Imperator 04 - Die Götter des Krieges
er zum Feind geworden war, hatte Julius seine Familie und sein Schicksal mit dem des Pompeius verbunden, um mit ihm in einem Triumvirat zu herrschen.
Es gab zu viele Namen auf der Liste der Toten, zu viele waren gefallen. Pompeius war ein stolzer Mann gewesen. Er hatte etwas Besseres verdient, als fern der Heimat von der Hand eines Fremden ermordet zu werden.
Vor aller Augen weinte Julius.
Teil Zwei
24
Als die Türen des Saales geräuschlos aufschwangen, verschlug es Julius beim Anblick dessen, was er dahinter sah, den Atem. Er hatte angenommen, seine Audienz würde den Charakter einer privaten Zusammenkunft haben, doch die riesige Halle war mit hunderten von Menschen angefüllt. Nur in der Mitte blieb ein Gang frei, der direkt zum Thron führte. Sie drehten sich nach ihm um, und er staunte über die Vielfalt der Farben, die sich vor seinen Augen mischten und verschwammen. Das war also der Hof des Königs, prächtig bemalt und über und über mit Edelsteinen besetzt.
Lampen pendelten über seinem Kopf an schweren Ketten in unsichtbaren Luftzügen hin und her, als Julius die Schwelle überschritt. Er bemühte sich, seine Ehrfurcht nicht zu zeigen, doch das war eine schwierige Aufgabe. Wo er auch hinschaute, ragten schwarze Basaltfiguren ägyptischer Götter drohend über den Höflingen auf. Er erkannte auch einige Figuren griechischer Gottheiten darunter und konnte nur ungläubig staunend den Kopf schütteln, als er in Alexanders Gesichtszüge schaute. Das griechische Vermächtnis war überall zu spüren, von der Architektur bis zur Kleidung, aber es mischte sich so subtil mit dem Ägyptischen, dass es keinen zweiten Ort wie Alexandria geben konnte.
Der Geruch nach Räucherwerk war so stark, dass Julius schläfrig wurde und sich zusammenreißen musste, um einen klaren Kopf zu behalten. Er trug seine beste Rüstung und seinen besten Umhang, aber verglichen mit dem Glanz der Höflinge kam er sich schäbig und unvorbereitet vor. Julius spürte hunderte Augenpaare auf sich ruhen und hob trotzig den Kopf. Er hatte die Ränder der Welt gesehen und würde sich nicht von Gold und Granit einschüchtern lassen.
Der Königsthron stand am anderen Ende der Halle, und Julius ging mit festem Schritt auf den derzeitigen Besitzer zu. Seine Sandalen machten laute Geräusche, und die Höflinge erstarrten wie farbenprächtige Insekten, als er näher kam. Mit einem Blick zur Seite sah er, dass Porphiris lautlos mit ihm Schritt hielt. Er hatte Gerüchte gehört, dass in den Königreichen des Ostens Eunuchen am Hofe dienten, und er fragte sich, ob Porphiris wohl ein Vertreter dieser wunderlichen Gattung war.
Die Entfernung zum Thron kam ihm unendlich weit vor, und verärgert stellte er fest, dass dieser auch noch auf einem Steinpodest stand, sodass er wie ein gewöhnlicher Bittsteller zum König hinaufblicken musste. Er hielt inne, als ihm zwei Leibwächter des Ptolemäus in den Weg traten und ihn mit verzierten Goldstäben am Weitergehen hinderten. Julius runzelte die Stirn; er weigerte sich, sich davon beeindrucken zu lassen. Er glaubte, Ptolemäus betrachte ihn mit Interesse, konnte sich dessen jedoch nicht sicher sein. Der König trug einen goldenen Kopfputz und eine ebensolche Maske, die alles außer seinen Augen verdeckte. Auch in seine Robe waren Goldfäden eingewoben, wodurch er von Kopf bis Fuß glänzte. Julius konnte nur vermuten, wie unerträglich heiß es unter dieser Kleidung in der stickigen Halle sein musste, auch wenn Sklaven dem König Luft zufächelten. Porphiris trat vor.
»Ich stelle Euch Gaius Julius Cäsar vor«, sagte Porphiris, und seine Stimme hallte wider. »Konsul der römischen Länder, von Italien, Griechenland, von Zypern und Kreta, Sardinien und Sizilien, von Gallien, Spanien und den afrikanischen Provinzen.«
»Seid willkommen bei uns«, erwiderte Ptolemäus, und Julius versuchte seine Überraschung über die leise, hohe Stimme zu verbergen. Die Stimme eines Knaben passte schwerlich zu dem Pomp und der Macht, die er gesehen hatte, noch war sie vereinbar mit einer Königin, die für ihre Schönheit und ihre Intelligenz berühmt war. Julius merkte, dass er zögerte. Myrrherauch kratzte in seiner Kehle, und er verspürte einen leichten Hustenreiz.
»Ich danke Euch für das Quartier, das Ihr uns zur Verfügung gestellt habt, großer König«, erwiderte er schließlich.
Ein anderer Mann stand neben der goldenen Gestalt und beugte sich jetzt herab, um dem König etwas ins Ohr zu flüstern, ehe
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