Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Zuversicht, die ihm so fremd war wie alles andere, das er hier erfahren hatte. Julius konnte diese Haltung nicht teilen.
Kleopatra erhob sich und verneigte sich vor der geschrumpften Gestalt des Ptolemäus. Sie trat zwei Schritte zurück und kniete noch einmal nieder, bevor sie wieder aufstand.
»Du bist ein geduldiger Mann, Julius. Ich habe gehört, dass dein Volk rascher über derlei Dinge hinweggeht als wir.«
»Hier haftet dem Tod eine große Würde an«, erwiderte er, nach den richtigen Worten suchend.
Sie hob amüsiert eine Augenbraue. »Und du bist sehr taktvoll. Gehst du mit mir ein wenig im Garten spazieren? Mit der Zeit wirkt der Rauch hier wie eine Droge, und ich möchte ein wenig frische Luft schnappen.«
Erleichtert nahm Julius ihren Arm, und sie schritten hinaus in die Sonne. Sie schien die Sklaven, die sich vor ihr in den Staub warfen und die um ihren Bruder trauernde Königin nicht anzusehen wagten, überhaupt nicht wahrzunehmen.
Die warme Luft draußen half Julius, den Kopf frei zu bekommen. Er atmete sie tief ein und spürte, wie seine Lebensgeister wieder erwachten. Den Leichnam des jungen Königs zu betrachten war verstörend gewesen. Es kam ihm vor, als wäre eine schwere Last von ihm genommen worden, als er den Duft eines lebendigen Gartens einsog. Doch sogar dieses Labsal wurde durch die Erinnerung daran getrübt, wie er über ebenjene Pfade und durch diese Laubengänge geeilt war, um Ptolemäus in seinem Bett zu überraschen. Damals war ihm alles wie ein Abenteuer erschienen, ein Abenteuer ohne jede Konsequenz. Das Ergebnis all dessen lag im Grab des Königs und in der Asche unten am Hafen.
»Deine Männer haben mir sehr viel von dir erzählt«, sagte Kleopatra.
Julius warf ihr einen scharfen Blick zu.
»Du musst hoch in der Gunst der Götter stehen, dass du all die Schlachten überlebt hast, von denen sie berichtet haben«, fuhr sie fort.
Julius erwiderte nichts, sondern blieb auf dem mit glatten Steinen gepflasterten Weg stehen, um eine rote Blüte zu berühren, die aus einem Bett grüner Blätter herausragte.
»Wusstest du, dass sie sagen, du seist ein Gott des Krieges?«
»Ich habe davon gehört«, antwortete Julius unangenehm berührt. »Sie prahlen in meinem Namen.«
»Hast du denn in Gallien nicht eine Million Männer besiegt?«
Julius sah zu, wie sie die Hand nach derselben Blüte ausstreckte und ihre Blätter liebkoste. »Doch. Allerdings hat es mich zehn Jahre meines Lebens gekostet.«
Sie knipste den Stängel mit den Fingernägeln ab und strich sich mit der Blüte über die Lippen, während sie ihren Duft einatmete. Wieder fragte er sich, wie man wohl in Rom darauf reagieren würde, wenn er sie dorthin brachte. Die Bürger würden Kleopatra wahrscheinlich anbeten, doch der Senat würde ihren Anspruch auf Göttlichkeit weit von sich weisen. Rom hatte schon genug Götter. Der Senat würde es nicht wagen, sich gegen eine ausländische Geliebte auszusprechen, sie zur Frau zu nehmen dürfte jedoch in den noblen Häusern für mehr als nur für Missmut sorgen. Abgesehen davon wusste er nicht einmal genau, ob sie überhaupt mit ihm kommen würde.
»Du hast deinem General Brutus vergeben, nachdem er dich verraten hat«, sagte sie und schritt weiter. »Ein ungewöhnliches Verhalten für einen Anführer. Trotzdem respektieren sie dich. Mehr noch, sie verehren dich, wusstest du das? Sie würden dir überallhin folgen, und das nicht deiner Herkunft wegen, sondern aufgrund dessen, wer du bist.«
Julius klopfte hinter dem Rücken mit den Fingern einer Hand auf das Handgelenk der anderen und wusste nicht, was er darauf antworten sollte. »Mit wem du auch gesprochen haben magst«, sagte er nach einer kurzen Pause, »sein Mund ist mit ihm durchgegangen.«
Sie lachte auf und warf die Blume hinter sich auf den Weg. »Du bist ein eigenartiger Mann, Julius. Ich habe dich mit deinen Männern gesehen, weißt du nicht mehr? Du kannst so arrogant sein wie ein König, so arrogant, wie ich es bin. Wir passen sehr gut zusammen, aber ich glaube nicht, dass dir das langsame Tempo des Lebens hier behagen würde. Mein Land hat schon fünftausend Jahre des Lebens und des Todes erlebt. Wir sind unter dieser Sonne alt und müde geworden, und deine Männer sind im Vergleich dazu noch jung. Sie besitzen den Überschwang der Jugend und denken an nichts anderes als daran, wie ein Sommergewitter durch die Welt zu fegen. Im Vergleich zu meinem verschlafenen Alexandria ist das ein erschreckender Anblick,
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