Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Widerworten, die ihm im Laufe dieses endlosen Tages anscheinend allenthalben entgegengebracht wurden. Er blickte auf die sanft auf den Wellen schaukelnde Galeere und sehnte sich danach, das Land endlich hinter sich zu lassen.
Gaditicus’ Blick wanderte über die Kolonne der Männer, die darauf warteten, an Bord gehen zu dürfen. Sein ganzes Leben lang hatte er Befehle befolgen müssen, und obwohl dieser hier ihm falsch vorkam, blieb ihm letztendlich keine andere Wahl.
»Bei so vielen Leuten wird es aber ganz schön eng. Ein Sturm, und wir gehen unter«, sagte er mit dem letzten Rest Widerspenstigkeit.
Brutus rang sich ein Lächeln ab. »Wir werden es schon schaffen«, sagte er und drehte sich zu Seneca. »Bring sie an Bord.«
Seneca salutierte abermals und ging zurück zu seinen Männern. Der Steg erbebte unter ihren Schritten, als die Kolonne näher kam und die ersten Marschreihen über die Planken auf das breite Deck stiegen.
»Warum willst du eigentlich gegen Cäsar kämpfen? Das hast du nicht gesagt«, murmelte Gaditicus.
»Weil es böses Blut zwischen uns gibt«, erwiderte Brutus ehrlicher, als er es eigentlich vorgehabt hatte.
Gaditicus nickte bedächtig. »Ich für mein Teil würde mich nicht gerne gegen ihn stellen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er je eine Schlacht verloren hätte«, sagte er nachdenklich.
Genau wie er gehofft hatte, wurde Brutus wütend. »Diese Geschichten sind maßlos übertrieben«, erwiderte er nur.
»Das will ich hoffen. Um deinetwillen«, antwortete Gaditicus.
Es war nur eine kleine Rache dafür, dass er hatte zurückstecken müssen, aber er genoss Brutus’ Gesichtsausdruck, auch wenn sich der General bei diesen Worten rasch weggedreht hatte. Gaditicus konnte sich noch an das letzte Mal erinnern, als er in Griechenland gewesen war. Der junge Cäsar hatte damals den Angriff auf das Lager des Mithridates angeführt. Wenn Brutus das gesehen hätte, würde er es sich vielleicht noch einmal überlegen, Pompeius als seinen neuen Herren zu wählen. Gaditicus hoffte, dass der arrogante Feldherr in der silbernen Rüstung seine Lektion lernte, wenn die Zeit reif war.
Als der letzte Wachsoldat an Bord gekommen war, folgte ihm Gaditicus und ließ Brutus allein auf dem Steg stehen. Im Westen ging die Sonne unter, und er konnte nicht mehr in die Richtung blicken, in der Rom lag. Brutus holte tief Luft und richtete sich auf. Dann bestieg er das Schiff, das sachte im Wasser schaukelte. Er hatte sie alle zurückgelassen, und eine Zeit lang konnte er kein Wort hervorbringen, weil ihn die Erinnerungen übermannten.
Die Taue wurden eingerollt und aufgehängt, als das Schiff in See stach. Der rhythmische Gesang der Sklaven an ihren Rudern unter Deck wirkte wie ein Wiegenlied unter seinen Füßen.
8
Für die Dauer der Wahl blieben die Stadttore Roms verschlossen. Die Menschenmenge auf dem Campus Martius lärmte so fröhlich, als sei die Konsulwahl ein öffentlicher Feiertag und nicht die öffentliche Zurückweisung des Pompeius und seines Senats. Die Sonne brannte auf alle herab, und viele geschäftstüchtige junge Familien verlangten eine Bronzemünze dafür, dass man im Schatten ihrer Sonnensegel sitzen durfte, die sie auf die große Freifläche hinausgeschleppt hatten. Der Geruch brutzelnden Fleisches, die Gespräche, das Gelächter und das Geschrei der Händler vermischten sich zu einem fröhlichen, sinnlichen Durcheinander, das sich sehr nach Leben und Zuhause anfühlte.
Julius und Marcus Antonius waren die Stufen zu der Plattform hinaufgestiegen, die die Legionszimmermänner für sie errichtet hatten. Jetzt standen sie in weißen, mit Purpur geränderten Togen nebeneinander. Als siegreicher Feldherr trug Julius den Lorbeerkranz, dessen frische Blätter mit Golddraht zusammengehalten wurden. Man sah ihn selten ohne diesen Kranz in der Öffentlichkeit, und einige argwöhnten, er trage ihn auch, um den kahl werdenden Schädel darunter zu verstecken.
Die Zehnte war in schimmernden, frisch polierten Rüstungen als Wache für die Konsuln aufmarschiert. Die Soldaten hielten ihre Speere und Schilde bereit, um das Signal zum Schweigen zu geben. Im Augenblick war Julius es noch zufrieden, einfach nur dazustehen und über die Köpfe der versammelten Menge hinwegzuschauen.
»Das letzte Mal, als ich hier zum Konsul gewählt worden bin, hatte ich Gallien noch vor mir«, sagte er zu Marcus Antonius. »Damals waren Pompeius, Crassus und ich noch Verbündete. Jetzt scheint es mir fast, als
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