Imperator 04 - Die Götter des Krieges
gehe ich auch hin.«
Brutus streckte den Arm aus und schlug ihm anerkennend auf die Schulter. »Es war ein Vergnügen, mit dir zu dienen, Seneca. Und jetzt hör auf zu grübeln. Wir werden gewinnen!«
13
Trotz des schweren Winterumhangs, der ihn gegen die schlimmste Kälte schützte, fror Pompeius unter seiner Rüstung erbärmlich. Die einzige Wärme in seinem Körper schien sich auf die bittere Flüssigkeit zu konzentrieren, die ihm aus dem Magen bis in die Kehle stieg und ihn schwächte. Die brachliegenden Felder waren von eisverkrusteten Erdschollen übersät, auf denen sie nur sehr langsam vorankamen. Als junger Mann hatte er auch die schlimmsten Umstände eines Feldzuges mit einem Schulterzucken abtun können, aber jetzt biss er nur die Zähne zusammen, damit man sie wenigstens nicht laut klappern hörte. Aus den Nüstern seines Pferdes stieg eine doppelte Dampffahne auf, und zerstreut tätschelte Pompeius dem Tier den Nacken. Seine Gedanken waren bei dem Heer, das er in der Ferne vor sich sehen konnte.
Einen günstigeren Aussichtspunkt hätte er sich gar nicht wünschen können. Cäsars Legionen hatten sich vierzig Meilen östlich von Oricum positioniert, am Rande einer von Wäldern umgebenen Ebene. Pompeius’ Späher hatten eine kleine Anhöhe erreicht und waren dann sofort umgekehrt, um dem Hauptheer davon zu berichten. An Brutus und Seneca waren sie achtlos vorbeigezogen, und nun war Pompeius nach vorne geritten, um persönlich in Augenschein zu nehmen, was sie entdeckt hatten. In misstrauischem Schweigen blickte er jetzt auf die Ebene hinab.
Die beißend kalte Luft hatte wenigstens den Nebel vertrieben, und obwohl Cäsars Truppen etwa zwei Meilen entfernt lagen, waren sie gegen das struppige Gras der Ebene sehr gut auszumachen. Aus dieser Entfernung wirkten sie nicht sehr bedrohlich, eher wie ein paar winzige Metallbroschen, die man in den harten Boden gesteckt hatte. Das Lager dort lag so still da wie die bewaldeten Flecken, die die angrenzenden Hügel bedeckten. Pompeius runzelte die Stirn.
»Was treibt er da?«, murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Einerseits hatte er sich darüber gefreut, den Feind in Reichweite zu haben, aber dann hatte sein vorsichtiges Wesen wieder die Oberhand gewonnen. Wenn es ums Überleben ging, würde sich Julius niemals auf eine einfache bewaffnete Auseinandersetzung verlassen. Die Ebene, auf der er sein Heer zusammengezogen hatte, war für einen Angriff hervorragend geeignet, und Pompeius wusste auch, dass seine Reiterei die zahlenmäßig weit unterlegeneren Extraordinarii, die Julius nach Griechenland mitgebracht hatte, mit Leichtigkeit zerschlagen würde. Doch die Versuchung war zu offensichtlich und zu groß, und Pompeius schüttelte den Kopf.
»Wie viele Legionen kannst du ausmachen, Labienus?«, fragte er.
»Nur sechs, Herr«, erwiderte Labienus sofort. Seiner düsteren Miene nach zu urteilen, nahm Pompeius an, dass er dieselben Zweifel hegte.
»Wo also steckt die siebte? Womit ist die wohl gerade beschäftigt, während wir hier stehen und den Rest betrachten? Schick die Späher in einem größeren Umkreis aus. Ich will wissen, wo sie sind, bevor wir weiterziehen.«
Labienus gab den Befehl, und die schnellsten Kavalleriepferde stoben in alle Richtungen davon.
»Haben sie uns schon gesehen?«, erkundigte sich Pompeius.
Statt einer Antwort deutete Labienus zu einem weit entfernten einsamen Reiter hinüber, der am Rand der felsigen Baumgrenze entlangtrabte, die die Ebene begrenzte. Gerade als die beiden Männer hinüberblickten, hob der Mann eine Flagge und gab Julius’ Streitkräften ein Zeichen.
»Das gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte Pompeius. »Diese Wälder dort können alles Mögliche verbergen. Andererseits sieht es so derart offensichtlich nach einer Falle aus, dass ich mich frage, ob es nicht genau das ist, was wir denken sollen.«
»Ihr habt mehr als genug Männer, Herr. Mit Eurer Erlaubnis werde ich eine einzige Legion vorschicken. Vielleicht die Kohorten mit General Brutus, Herr.«
»Nein. Wenn es eine Falle ist, wird sie bei so wenigen Männern nicht zuschnappen. Er würde sie nur nahe genug heranlassen und erst dann vernichten. Wir würden die Männer umsonst verlieren. Und bevor ich nicht mehr Informationen habe, würde ich ungern weitere Männer ausschicken. Sag den Männern, sie sollen wegtreten, bis die Späher zurück sind. Gib ihnen etwas Warmes zu essen und sag ihnen, sie sollen sich auf alles gefasst
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