Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Julius nicht von dem Zenturio erzählt, der tags zuvor über ihn gespottet hatte. Brutus war mit dem Mann in den Übungshof gegangen und hatte ihn dort beinahe zu Tode geprügelt.
Vielleicht wusste es Julius ja, dachte Brutus und sah ihn an.
»Octavian ist wütend, weil ich wieder meinen alten Posten innehabe«, sagte Brutus. »Oder vielleicht auch wegen deiner Vergnügungsreise auf dem Nil. Schwer zu sagen, was ihn mehr verärgert.«
Julius schüttelte erbost den Kopf. »Er will, dass ich meine letzten Jahre mit einschläfernden Senatsdebatten verbringe.« Er schnaubte verächtlich. »Vermutlich kommen wir den Jüngeren schon steinalt vor, zu nichts mehr nütze, als uns für vergangene glorreiche Tage gegenseitig auf die Schulter zu klopfen.«
Brutus musterte die drahtige, schlanke Gestalt seines Feldherrn, der von der Sonne dunkelbraun gebrannt war. Die Monate in Ägypten hatten Julius eher belebt, nicht zuletzt aufgrund der Aussicht, dass es endlich Frieden geben würde. Er und Brutus hatten Jahrzehnte des Krieges und der Entsagungen durchgemacht. Vielleicht war der Preis dafür einfach das Ende aller Mühen. Brutus konnte sich nicht vorstellen, dass er sich mit Vergnügungsfahrten zufrieden geben würde, wenn Pompeius noch am Leben wäre oder Sulla seine Stadt bedrohen würde.
Brutus konnte den Mann, der ihn in Pharsalus begnadigt hatte, nicht lieben, doch als Julius ihm in Alexandria ein Kommando übertragen hatte, hatte er für kurze Zeit ungetrübte Freude empfunden.
Er seufzte innerlich. Rom schien weit weg zu sein, aber er wusste, dass er an die Zukunft denken musste. Es lagen Jahre vor ihm, in denen er die Schande seines Überlaufens zu Pompeius vergessen konnte. Julius hatte ihm Verantwortung anvertraut, und diese Botschaft wurde von den Legionen sehr wohl registriert. Es war an der Zeit, eine Laufbahn wieder aufzunehmen, die in Pharsalus hätte beendet sein sollen. Letztendlich war Rom von Männern errichtet worden, die Niederlagen überlebt hatten.
Brutus blickte Julius ruhig an. Die alte Freundschaft fehlte ihm. Es gab kostbare Momente, in denen er dachte, dass zwischen ihnen ein Verständnis herrschte, das unmöglich in Worte zu fassen war. Dann wiederum empfand er ohne jede Vorwarnung eine alte Eifersucht und einen zerstörerischen Stolz. Vielleicht würde sich das mit der Zeit legen.
»Dies ist ein altes Land«, sagte Julius plötzlich und riss Brutus aus seinen Gedanken. »Es könnte ein zweites Rom sein, eine Zwillingshauptstadt des Imperiums. Ich bin noch nicht zu alt, um davon zu träumen. Ich weiß, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, aber ich möchte eine Zeit lang alles einfach vergessen und an der Seite meiner Königin den Nil bereisen.«
Brutus ließ den Kopf ein wenig sinken und wunderte sich über die Wortwahl. »Wirst du sie nach Rom mitnehmen?«, fragte er.
»Ich glaube schon«, antwortete Julius und lächelte bei der Vorstellung. »Sie bringt frisches Leben in meine Knochen. Mit ihr an meiner Seite könnte ich ein Imperium aufbauen, das sich mit dem von Alexander messen könnte. Es wäre passend, seine Stadt zum zweiten Herzen dieses Reiches zu machen.«
Brutus spürte, wie ihm kalt wurde. »Dann wirst du also ein König sein? Wie Ptolemäus?«
Julius wandte sich ihm zu, seine dunklen Augen schienen sich in seinen ältesten Freund zu bohren.
»Wie sollte ich mich deiner Meinung nach sonst nennen? Ich bin der erste Mann Roms. Rom steht an erster Stelle in der Welt.«
»Was ist mit meiner Mutter? Mit Servilia? Wirst du sie verstoßen, so wie du es mit Pompeia getan hast? Was ist mit deiner Frau Calpurnia? Willst du dich auch von ihr scheiden lassen?«
Julius zögerte. Er war blind gegenüber Brutus’ wachsendem Zorn. »Es ist zu früh, um derlei Dinge zu entscheiden. Sobald ich zu Hause bin, werde ich das Nötige veranlassen. Ich weiß, dass Calpurnia sich mir nicht in den Weg stellen wird.«
»Aber der Senat wird sich deinem Ehrgeiz in den Weg stellen«, sagte Brutus leise.
Julius lachte. »Das wird er nicht wagen, mein Freund. Die Senatoren werden mich ehren, und sie werden die Königin ehren, die ich nach Hause führe. Rom ist von Königen begründet worden. Es wird durch mein Blut wieder geboren.«
»Durch deine Tochter?«, erkundigte sich Brutus.
Julius blickte mit glänzenden Augen über die Stadt. Seine Finger legten sich um die steinerne Fensterbrüstung, als gehörte sie ihm bereits. »Ich kann die Neuigkeit nicht länger für mich behalten, Brutus. Es ist zu
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