Imperator 04 - Die Götter des Krieges
er sich wieder aufrichtete. Julius sah ihn an und bemerkte die fuchsartigen Gesichtszüge eines echten Ägypters. Seine Augenlider waren mit einem dunklen Schimmer bemalt, was ihm eine unheimliche, fast weibliche Schönheit verlieh. In den Adern dieses Mannes rann ganz sicher kein einziger Tropfen griechischen Blutes, dachte Julius.
»Ich spreche mit Ptolemäus’ Stimme«, sagte der Mann und starrte Julius in die Augen. »Wir ehren das große Rom, das seit Generationen den Handel zu uns gebracht hat. Wir haben Rom aufsteigen sehen, vom einfachen Hirtenvolk zu der glanzvollen Macht, die es heute innehat.«
Wieder spürte Julius leisen Zorn in sich aufsteigen. Er wusste nicht, ob es ein Verstoß gegen die Gebräuche war, den Mann direkt anzusprechen, oder ob er Ptolemäus antworten sollte. Die Augen des Königs leuchteten interessiert, aber sonst war ihnen nichts zu entnehmen.
»Wenn Ihr mit mir sprechen wollt, dann nennt mir Euren Namen«, blaffte Julius den Höfling an.
Ein entsetztes Raunen ging durch die Halle, und Ptolemäus beugte sich noch etwas weiter vor. Sein Interesse war offenkundig, doch der Ägypter blieb unerschütterlich.
»Mein Name ist Panek, Konsul. Ich spreche mit der Stimme des Königs.«
»Dann schweigt, Panek. Ich bin nicht gekommen, um mit Euch zu sprechen«, erwiderte Julius. Ein Stimmengewirr erhob sich hinter ihm, und er hörte, wie Porphiris scharf den Atem einsog. Julius ignorierte ihn und wandte sich an Ptolemäus.
»Mein Volk ist in der Tat noch eine junge Nation, ebenso wie das Alexanders, als er hierher kam«, begann Julius. Zu seinem Erstaunen neigten alle Anwesenden bei der Erwähnung dieses Namens kurz ehrfürchtig den Kopf.
Panek sprach abermals, bevor Julius fortfahren konnte. »Wir ehren den Gott, der diese große Stadt gegründet hat. Seine sterblichen Überreste liegen hier begraben, als Zeichen unserer Liebe zu ihm.«
Julius ließ die Stille andauern und sah Panek finster an. Der Mann erwiderte seinen Blick mit gelassener Ausdruckslosigkeit, als könne er sich nicht an Julius’ Befehl erinnern. Julius schüttelte den Kopf, um die betäubenden Räucherdüfte zu vertreiben. Es schien, als könne er die Worte nicht finden, die er hatte sagen wollen. Alexander ein Gott?
»Vor mir ist ein anderer römischer Konsul hierher gekommen«, sagte er. »Mit welchem Recht wurde ihm sein Leben genommen?«
Wieder wurde es still, und die goldene Gestalt des Königs blieb ebenso reglos wie seine Statuen. Paneks Blick schien schärfer zu werden, und Julius glaubte, dass er ihn endlich doch gereizt hatte.
»Die nichtigen Probleme Roms dürfen nicht nach Alexandria gebracht werden. Das ist das Wort des Königs«, antwortete Panek, und seine Stimme dröhnte durch die ganze Halle. »Für Eure Armeen und Eure Kriege ist hier kein Platz. Ihr habt den Kopf Eures Feindes von Ptolemäus zum Geschenk erhalten.«
Julius starrte Ptolemäus unverwandt an und sah, wie der König blinzelte. War er nervös? Hinter all dem dicken Gold war das schwer zu sagen. Nach einem Moment des Schweigens tat Julius seine Empörung offen kund. »Ihr wagt es, den Kopf eines römischen Konsuls ein Geschenk zu nennen, Panek? Werden Euer Majestät mir antworten, oder lasst Ihr wieder dieses bemalte Geschöpf für Euch sprechen?«
Der König rutschte unbehaglich hin und her, und Julius sah Paneks Hand wie zur Warnung auf Ptolemäus’ Schulter sinken. Alle Anzeichen von Gelassenheit waren aus seinem geölten Gesicht verschwunden, und der Ägypter sprach, als würden ihm die Worte im Mund brennen.
»Die Gastfreundschaft, die man Euch bietet, erstreckt sich nur auf sieben Tage, Konsul. Danach werdet Ihr wieder an Bord Eurer Schiffe gehen und Alexandria verlassen.«
Julius ignorierte Panek und hielt seinen Blick fest auf die goldene Maske gerichtet. Er spürte den Zorn der Wachen um ihn her, doch das war ihm völlig gleichgültig.
»Dann bleibt jetzt nichts mehr zu sagen. Es war mir eine Ehre, Euer Majestät.«
Julius drehte sich abrupt um und überraschte Porphiris, sodass er hinter ihm hereilen musste, um ihn vor den großen Eingangstüren einzuholen.
Als sich diese hinter ihnen schlossen, verstellte Porphiris ihm den Weg. »Ihr habt ein Talent, Euch Feinde zu machen, Konsul«, sagte er.
Julius antwortete ihm nicht. Nach einer Weile sank Porphiris unter seinem starren Blick zusammen.
»Wenn der König der Ansicht ist, Ihr hättet ihn beleidigt, wird man Eure Männer nicht am Leben lassen«, sagte Porphiris.
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