Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Titel: Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger , Cina Bard
Vom Netzwerk:
meine ganze Kleider sammlung war, aber mich gerade noch zurückhalten können.
    War es an unserer Haltestelle noch recht leer gewesen, war die des Oxford Circus mehr als gut besucht oder besser gesagt: Zum Bersten voll. Hunderte von Menschen, vermutlich Tausende, drängten sich auf dem Bahnsteig dicht aneinander – nicht freiwillig, sondern weil einfach nicht genug Platz in der weiß gekachelten Station war. Zugegeben, ich kam aus einer Kleinstadt, aber ich war schon des Öfteren in größeren Städten gewesen – nur nach London hatte ich es bisher nie geschafft. Ich hatte deutsche Städte besucht, unter anderem Berlin und das war mir bereits sehr groß vorgekommen – London jedoch spottete in dieser Hinsicht jeder Beschreibung, wie ich auch im weiteren Verlauf unserer Reise immer wieder feststellen sollte.
    Samstag war anscheinend der Shopping-Tag. Es war nicht nur voll – es war übervoll! Es war das erste Mal, dass ich sah, wie Menschen anstanden, um aus einem U-Bahnhof hinauszukommen ! Ohne Witz. Die Massen schoben sich millimeterweise vorwärts, teilten sich ab und an, wie der Strom eines breiten Flusses um Felsen im Wasser – die in unserem Fall andere Leute waren, die auf den nächsten Zug warteten – um sich dann wieder vor der Treppe zusammenzuschließen. Ich war froh, Ben an meiner Seite zu haben, ansonsten hätte ich wahrscheinlich Panik bekommen und nach einer Weile schreiend um mich geschlagen.
    Menschenmassen und Enge in Kombination machten mir Angst. Das war schon immer so gewesen und ich hasste es an die Körper von Leuten gedrückt zu werden, die ich nicht kannte. Aus diesem Grund hatte ich auch nichts dagegen, dass Ben irgendwann meine Hand nahm und mich dicht an sich zog, um mich nicht zu verlieren. Ich wusste nicht genau warum, aber ich fühlte mich gleich besser, sicherer… beschützt. Er überraschte mich, als er sich auf einmal zu mir hinunterbeugte, ein gespielt dramatischen Gesichtsausdruck aufsetzend.
    „Vertraust du mir?“ fragte er in diesem theatralischen Ton, den Superhelden immer gegenüber ihren Liebchen verwandten, wenn sie einen riskanten Plan in die Tat umsetzen wollten.
    Ich zog misstrauisch die Brauen zusammen, musste aber gleichzeitig schmunzeln. „Ähm… ich denke schon…“
    Er grinste breit, richtete sich zu seiner vollen, durchaus beeindruckenden Größe auf und holte tief Luft. Was dann geschah, verschlug mir zunächst die Sprache. Ben hob die Faust in die Luft und begann laut zu fluchen, sodass die meisten Leute um uns herum erschrocken zusammenzuckten und uns konsternierte Blicke zuwarfen. Ben schimpfte auf die Menschheit, die „heruntergekommene Gesellschaft gotteslästerlicher Geschöpfe“, die es nicht wert waren, „auf dieser von Gott erschaffenen, heiligen Welt zu wandeln!“. Seine Augen glühten dabei vor gespieltem Fanatismus und Verrücktheit und das Wunder geschah: Vor uns öffneten sich die Massen der Menschen und machten uns Platz, so wie sich das Wasser vor Moses Füßen zurückgezogen hatte.
    Ben lief los und ich folgte ihm ganz automatisch mit großen Augen. Ich wusste nicht genau, ob ich vor Scham im Erdboden versinken oder mich vor Lachen biegen sollte, entschied mich dann aber zu meiner eigenen Überraschung zu etwas ganz anderem.
    „Die apokalyptischen Reiter sind schon auf dem Weg!“ stimmte ich in Bens lautes Lamentieren über den Zerfall der Gesellschaft mit ein. „Sie werden euch alle holen! Alle !“
    Ich starrte einem hageren Mann, der einfach nicht die Treppe für uns räumen wollte, mit weit aufgerissenen Augen ins blasse Gesicht – und schon kamen wir noch schneller vorwärts. Ben warf mir einen erstaunten Blick über die Schulter zu und ich konnte ihn kurz grinsen sehen, bevor er weiter fluchte und schimpfte. Und dann ging meine Fantasie mit mir durch. Als wir oben ankamen, wusste ich gar nicht mehr, was ich den Leuten alles verkündet hatte. Ich wusste nur, dass es mir auf seltsame Weise einen Heidenspaß gemacht hatte.
    Natürlich hatten wir mit dem Quatsch aufgehört, bevor wir in den Bereich der Bahnstation gekommen waren, in der es eine ganze Menge Ordnungshüter gab. Wir mussten dort noch ein wenig mit den Menschenmassen vor den Ticketbarrieren kämpfen, doch unsere ‚Aktion‘ hatte uns in vergleichsweise kurzer Zeit ziemlich weit nach vorn gebracht.
    „Es wird also mehr als sieben Plagen geben?“ fragte Ben mich grinsend, als wir die Station endlich hinter uns gelassen hatten und uns in den dichten Personenverkehr

Weitere Kostenlose Bücher