Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Berufsmörder hierher zu bringen, an einen Ort des Wohlstands und des Wissens. Doch bald würde sein Rachedurst befriedigt sein, dann hatte er Muße, um dieses goldene Land zu besichtigen.
Auf dem Wasser um sie herum segelten hunderte anderer Schiffe im Dienste des Handels zwischen den Nationen, und Julius’ Handelsschiffskapitäne hatten alle Hände voll zu tun, um Zusammenstöße zu vermeiden, während sie auf die Landzunge zuhielten, die in den perfekten Ankerplatz hineinragte, der Alexander damals so begeistert hatte.
Schließlich wandte sich Julius der Stadt zu und runzelte die Stirn, als er in den noch fernen Gestalten bewaffnete Soldaten erkannte, die auf den Kais warteten. Er konnte Bögen und aufrecht getragene Speere erkennen. Die vordersten Ränge trugen ovale Schilde, aber keine Rüstung, lediglich Lendentücher und Sandalen, sodass ihre Brust nackt blieb. Es war klar, dass dies keine Römer waren. Es hätten keine sein können.
An ihrer Spitze stand ein Mann in einer unförmigen Robe, die in der Sonne schimmerte. Der Blick des Mannes war selbst auf diese Entfernung zu spüren, und Julius schluckte trocken. Standen sie dort, um ihn zu begrüßen, oder würden sie versuchen, eine Landung zu verhindern? Julius spürte ein erstes warnendes Prickeln im Nacken, als er sah, dass die vordersten Soldaten Bronzeschwerter gezogen hatten, die wie Gold in der Sonne glänzten.
»Lass mich zuerst von Bord gehen, Herr«, murmelte Octavian neben ihm. Die Legionäre der Zehnten waren beim Anblick der fremden Armee verstummt und lauschten gespannt.
»Nein«, erwiderte Julius, ohne sich umzudrehen. Er würde vor diesen unbekannten Menschen keine Angst zeigen. Der Konsul von Rom ging, wohin es ihm beliebte.
Der Corvus wurde an Seilen herabgelassen. Julius schritt darüber hinweg an Land, und seine Männer folgten. Hinter sich hörte er das dumpfe Geräusch eiserner Sohlennägel auf der Brücke, und er spürte Octavian dicht neben sich. Mit betont würdevoller Haltung ging Julius hinüber zu dem Mann, der auf ihn wartete.
»Mein Name ist Porphiris, Höfling des Königs Ptolemäus, dem Dreizehnten dieses Namens«, begann der Mann mit seltsam zischelnder Stimme. »Er, der König ist von Unter- und Oberägypten, der die Insignien trägt und die Götter gnädig stimmt. Er, der viel Geliebte …«
»Ich suche einen Mann aus Rom«, unterbrach ihn Julius und hob die Stimme, damit sie weit trug. Er ignorierte das Entsetzen und die Empörung in Porphiris’ Augen. »Ich weiß, dass er hierher gekommen ist, und ich will, dass man ihn mir ausliefert.«
Porphiris senkte den Kopf und verbarg seine Abneigung. »Von den Händlern haben wir von Eurer Suche erfahren, Konsul. Wisset, dass Ägypten ein Freund Roms ist. Mein König war entsetzt bei dem Gedanken, Eure Armeen könnten in unseren verwundbaren Städten aufeinander prallen, und hat daher ein Geschenk für Euch vorbereitet.«
Julius’ Augen verengten sich misstrauisch, als sich die Reihen der bewaffneten Männer teilten und ein muskulöser Sklave gemessenen Schrittes vortrat. In den ausgestreckten Armen trug er ein Tongefäß, auf dessen Oberfläche Julius kunstvoll eingearbeitete Figuren erkannte.
Als der Sklave es ihm zu Füßen abgestellt hatte, trat er zurück und kniete auf dem Kai nieder. Julius rührte sich nicht und sah den Repräsentanten des Königs an. Seine Frage war unbeantwortet geblieben, und er spürte, wie er allmählich die Geduld verlor. Er wusste nicht, was sie von ihm erwarteten.
»Wo ist Pompeius?«, verlangte er zu wissen. »Ich …«
»Bitte, öffnet den Tonkrug«, erwiderte der Mann.
Mit einem ungeduldigen Ruck hob Julius den Deckel. Dann schrie er entsetzt auf, der Deckel entglitt seinen Händen und zerschellte auf den Steinen.
Aus klarem, wohlriechendem Öl starrten ihn Pompeius’ leere Augen an. Julius sah den Senatsring neben der bleichen Wange glänzen. Langsam langte er nach unten und tauchte die Hand in das Öl. Seine Finger berührten kaltes Fleisch, dann zog er den goldenen Ring hervor.
Er war Pompeius im alten Senatsgebäude zum ersten Mal begegnet, als er selbst fast noch ein Knabe gewesen war. Julius erinnerte sich an das Gefühl der Ehrfurcht in der Gegenwart solcher Legenden wie Marius, Cicero, Sulla und eines jungen Generals namens Gnaeus Pompeius. Es war Pompeius gewesen, der das Mare Internum in vierzig Tagen von Piraten gesäubert hatte. Er war es gewesen, der den Aufstand unter Spartacus niedergeschlagen hatte. Obgleich
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