Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
schon toll, dass man richtige Freunde im Internet kennenlernen kann“, mischte ich mich wider besseres Wissen in die Unterhaltung ein. „Hätt ich nicht gedacht. Ich bin ja nicht so ein ‚Kontaktknüpfer‘ im Netz.“
Hatte ich wirklich gerade diese albernen Gänsefüßchen in der Luft gemacht? Gott! Ich wurde tatsächlich zu Colin!
„Nee, ich auch nicht“, stimmte Ben mir zu. „Aber es ist schon klasse. Anna ist immer so glücklich, wenn sie mit dir chatten kann, Colin.“ Er schenkte seiner Schwester ein breites Grinsen über den Rückspiegel, dass sie mit einer Grimmasse quittierte. Dabei hatte ich überhaupt nicht das Gefühl gehabt, dass er sie mit seiner Bemerkung hatte ärgern wollen. Tja, man konnte ja nicht immer ein Herz und eine Seele sein.
„Für mich ist das auch immer das Highlight jedes Tages“, schleimte Colin schamlos weiter und sah Anna dabei viel zu tief in die Augen – mit diesem widerlichen Herzensbrecher-Blick. Bärks!
„Achtung!“ stieß ich aus und Ben bremste sofort scharf, sodass ein Ruck durch das Auto ging, der die beiden Turteltauben ordentlich nach vorne warf.
„Was denn?“ fragte er irritiert.
„Nichts. Ich dachte nur, der kleine Vogel schafft’s nicht mehr“, log ich und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln.
„Oh! Ich hab gar keinen Vogel gesehen.“
„Der war ja auch ziemlich schnell.“
„Wie ’ne Rakete“, spöttelte Colin von hinten. „Vielleicht hat er sich einen Düsenantrieb umgeschnallt, weil sein eifersüchtiges Weib hinter ihm her war.“
Meine Brauen zogen sich zusammen, als ich seinen Blick im Spiegel suchte und er wagte es auch noch, mich dreist anzugrinsen. Der konnte noch was erleben, wenn ich erst mit ihm allein war!
„Was ist eigentlich mit dem Kuchen?“ erkundigte sich Anna.
„Den hat Emma.“ Ben wies auf meinen Schoß. Oh, ja. Das hatte ich in meiner Eifersucht ja schon beinahe wieder vergessen. Der schöne, leckere Kuchen. Glücklicherweise hatte ich ihn gut festgehalten.
„Ich dachte mir, wir essen ihn vielleicht bei euch im Apartment“, verkündete Ben. „So als kleine Einweihungsfeier?“
„Oh, ja!“ freute sich seine Schwester, während mir beinahe der Mund vor Entsetzen aufklappte. „Dann können wir noch ein bisschen zusammenbleiben und quatschen!“
‚… und mit unserer Flirterei schön weiter Emma quälen‘, setzte ich innerlich nur für mich hinzu. Dabei hatte ich doch so ein großes Bedürfnis Colin anzuschreien und ihn in die Schranken zu weisen, wie er es verdient hatte!
„Super-Idee“, strahlte Colin Anna an, als hätte sie diesen Einfall gehabt. „Holen wir noch ein bisschen Bier irgendwo?“
Bier und Kuchen. Das war ja mal ein ganz klassisches Abendessen. Super. Warum war ich die Einzige, die Colin einen angewiderten Blick über die Schulter zuwarf?
„Wir sollten ohnehin bei einem Supermarkt anhalten und ein paar Sachen für euch zum Frühstück besorgen“, stimmte Ben ihm mit einem Nicken zu. „Emma und ich springen einfach schnell raus und holen das Zeug. Ihr kommt da hinten viel zu schlecht raus.“
Er lächelte mir zu, so als warte er auf meine Zustimmung, und bekam sie in Form eines Nickens. War ich denn bescheuert? Anscheinend schon, denn weniger als ein viertel Stunde später lief ich mit Ben zwischen den Regalen eines Supermarktes hin und her und versuchte, eine neuen Rekord im Speed-Shopping aufzustellen. Ben kam mit dem Einkaufskorb gar nicht so schnell hinterher, wie ich die Lebensmittel hineinwarf, und musste mehrmals Sachen in der Luft auffangen, damit sie nicht auf den Boden knallten und zerplatzten.
„Mann! Du hast aber Hunger!“ stellte er nach einer Weile lachend fest, worauf ich wieder nur stumm und debil lächelnd nickte und zur nächsten freien Kasse stürmte.
Meine schlimmste Vorstellung – Colin und Anna beim wilden Herumknutschen auf der Rückbank des Autos zu erwischen – erfüllte sich, als wir das Auto endlich wieder erreichten, zu meiner großen Erleichterung nicht. Sie quatschten und lachten ‚nur‘ miteinander und ich wünschte mir das Ende dieses Tages sehnlichst herbei. Es war nicht so, dass ich Anna und Ben nicht mochte – sie waren supernett und sympathisch – aber ich wollte endlich wieder allein mit Colin sein, wollte aus seiner Haut hinaus und zurück in die meine schlüpfen – und ihn mir dann ordentlich zur Brust nehmen.
Nach unserem Einkauf erreichten wir das Apartment recht schnell und ich war überrascht, in welch schicker Straße
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