Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
Vom Netzwerk:
konnte. Der junge Mann konnte sich von dem Juwel, das sich ihren Augen dort am Horizont darbot, nicht abwenden. Auch alle anderen in der Marschkolonne hatten diese Miene aufgesetzt, von den einfachen Legionären der Zehnten bis zu Julius selbst. Sie kamen als Sieger und marschierten mit dem Stolz, den sie sich verdient hatten. Brutus brachte es nicht fertig, sich als Teil ihrer Hoffnung und ihrer Herrlichkeit zu fühlen.
    Welche Freude konnte er in diesen Mauern finden? Er würde der Mann sein, dem Julius seinen Verrat vergeben hatte, ein Mann, über den geflüstert und auf den mit Fingern gezeigt werden würde, wenn er durch die Straßen seiner Stadt ging. Er würde seine Mutter wieder sehen, dachte er. Wenn sie Kleopatra sah, würde sie vielleicht verstehen, was ihn von Julius entfernt hatte. Seine Augen brannten, und er holte tief Luft und schämte sich. Er war schon in viele Städte eingezogen. Was war Rom ihm mehr als einfach eine weitere Stadt? Er würde es überstehen. Er würde durchhalten.
    Es kam ihm vor, als ritte er schon seit Jahren in diesen endlosen Marschreihen der Legionen. Julius war in Syrien als Bruderkönig aufgenommen worden, man hatte ihm Sklaven, Edelsteine und Waffen als Geschenk überreicht. Kleopatra hatte in seinem Schatten frohlockt und vielleicht zum ersten Mal verstanden, wie ein kleiner König Cäsar sah. Sie konnte ihre Freude daran nicht verbergen, den kleinen Ptolemäus Cäsarion vorzuzeigen, winzig und rot, wie er war. Der Herrscher von Syrien hatte viele Kinder, doch er hatte das Paar damit geehrt, dass er seinen Erstgeborenen Herodes vor sie geführt hatte, wo er sich vor dem Herrscher Roms verneigen musste. Der kleine Prinz hatte vor Aufregung gezittert, wie sich Brutus erinnerte.
    Er blickte nach hinten, wo die Königin vor allen Blicken verborgen in einer Kutsche lag, die eher einem bequemen, von Ochsen gezogenen Zimmer glich. Ihr Sohn war bei ihr, und seine unleidigen Schreie drangen durch die Nacht.
    In gewisser Weise war die Rückkehr nach Rom bislang wie ein gewaltiger Triumphzug gewesen. Der Prätor von Kreta hatte Julius die Hand geküsst und ihnen für die Dauer des Aufenthaltes sein eigenes Haus überlassen. Die Soldaten hatten sich durch die Privatvorräte des Prätors gegessen und getrunken, doch es hatte keinerlei Händel und keine Disziplinlosigkeiten gegeben. Allem Anschein nach hatten sie die Würde ihrer Stellung als Eskorte für Cäsar und seinen Sohn begriffen. Ihre Ergebenheit machte Brutus fast krank.
    Zuerst hatte es ihn schockiert, mächtige Männer vor Julius niederknien zu sehen. Brutus hatte seinen Freund mit Cabera oder Renius fluchen und spucken und wie ein zänkisches altes Weib streiten sehen. Er hatte ihn als Knaben gekannt, und diese kriecherische Unterwerfung der Würdenträger kam ihm obszön vor. Sie kannten Cäsar nicht. Sie sahen nur den Umhang und die Soldaten. Sie hatten die Berichte gelesen und von seinen Siegen gehört und eine Maske für den unbedeutenderen Mann dahinter geschaffen. Brutus hatte gesehen, wie viel Vergnügen Cäsar diese Behandlung bereitete, und diese Erkenntnis nagte an ihm wie ein Wurm.
    Am schlimmsten war es in Griechenland gewesen, wo man Brutus kannte. Vielleicht war er während des Jahres in Alexandria durch seine Stellung geschützt gewesen. Er hatte vergessen, wie schmerzvoll es war, wenn einem alte Freunde den Rücken zudrehten und andere feixten, wenn sie ihn neben Julius reiten sahen. Labienus war dort gewesen, die Augen voll heimlicher Belustigung, als er Brutus wieder im Dienst seines Generals sah.
    Hätte Pompeius gewonnen, wäre Brutus reich belohnt worden, das wusste er. Vielleicht hätte er sich sogar selbst zum Konsul wählen lassen, und die launischen Wähler hätten dem Mann ihre Stimme gegeben, der das Wohl Roms vor seine Freundschaft gestellt, der sie von einem Tyrannen erlöst hatte. Mit nur einer einzigen Schlacht, der von Pharsalus, hätte er sein ganzes Leben in neue Bahnen lenken können. Das schmerzte ihn am meisten, sagte er sich. Nicht, dass man ihm verziehen hatte, sondern dass er so dicht davor gestanden hatte, alles zu haben. Manchmal glaubte er sogar selbst daran.
    Die Straße nach Rom war nicht leer. Marcus Antonius hatte die Stadtlegion unter Ahenobarbus hinausgeschickt, um sich links und rechts des Pflasters so weit wie möglich nach Westen aufzureihen. Jedes Soldatenpaar, das Julius erreichte, salutierte steif. Auch sie hatten ihre Sache gut gemacht, musste Brutus zähneknirschend

Weitere Kostenlose Bücher