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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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wäre das in einem ganz anderen Leben geschehen.«
    »Aber du hast deine Zeit nicht verschwendet«, erwiderte Marcus Antonius, und sie sahen einander lächelnd an, während sie an diese Jahre zurückdachten. Wie immer sah Marcus Antonius so makellos aus, als sei er aus bestem römischem Stein gehauen. Manchmal ärgerte es Julius, dass Marcus Antonius von allen Männern, die er kannte, am meisten wie ein echter Konsul aussah. Er hatte ein ausdrucksvolles Gesicht und eine kräftige Statur, gepaart mit einer natürlichen Würde. Julius hatte gehört, dass die Frauen Roms bei seinem Erscheinen unruhig wurden und erröteten.
    Julius sah zu dem größeren Mann auf. Er wusste, dass er mit der Entscheidung, ihn dem Senat vorstehen zu lassen, die richtige Wahl getroffen hatte. Seine Loyalität unterschied sich wesentlich von der des Regulus, bei dem ein achtlos hingeworfener Satz für einen Feind den Tod auf schnellen Schwingen zur Folge haben konnte. Marcus Antonius liebte die alte Republik aus tiefstem Herzen und würde sie wieder aufleben lassen, sobald Julius nach Griechenland zog. Außerdem verachtete er angeborenen, zur Schau gestellten Reichtum, und Julius wusste, dass er ihm vertrauen konnte. Es bedeutete eine große Erleichterung für ihn, dass seine geliebte Stadt nicht unter seiner Abwesenheit leiden würde. Unter allen Männern wusste er am besten, wie zerbrechlich und anfällig der Frieden war, und er hatte seine Lektion durch Milo und Clodius gelernt, als er selbst sich weit entfernt in Gallien aufgehalten hatte. Rom brauchte eine feste Hand und Frieden, um zu gedeihen. Das hätte Pompeius der Stadt niemals bieten können.
    Julius lächelte sarkastisch, denn er wusste genau, dass auch er nicht der richtige Mann war, eine friedliche Stadt zu regieren. Die Eroberungen Galliens und Britanniens hatten ihm zu viel Spaß gemacht, als dass er jetzt ernsthaft damit zufrieden wäre, seine letzten Jahre mit langweiligen Debatten zuzubringen. Er befasste sich gerne mit dem Gesetz, solange er es ändern konnte, um es seinen Vorstellungen anzupassen. Doch die langwierige Bürokratie, die der Verabschiedung und Umsetzung dieser Gesetze notgedrungen folgte, wäre wie ein schleichender Tod. Genau wie Pompeius brach er gerne aus der Bequemlichkeit aus, entdeckte neues Terrain und stellte sich neuen Aufgaben. Irgendwie schien es eine Fügung des Schicksals, dass sich die letzten Löwen Roms endlich gegenüberstehen sollten. Selbst ohne Pompeius’ Herausforderung hätte er die Macht, zumindest für eine gewisse Zeit lang, an Marcus Antonius abgegeben. Dann wäre er vielleicht losgezogen, um Afrika zu erobern oder, den Fußstapfen Alexanders folgend, nach Osten, in die fremdartigen Länder, die dieser dort beschrieben hatte.
    »Sollen wir endlich zu unserem Volk sprechen, Konsul?«, fragte er lächelnd und winkte einem Zenturio der Zehnten.
    Die Soldaten am Fuße der Plattform schlugen dreimal die Speere gegen die Schilde, und allmählich kehrte Ruhe ein. Einen Augenblick hörte man sogar die leichte Brise, die über das Marsfeld hinwegstrich. Die Menge stand abwartend und respektvoll vor ihnen. Doch dann fingen einige an zu jubeln, und auch der Rest fiel ein, noch ehe Julius zum Sprechen ansetzen konnte. Der Jubel tausender Kehlen erhob sich gen Himmel, von dem die Sonne unbarmherzig niederbrannte.
    Julius schaute zu Marcus Antonius hinüber und sah erstaunt Tränen in seinen Augen glitzern. Er selbst empfand den Augenblick nicht so stark. Vielleicht, weil er mit dem Kopf schon beim nächsten Feldzug war oder weil er schon einmal Konsul gewesen war. Er beneidete seinen Gefährten und konnte seine Regungen nachvollziehen, auch wenn er das Gefühl selbst nicht mehr teilte.
    »Möchtest du zuerst sprechen?«, fragte er ihn leise.
    Zum Dank für das Angebot senkte Marcus Antonius den Kopf. »Nach dir, General. Sie gehören dir.«
    Julius legte die Hände auf das Holzgeländer, das seine Männer genau in der von ihm gewünschten Höhe für ihn gezimmert hatten. Er holte tief Luft und hob die Stimme.
    »Die Zenturien haben heute gewählt und ihr Zeichen auf dem Boden unserer Väter hinterlassen. Marcus Antonius und ich, wir stehen hier vor euch als Konsuln, und Pompeius wird eure Stimmen selbst weit weg in Griechenland vernehmen. Er wird erfahren, dass sein abwesender Senat ersetzt worden ist. Das ist unsere Botschaft an ihn: Kein Mensch ist mehr wert als Rom, kein einziger Mann bedeutet mehr als ihr alle zusammen, die ich euch heute

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