Imperator 04 - Die Götter des Krieges
zugeben. Rom war während Julius’ Abwesenheit wohl behütet gewesen. Es wäre eine Art höherer Gerechtigkeit gewesen, hätte jemand die Stadt angegriffen, während Julius seine Pflicht am Nil vernachlässigte, aber nein, die Götter hatten Rom mit Frieden gesegnet, als seien auch sie gewillt gewesen, zu ruhen, bis Cäsar einmal mehr die Zügel in die Hand nahm.
Die Griechen hatten abermals rebelliert und sich dazu den schlechtestmöglichen Zeitpunkt ausgesucht, sodass die Kämpfe begonnen hatten, just als Julius dort gelandet war. Brutus taten die Männer fast Leid, die sich gegen ihre römischen Herren erhoben hatten. Labienus hätte den Aufstand auch allein niederschlagen können, aber Julius hatte eingegriffen. Die Männer meinten, dass er damit seine Verantwortung als Erster in Rom gezeigt und bewiesen hatte, dass alle Länder seinem Befehl und seinem Willen unterstanden. Brutus vermutete eher, dass er Kleopatra zeigen wollte, wozu seine Legionen imstande waren.
Die Schlacht war im Vergleich zu einigen anderen, die sie geschlagen hatten, ein lächerliches Geplänkel gewesen. Julius war mit seinen Generälen und seiner Königin dorthin geritten, wo sich das griechische Heer erhoben hatte. Brutus lief es bei dem Gedanken an die brüllenden Krieger, die bergauf gegen die römischen Stellungen anstürmten, immer noch eiskalt den Rücken hinunter. Natürlich waren sie müde gewesen, als sie endlich oben angekommen waren. Die Rebellion war nach ein paar Stunden beendet, ein weiteres Gemetzel im Kielwasser Roms.
Schließlich war die Flotte in Ostia gelandet, westlich der Stadt. Julius war niedergekniet, um den Boden zu küssen. Seine Legionen hatten ihm laut zugejubelt, und der erste Vorgeschmack der Begeisterung, die Rom ergriffen hatte, war in diesen westlichen Dörfern und Städtchen zu spüren gewesen. Alles rannte und drängte, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Alle trugen ihre besten Kleider, und die Frauen hatten ihr Haar mit ebenso viel Sorgfalt geflochten wie zum Fest der Bona Dea. Kinder wurden hochgehalten, so wie er sein eigenes im Forum emporhalten wollte.
Auch die Pferde spürten die Aufregung ringsum und warfen schnaubend die Köpfe hoch. Der Jubel wurde lauter, als die Legionen sich Rom näherten und sahen, dass die schweren Westtore für sie offen standen. Die Mauern waren von winkenden Bürgern besetzt, doch immer noch ließen sich die Soldaten nicht dazu hinreißen, aus der Disziplin auszubrechen und zurückzuwinken. Sie lächelten, ihre Beine spürten keine Müdigkeit mehr, und sie blickten auf die Fackeln und Mauern, als hätten sie die Stadt noch nie gesehen.
Hinter dem Tor erblickte Brutus die weißen Togen der Senatoren. Er fragte sich, was sie wohl zu Julius’ Zukunftsplänen sagen würden. Hatten sie eine Vorstellung davon, was für eine Macht sie hier so vertrauensvoll willkommen hießen? Falls sie erwarteten, dass das Alter das Feuer in Julius besänftigt hätte, sahen sie einer großen Enttäuschung entgegen. Er war verjüngt, als hätten Kleopatra und sein Sohn einen neuen Zauber in sein Leben gebracht. Rom sollte erzittern, dachte Brutus, aber Cicero war kein Narr. Ganz gleich, was der Senator befürchtete, es gab in diesem Augenblick niemanden, der seine warnende Stimme hätte erheben können. Manchmal ist es besser, man lässt eine Welle über sich zusammenbrechen und sammelt die Reste auf, wenn sie vorübergezogen ist.
Hörner ertönten, zuerst am Tor und dann in der gesamten Stadt, als jedes alte Bronzeinstrument an die Lippen gesetzt und kräftig hineingestoßen wurde. Julius gab seinem Pferd die Fersen, um sich ein Stück vor die erste Reihe seiner Zehnten zu schieben. Er duckte sich nicht, als er unter dem Torbogen hindurchritt, und hob die Hand zum Gruß für das Volk, das von allen Seiten auf ihn zudrängte. Er war wieder zu Hause.
Julius stand auf den Stufen des Senats über dem Forum, auf dem sich die Menschen dicht an dicht drängten. Er hob die Arme, damit Ruhe einkehrte, erzielte aber nicht die gewünschte Wirkung. Daraufhin gab er zweien seiner Männer ein Zeichen, woraufhin sie in die Cornicen der Legion bliesen, doch selbst jetzt beruhigte sich die Menge nur widerstrebend. Er blickte zu Marcus Antonius hinüber, und die beiden Männer grinsten einander an.
Als die Menge endlich verstummt war, erfreute sich Julius daran, einfach dazustehen und den Blick über Rom wandern zu lassen, den herrlichen Anblick zu genießen. Von den Stufen unter ihm schauten
Weitere Kostenlose Bücher