Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
immer, richtige Kerle stehen auf salzige oder gar scharfe Sachen“, konnte ich es nicht lassen, ihn zu ärgern. Das behauptete zumindest Colin immer.
„Was?!“ Ben sah mich schockiert an. „Nur Männer, die zugeben, dass sie verrückt nach Süßem sind und ab und an mal so richtig heulen, sind richtige Männer! Richtige Kerle können auch rosa tragen und total alberne Sachen machen, ohne einen Deut ihrer Männlichkeit zu verlieren!“
Er reckte übertrieben stolz das Kinn und brachte mich nur noch mehr zum Lachen. Meine schlechte Laune begann langsam zu verfliegen. Es war erstaunlich leicht, sich in Bens Gegenwart zu entspannen und man selbst zu sein.
„Trägst du manchmal rosa?“ fragte ich grinsend, während wir weiter in der Schlange vorrückten. Es störte mich kaum noch, dass das Café heute so übervoll war.
„Immer!“ sagte er mit hocherhobenem Haupt.
Ich musterte ihn kurz und hob eine Augenbraue. „Lass mich raten… Rosa Ringelsöckchen?“
„Dicht dran, aber leider daneben.“
Ich lachte nur noch mehr. „Okay, ich glaub, ich frag lieber nicht weiter.“
Er grinste breit, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Kuchentheke. „Was sagst du zu zwei Stücken Strawberry-Cheesecake und zwei Stücken Banoffee-Pie? Wir können ja dann halbe-halbe machen.“
Ich hob enthusiastisch beide Daumen und dann waren wir auch schon dran. Der Kaffee war schnell bestellt und ebenso schnell hatten wir die Becher und den verpackten Kuchen in der Hand und konnten zurück zu dem Rest unserer kleinen Gruppe kehren. Natürlich war Colin damit beschäftigt, Anna gerade eine irrsinnig komische Anekdote zu erzählen und sie somit erfolgreich zum Lachen zu bringen – Warum musste sie nur so verdammt hübsch dabei aussehen? – und ich hoffte inständig, dass er sich dabei nicht schon verplappert hatte oder dies noch in seinen weiteren Flirtversuchen tun würde.
Das war auch der einzige Grund, warum ich die beiden unhöflich mit einem viel zu fröhlichen „Hier ist euer Kaffee!“ unterbrach – und nicht weil mich dieser niederträchtige Gefühlsmix aus Eifersucht und Panik dazu anstachelte. Nein. Ganz bestimmt nicht.
„Und was ist das?“ fragte Colin neugierig, als er seinen Kaffee entgegengenommen hatte, und wies auf das Päckchen in meiner Hand.
Ben und ich sahen uns an und schmunzelten.
„Lockmittel für die Kakerlaken“, behauptete ich.
„Die sind hier in London wahre Feinschmecker“, ergänzte Ben zu meiner Freude und wir lachten alle – Colin tat das allerdings etwas verkrampft. Wie schon erwähnt – er mochte es nicht, ungewollt Mittelpunkt eines Witzes zu sein, was mich diese Situation ganz besonders genießen ließ.
Nur wenig später saßen wir alle zusammen in Bens Auto und fuhren Richtung Hampstead, wo sich nicht nur unser Apartment, sondern – so hatte es der Zufall gewollt – auch Bens Wohnung befand. Er hatte aus einem mir unerfindlichen Grund darauf bestanden, dass ich neben ihm auf dem Beifahrersitz saß („Nur das Beste für die Lady.“ – ja, mit ‚Lady‘ konnte man mich kriegen, schließlich hörte ich das nicht allzu oft) und Colin und Anna sich hinten auf den Rücksitz seines alten Ford Fiestas quetschten. Ich saß gern vorn und hatte mehr Beinfreiheit, also hatte ich nichts dagegen einzuwenden gehabt – bis mir aufgefallen war, wie eng Colin und Anna nun beieinander saßen und wie sehr vor allem Colin das zu genießen schien.
Ich hatte unter dem Vorwand, meine Schminke überprüfen zu müssen – Modepüppchen taten das doch alle fünf Minuten – die Sonnenblende hinuntergeklappt und dann einfach ‚vergessen‘, sie wieder hochzuklappen, was mir das Vergnügen bescherte, Colins Flirtversuche live im Spiegel der Blende zu beobachten.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf gefreut habe, dich endlich kennenzulernen“, behaupte er gerade. „Nach all der Zeit und den tollen, tiefgehenden Gesprächen, die wir hatten.“
Anna lächelte verlegen. „Ja, wir haben uns eigentlich immer was zu sagen, oder?“ erwiderte sie und warf einen undefinierbaren Blick auf ihren Bruder, der zu meiner Überraschung ebenfalls neugierig in den Rückspiegel gestarrt hatte. War es ihr peinlich, hier vor uns ‚Außenstehenden‘ über unsere Chats zu sprechen? Eigentlich wollte auch ich nicht, dass sie das tat. Es mochte ja sein, dass ihr Bruder ihre Vertrauensperson war, dem sie alles erzählte, aber meine war er nicht – so nett er auch war!
„Ist
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