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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Julius sie enttäuscht entschwinden. Er konnte kaum glauben, was er soeben erfahren hatte, und hätte ihr gern etwas nachgerufen, doch sie verschwand bereits mit leichten Schritten im Palast.
    Der Festlärm in Alexandria war laut genug, um die Ohren der Römer klingeln und taub werden zu lassen. Zimbeln und Hörner stöhnten und schmetterten auf jeder Straße, und die Stimmen der Menschen erhoben sich zu einem einzigen gewaltigen Freudenschrei, mit dem sie Ptolemäus in die Arme der Götter entsandten. Julius schauderte bei der Erinnerung an die letzten Riten, deren Zeuge er geworden war.
    Das Fleisch des jugendlichen Königs war trocken wie altes Leder gewesen, als die singenden Priester zum letzten Mal zu ihm gekommen waren. Kleopatra hatte nicht auf Julius’ Anwesenheit bestanden, doch er hatte sich von diesem allerletzten Ritus angezogen gefühlt, denn er wusste, dass er nie wieder die Gelegenheit haben würde, die ägyptischen Geheimnisse des Todes mitzuerleben.
    Er hatte zugesehen, wie die Priester einen aus Meteoreisen geformten Meißel nahmen und damit Ptolemäus’ Lippen mit einer schaukelnden Bewegung aufbrachen. Ohne den Übersetzer, den Kleopatra ihm zur Seite gestellt hatte, wäre Julius hoffnungslos verloren und von der offensichtlichen Entweihung des Leichnams entsetzt gewesen.
    »Osiris, der König, erwache!«, hatte der Priester gesagt. »Ich öffne deinen Mund für dich mit dem Eisen der Götter. Lebe wieder, werde jünger jeden Tag, während die Götter über dich wachen wie über einen der ihren.«
    Die Weihrauchschwaden hatten die schmächtige Gestalt des kindhaften Königs eingehüllt, und als die letzten Riten vollendet waren, waren die Priester nach draußen an die Luft getreten und hatten der Stadt die Nachricht verkündet. Das Grab war hinter ihnen mit Bronze, Gold und Messing versiegelt worden.
    Dann hatten die Hörner zu schmettern begonnen, waren tausendfach ertönt, ein Lärm, der immer lauter und lauter wurde, und jede Lampe und jedes Kohlebecken waren angezündet worden und hatten Alexandria unter dem Himmel erstrahlen lassen. Die Götter würden das Licht sehen und wissen, dass einer der ihren bereit war, zu ihnen zu kommen.
    Julius verfolgte das Festival des Todes von einem Fenster hoch oben im Königspalast aus. Brutus stand neben ihm. Octavian war mit vielen anderen Offizieren in die Stadt gegangen, um sich zu betrinken und mit den Frauen zu vergnügen. In der Todesnacht eines Königs gab es keine Tabus, und Julius hoffte nur, dass seine Männer das Gelage und die Ausschweifungen überstanden, ohne für größeren Ärger zu sorgen. Es war höchstwahrscheinlich eine trügerische Hoffnung, aber die Verantwortung würde eine Weile auf den Schultern eines anderen liegen. Kleopatras Barkasse schaukelte im Hafen auf den Wellen und wartete darauf, sie zur Küste zu bringen. Sie mussten ohne ihn zurechtkommen, bis er zurückkam. Die Neuigkeit, die Kleopatra ihm mitgeteilt hatte, überschattete alles andere.
    Als teilte er seinen Gedanken, ergriff Brutus, der den Blick über die taghell erleuchtete Stadt schweifen ließ, das Wort. Er spürte die eigenartige Erregung in Julius, auch wenn er den Grund dafür nicht kannte.
    »Weißt du schon, wann du zurückkommst?«
    »Bevor das Jahr zu Ende geht«, antwortete Julius. »Die Legionen haben hier ihre Quartiere. Sie haben sich eine Ruhepause verdient. Ich habe Briefe an Marcus Antonius nach Rom gesandt. In etwa einem Monat müsste der ausstehende Sold hier eintreffen. Lass sie sich hier häuslich niederlassen, Brutus, während sie auf mich warten. Lass sie fett und schläfrig werden.«
    »Da kennst du sie besser«, erwiderte Brutus. »Wir haben schon jetzt zwei von ihnen bestrafen müssen, weil sie in den Tempeln geplündert haben. Ich werde sie nach den ersten paar Wochen in die Wüste hinausführen müssen, sonst bleibt hier in Alexandria nichts mehr übrig, was nicht niet- und nagelfest ist. Schon jetzt dürften die Märkte in Rom bei unserer Rückkehr von Artefakten überschwemmt werden.«
    Julius lachte leise, und Brutus musste lächeln. Die dunkelsten Momente der Vergangenheit zwischen ihnen schienen vergessen zu sein, und auch seine Kraft kehrte allmählich wieder zurück. Jeden Tag, noch ehe die Sonne erwacht war, hatte Brutus eine Stunde schweißtreibender Schwertübungen mit Domitius absolviert. Er hatte einiges von der Schnelligkeit verloren, mit der er früher Wettkämpfe gewonnen hatte, doch er war nicht mehr schwach. Er hatte

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