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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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sie in seine Richtung hoben, bevor sie tranken. Sie sahen erholt und sonnengebräunt aus, besonders Ciro. Er wäre ohne weiteres als Ägypter durchgegangen. Octavian hatte eine neue Narbe auf der Wange, die sich deutlich von seiner Haut abhob. Von allen benahm er sich am reserviertesten, und Julius vermisste die freundschaftliche Leichtigkeit ihrer gemeinsam verbrachten Jahre. Er war beinahe sechs Monate weg gewesen und fühlte sich unbehaglich angesichts der Fremdheit, die sich zwischen sie geschoben hatte.
    »Soll ich einen offiziellen Bericht verlangen, meine Herren?«, fragte er. »Oder sollen wir trinken und plaudern, bis die Sonne untergeht?«
    Regulus lächelte, doch die anderen waren merkwürdig zurückhaltend. Octavian war derjenige, der das Schweigen brach.
    »Ich freue mich, dich wieder hier bei uns zu haben, Herr«, sagte er.
    Brutus starrte den jungen Mann mit einem Ausdruck an, der höfliches Interesse hätte sein können. Julius fragte sich, was zwischen den beiden vorgefallen sein mochte. Er hatte keine Lust, von Streitigkeiten und Animositäten zu hören. Seine Zeit auf dem Nil hatte derlei Dinge nebensächlich werden lassen.
    »In der Stadt ist alles ruhig, Julius«, sagte Brutus, »wie man wohl annehmen kann, wenn sich hier an die dreißigtausend Soldaten aufhalten. Es gab ein paar Plünderungen, und einige Männer sind draußen in der Wüste zum Strafdrill. Nichts, was wir nicht in den Griff bekommen hätten. Wir haben der Stadt ein ordentliches Abwassersystem verpasst und im Hafen ein bisschen für Ordnung gesorgt. Abgesehen davon war es für einige von uns eine sehr angenehme Ruhepause. Wie geht es der Königin?«
    Julius nickte Brutus zu, dankbar für seine knappen und klaren Worte. »Sie wird in ein paar Wochen niederkommen«, sagte er, und seine Augen wurden bei dem Gedanken weicher.
    »Ein Sohn und Erbe«, sagte Brutus. Julius sah nicht, wie er dabei zu Octavian hinüberblickte. »Du wirst bei deiner Rückkehr Frieden mit Calpurnia schließen müssen.«
    Julius nickte und trank einen Schluck Wein. Der Gedanke an seine letzte Ehefrau, die an seiner Schulter weinte, war nicht sehr angenehm. »Als ich sie zur Frau nahm, habe ich das hier unmöglich vorausahnen können«, sagte er nachdenklich. »Seit ich nach Griechenland aufgebrochen bin, ist so viel geschehen.«
    »Fahren wir also nach Hause, wenn das Kind geboren ist?«, fragte Octavian plötzlich.
    Julius sah ihn an und spürte eine Anspannung, die er sich nicht erklären konnte. »Ja. Ich lasse zwei Legionen zurück, um den Frieden zu wahren. Ich schreibe Marcus Antonius, damit er eine neue Galeerenroute für den Sold und die Befehle einrichtet. Bei den Göttern, wie ich mich freue, ihn wieder zu sehen. Ich habe die Stadt sehr vermisst. Allein darüber zu reden, weckt das Verlangen, Rom wieder zu sehen.«
    Er ließ den Blick von einem zum anderen wandern und schien sich zusammenzureißen.
    »Wir nehmen die sterblichen Überreste des Pompeius mit, damit sie in der Stadt beerdigt werden können, und ich lasse ihm eine Statue errichten, vielleicht sogar in seinem eigenen Theater. Selbst jetzt noch macht mir sein Tod zu schaffen. Ich habe meiner Tochter geschrieben und es ihr berichtet, und ich werde ihn schon um ihretwillen im Tode ehren.«
    Er unterbrach sich und starrte ins Leere. Seit Pharsalus war ein Jahr vergangen, und die Erinnerung an die Überschreitung des Rubikon schien bereits unendlich fern. Die Zäsur in seinem Leben, die sich auf dem träge dahinfließenden Nil ergeben hatte, hatte ihn verändert, begriff er. Die anderen Männer im Raum wirkten noch immer wie zähe Wölfe, abgehärtet durch lange Jahre des Kampfes und der Strapazen. Er fühlte sich nicht mehr im Gleichschritt mit ihnen.
    »Es wird bestimmt eigenartig, die Republik nach so vielen Jahren der Auseinandersetzung wiederherzustellen«, murmelte Octavian und starrte in seinen Weinbecher. »Die Stadt wird dich als Retter der Tradition willkommen heißen.« Es kostete ihn einiges an Anstrengung, aufzuschauen und Julius’ nachdenklichem Blick zu begegnen.
    »Gut möglich«, sagte Julius. »Ich muss erst sehen, wie sich die Dinge dort entwickelt haben.« Er bemerkte den Schimmer der Hoffnung in Octavians Augen nicht, als er sich aus einem Silberkrug Wein nachgoss. »Nichts bleibt, wie es ist«, fuhr er fort. »Ich habe auf diesem trägen Fluss viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Mir wurde die Gelegenheit gegeben, Rom so groß zu machen wie keine andere Stadt jemals zuvor.

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