Imperator 04 - Die Götter des Krieges
gleißenden Licht ab. Er wartete auf eine Antwort.
»Nun? Deine Dummheit hat sie hierher gebracht«, sagte Julius leise. »Willst du sie alle für nichts und wieder nichts sterben sehen?« Schweigend schüttelte Ahenobarbus den Kopf. »Dann lass sie sich ergeben und bring die Offiziere zu mir, Ahenobarbus, damit wir die Bedingungen aushandeln.«
»Aber du hast gegen ein Gesetz verstoßen, als du den Rubikon überquert hast, Herr«, wandte Ahenobarbus stur ein.
Julius’ Augen blitzten auf. »Und die Herrschaft eines Diktators sollte zeitlich begrenzt sein. Manchmal muss ein Mann mit seinen Taten seinem Gewissen folgen, General«, erwiderte er.
Ahenobarbus’ Blick huschte einen Moment lang zu seinen Männern. »Habe ich dein Wort, dass sie nicht bestraft werden?«, fragte er schließlich.
Julius zögerte keinen Augenblick. »Ich werde kein römisches Blut vergießen, General. Nicht, wenn ich nicht dazu gezwungen bin. Darauf hast du mein Wort.«
Als Gleichrangiger angesprochen zu werden war so eine Kleinigkeit, trotzdem war der Impuls, sein Leben einfach wegzuwerfen, bereits wie eine ferne Erinnerung verblasst. Ahenobarbus nickte. »Nun gut, Herr. Dann ergebe ich mich.«
»Gib mir dein Schwert«, sagte Julius.
Die Blicke der beiden Männer bohrten sich einen Augenblick lang ineinander, bevor Ahenobarbus sein Schwert emporhielt und Julius’ Hand sich um die Scheide schloss. Jeder von Ahenobarbus’ Männern hatte diese symbolische Übergabe gesehen.
»Nun hast du endlich doch die richtige Wahl getroffen«, sagte Julius ruhig, bevor er wieder zu seinen eigenen Reihen zurückritt.
3
Pompeius stand am Kai von Ostia und schaute zurück in Richtung Rom. Die Hafenstadt war ruhig, und er fragte sich, ob die Einwohner wohl begriffen, was vor sich ging. Es war durchaus möglich, doch im Laufe der Jahre im Senat war ihm klar geworden, dass es tausende von Bürgern gab, die das Tun ihrer Oberen kaum zur Kenntnis nahmen. Ihr Leben ging so oder so denselben Gang, und ganz gleich, wer Konsul war, Brot musste gebacken, und Fische mussten gefangen werden.
Das letzte der Handelsschiffe ging hinter ihm in Flammen auf. Er drehte sich um und sah aufs Meer. Oh doch, einige Lebensläufe waren sehr wohl davon betroffen, dachte er. Die Besitzer der Schiffe wurden mit einem Schlag zu Bettlern, und das nur, damit Cäsar keine Flotte hatte, mit der er ihm nacheilen konnte, ehe er darauf vorbereitet war. Selbst auf diese Entfernung hörte sich das Krachen und Prasseln der Flammen beeindruckend an, und Pompeius sah zu, wie sie an den Segeln emporzüngelten und das geteerte Tuch im Nu in Brand setzten. Das kleine Schiff bekam Schlagseite, und Pompeius hoffte, dass seine Männer vernünftig genug waren, rechtzeitig ihre Boote zu besteigen und sich davonzumachen, bevor es sank.
Jetzt warteten nur noch drei wuchtige Triremen auf die letzten Senatsmitglieder und auf Pompeius selbst. Sie schaukelten in der Dünung, während die gewaltigen Ruder in ihren Lagern gefettet und das Holz auf faule Stellen untersucht wurde. Der Wind wehte jetzt aufs Meer hinaus. Es war durchaus passend, dass Pompeius als Letzter an Bord ging, und er wusste, dass die Zeit allmählich drängte. Doch irgendwie wurde er die merkwürdige Stimmung, die ihn hier an Land festhielt, einfach nicht los.
Hatte er jemals eine andere Wahl gehabt? Er war sich sehr schlau und gerissen vorgekommen, als er Cäsar zurückbeordert hatte. Jeder andere Heerführer wäre lediglich in Begleitung von ein paar Wachen zurückgekehrt, und Pompeius hätte die Sache glatt und sauber beenden können. Selbst jetzt war er sich nicht sicher, warum Julius mit seinem Eilmarsch nach Süden alles aufs Spiel gesetzt hatte. Regulus hatte offensichtlich versagt, und Pompeius nahm an, dass er bei dem Versuch umgekommen war, seinen letzten Befehl auszuführen. Vielleicht hatte der ungeschickte Versuch des Mannes Julius auch erst die Wahrheit über dessen Herrn offenbart. Pompeius konnte sich nicht vorstellen, dass Regulus unter der Folter zusammenbrach, doch vielleicht machte er sich da etwas vor. Die Erfahrung hatte ihm gezeigt, dass jeder Mann gebrochen werden konnte, wenn man nur genügend Zeit hatte. Man musste nur den Hebel finden, der tief genug in seine Seele griff. So oder so hätte er jedoch nicht gedacht, dass es einen Hebel gab, der sich bei Regulus ansetzen ließ.
Pompeius sah zu, wie das letzte der Boote von seinem Schiff an den Kai stieß und Suetonius an Land sprang. Von seiner
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