Imperator 04 - Die Götter des Krieges
genügend Zeit, um die ganze Gegend mit Fallen zu versehen.« Pompeius’ Gesichtsausdruck blieb unverändert, und Brutus redete drängender auf ihn ein. »Er kennt uns beide sehr genau, Herr. Deshalb erwartet er von uns ja auch, dass wir abwarten und seine Pläne abwägen, bevor wir zuschlagen. Wenn wir ihn jetzt angreifen, können wir sie noch vor Einbruch der Dunkelheit empfindlich treffen. Wenn wir uns dann zurückziehen müssen, haben wir unsere Truppenmoral durch einen ersten Sieg gehoben und sein Selbstvertrauen beschädigt.«
Als Brutus geendet hatte, machte Pompeius nur eine kleine Geste mit der Zügelhand. Labienus verstand und lenkte sein Pferd neben Brutus.
»Du hast deine Befehle, General«, sagte er.
Brutus sah ihn an, und Labienus erschrak über das, was er in diesem kurzen Blick lesen konnte. Dann salutierte Brutus wieder und ritt zurück zu den vordersten Reihen.
Pompeius trommelte nervös mit den Fingern auf seinem Sattelknauf, ein Zeichen der Anspannung, die Brutus verursacht hatte. Während des Marsches sagte Labienus kein Wort und überließ Pompeius seinen eigenen Gedanken.
Die Späher lieferten jede Stunde einen aktuellen Bericht ab, um sie auf Kurs zu halten, wenn der Sichtkontakt mit dem Hauptheer unmöglich war. Die Winternacht brach schnell herein, und mit wachsender Ungeduld wartete Pompeius darauf, dass die feindlichen Legionen anhielten.
»Wenn sie nicht bald Halt machen, müssen sie die Nacht auf offenem Gelände verbringen«, sagte Pompeius verärgert. »Die Hälfte von ihnen wird erfrieren.«
Er blinzelte durch die Schatten der Bäume in die Ferne, obwohl nichts mehr zu erkennen war. Der Feind war in der Dunkelheit verschwunden, doch der vorderste Späher meldete durch die Reihen hindurch immer noch ihr weiteres Vorrücken. Pompeius biss vor Kälte wieder die Zähne aufeinander und fragte sich, ob auch diese Situation nur eine Prüfung war. Vielleicht hoffte Julius auch, sie einfach abzuhängen oder sie sich über die griechischen Ebenen zu Tode marschieren zu lassen.
»Vielleicht haben sie ja bereits ein Lager vorbereitet, Herr«, sagte Labienus.
Seine Lippen waren taub, und er wusste, dass Pompeius den Männern entweder Zeit zum Ausruhen gewähren musste, oder sie würden vor Erschöpfung umfallen. Als Pompeius weiterritt, als sei ihm das Leiden der Männer um ihn herum völlig gleichgültig, unterdrückte er jedes Anzeichen von Unmut. Er wollte seinen Oberbefehlshaber nicht direkt dazu auffordern, doch wenn sie nicht bald das Lager aufschlugen, riskierten sie, viel von der Schlagkraft zu verlieren, an der sie so hart gearbeitet hatten.
Das Geräusch herangaloppierender Hufe riss die beiden Männer aus ihren Gedanken und lenkte sie augenblicklich von der Kälte ab. »Sie haben angehalten, Herr!«, berichtete der Späher. »Eine kleine Gruppe reitet auf uns zu.«
Pompeius hob den Kopf wie ein Hund, der Witterung aufgenommen hatte. »Wie viele?«, fragte er forschend.
Selbst in dem spärlichen Restlicht konnte Labienus unschwer erkennen, dass sich der Späher vor Kälte kaum noch im Sattel halten konnte. Er brachte sein eigenes Pferd näher heran und nahm dem jungen Mann die Zügel aus den steif gefrorenen Händen. »Dein General hat dich gefragt, wie viele auf uns zukommen«, wiederholte er.
Der Späher blinzelte und versuchte sich zusammenzureißen. »Drei, Herr, mit einer Parlamentärsflagge«, erwiderte er schließlich.
»Lass ein befestigtes Lager errichten, Labienus«, sagte Pompeius nach einer Bedenkpause. »Bis sie hier ankommen, will ich hohe Wälle um uns herum haben. Bei ihrer Rückkehr werden sie Cäsar mit Sicherheit jedes kleinste Detail berichten. Also sieh zu, dass es nichts auszusetzen gibt!« Er hielt wieder inne und streckte den Rücken, um sein Unwohlsein zu verbergen. »Und schick meinen Physicus zu mir. Ich brauche ein wenig von seiner Kreidemilch, um meinen Magen zu beruhigen.«
Labienus schickte Männer los, die den Befehl ausführen sollten. So durchgefroren und müde sie auch waren, das Heer aus fünfzigtausend Männern würde ohne weitere Umstände einen Wall rings um die Lager ziehen. Derlei Arbeiten waren ihnen nach der vielen Übung in Fleisch und Blut übergegangen, und erfreut sah er schon bald, wie die Rechtecke erkennbare Form annahmen. Das Geräusch der Axthiebe war ihm vertraut, und er entspannte sich ein wenig. Pompeius hatte den Lagerbau zu lange aufgeschoben, musste Labienus sich in Gedanken eingestehen. Ein Teil der Arbeiten
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