobarbus, ob er trotzdem noch zum Angriff rufen sollte, doch dann fing er den Blick eines der Reiter auf. Dieser grinste ihn an und schüttelte den Kopf, als hätte er seine Gedanken gehört. Ahenobarbus fiel wieder ein, dass Cäsar ihn »General« genannt hatte, und sein Befehl blieb ihm im Hals stecken.
Julius’ Stimme schallte über sie hinweg. »Für das, was ihr heute getan habt, habe ich jedes Recht, euch entwaffnen und in die Sklaverei verkaufen zu lassen. Selbst jetzt sehe ich in euren Rängen noch gezückte Schwerter und Speere! Zwingt mich nicht , die Hand gegen euch zu erheben, meine Herren. Ich bin ein loyaler General Roms, ich bin der Befehlshaber über Gallien, und in meiner Person stehe ich für den Senat und das Gesetz. Ihr solltet nicht einmal daran denken , eure Waffen gegen mich zu erheben.«
Erschrocken ließen die Legionäre seine Worte auf sich niederprasseln. Ahenobarbus sah, wie sie langsam Schwerter und Speere senkten, während Julius sein Pferd wendete und vor der Reihe wieder zurückgeritten kam.
»Ich bin nicht nach zehn Jahren in der Fremde zurückgekehrt, um hier und jetzt gegen meine eigenen Landsleute zu kämpfen. Ich sage euch, ihr seid irregeführt worden, und gebe euch mein Wort, dass keiner von euch getötet wird, wenn ihr jetzt eure Waffen niederlegt.« Er ließ den Blick über die Männer gleiten. »Ihr habt die Wahl, meine Herren. Ich werde euch ehrenhaft behandeln, wenn ihr euren Fehler wieder gutmacht. Schaut euch um. Ich habe es nicht nötig , Gnade zu zeigen. Nach dieser Aufforderung werde ich euch als Verräter an Rom betrachten.«
Er war wieder bei Ahenobarbus angekommen. Um seinem Blick zu begegnen, war der Kommandeur der Wachsoldaten gezwungen, in die Sonne zu blicken. Wie ein dunkler Schatten zeichnete sich Julius vor dem
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