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Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Titel: Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger , Cina Bard
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Baustelle mitten in der Stadt, das Skelett eines noch unfertigen Neubaus, von dem irgendwoher Wasser in eine schmutzige Pfütze tropfte.
    Ich griff nach dem Handy, entfernte mich unbewusst ein paar Schritte von Ben und wartete, dass Colin abnahm, was er nach dem fünften Klingeln des vierten Versuchs auch tat.
    ‚Kann es sein, dass ich die Adresse vielleicht falsch verstanden habe?‘ hätte ich nonchalant fragen sollen , stattdessen herrschte ich ihn an:  „WO ZUM HENKER BIST DU, DU MI-“ Das ‚-ieser Verräter, das ich dransetzen wollte, konnte ich zum Glück noch in ein ‚-santhrop‘ umwandeln, damit mich meine Begleitung nicht für völlig durchgeknallt hielt.
    „Na, im Restaurant“, erwiderte mein Freund und ich konnte direkt hören, wie er die Augen rollte. „ Drinnen .“
    „Ooh, und ist es schön luftig, ja??“
    „Hä? Ja ja, is duftig – was auch immer das für ein neuer Mädchenausdruck ist.“ Er murmelte etwas, vermutlich lachten er und Anna über die überkandidelte, kleine, doofe  Emma. Vielleicht hatten sie das schon den ganzen Tag getan, weil Colin zu viel von dem gehört hatte, was ich über ihn erzählt hatte, und sich aus gekränkter Eitelkeit mir und seinen Versprechen gegenüber zu nichts mehr verpflichtet fühlte. Ab und an hatte ich mich in meiner Verzweiflung ganz schön über ihn ausgelassen und Anna in einem Anfall von weinseligem Selbstmitleid mein ganzes Colindrama erzählt und mich über seine Oberflächlichkeit und ständig wechselnden Freundinnen ausgeheult.
    „Du hast es versprochen, Colin. Du hast mir fest versprochen –“
    „Wieso telefonieren wir noch? Ich weiß ja, wie sehr du auf dein Smartphone stehst, aber müssen wir das alles am Handy klären? Können wir nicht weiterreden, wenn ihr drinnen seid? Nu mach schon. Wir haben einen Tisch ganz oben am Fenster. Warte, ich winke mal.“
    Ich hörte, wie er gegen eine Fensterscheibe pochte und dann fortfuhr: „Wo seid ihr denn? Ich seh euch gar nicht.“
    „Na, King’s Road zwölf!!“ blaffte ich ihn an und sparte mir meine anderen Kommentare. Ich kannte Colin lange genug, um zu wissen, wann er schwindelte, und in seiner Stimme schwang ehrliche Verwirrung mit. Er mochte oberflächlich und oft recht egoistisch sein, aber er hatte mich noch nie hintergangen, also war sein Zögern wohl nicht einer hastigen Suche nach einer gelogenen Erklärung zuzuschreiben.
    „King’s Cross Road, Honey. In der Nähe vom Bahnhof, an dem wir gestern angekommen sind.“
    Dass er selbst mir King’s Road geschrieben hatte, fiel dem Herrn anscheinend nicht auf.
    Ben tippte mir auf die Schulter und rollte die Augen. „Die sind Nähe King’s Cross, sagt meine Schwester.“ Er wackelte mit seinem Handy.
    Bestimmt hatte es ihm zu lange gedauert. Klar, er musste sich ja auch nicht mit all diesen widersprüchlichen Gefühlen herumschlagen: Angst über das, was zwischen Colin und Anna lief; Verzweiflung darüber, dass nix mit mir lief; Erleichterung, weil etwas mir sagte, dass das hier nur ein blöder Zufall war; Frustration, weil das Schicksal mich hasste; Ärger, weil ich mich hier zum Deppen machte…
    „Ist etwa 40 Minuten in die andere Richtung.“
    „Bleibt, wo ihr seid!“ befahl ich Colin. „Wir sind in einer halben Stunde da.“ Ja, ich schwindelte ein bisschen mit der Zeit, aber das da am anderen Ende war nicht der geduldigste Mensch, daher –
    „Anna sagt, ihr braucht mindestens vierzig und ich will hier nicht ewig warten, nur weil du ein bisschen schusselig bist, okay? Nich sauer sein. Du, mein Akku gibt auf. Pass auf, wenn ihr’s nicht in ’ner halben Stunde schafft, dann ziehen wir weiter und treffen uns einfach am Abend im Pub von gestern, okay? Die Stadt ist heut so voll, dass es in meinen Augen keinen Sinn macht, uns gegenseitig zu suchen.“
    Bevor ich noch etwas sagen konnte, wurde die Leitung unterbrochen und bei meinem erneuten Anruf wurde ich sofort auf die Mailbox umgeleitet. Das konnte ja wohl nicht wahr sein!! Dieser miese, hinterhältige Verräter!! Wie konnte er es wagen?? Das war meine Freundin, die er mir da vorenthielt! Ich tobte innerlich vor Wut, doch was sollte ich tun? Einen Schreikrampf bekommen hier vor Ben? Mich auf den Boden werfen und ihn mit den Fäusten bearbeiten? Mir war nach einer guten Mischung aus all dem, allerdings wollte ich nicht verraten, was wirklich mit mir los war oder gar im Irrenhaus landen.
    Und dann gab es da noch meinen Stolz, der es mir wenigstens für heute verbot, noch

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