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Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Titel: Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger , Cina Bard
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auf der Oxford Street einreihten.
    Ich brauchte einen Moment, um mich wieder auf ein Gespräch mit ihm einzulassen, weil mich der Anblick der beeindruckenden alten Gebäude, in deren Innerem sich die verschiedensten Geschäfte befanden, schier umwarf. Altes mischte sich hier auf atemberaubende Weise mit Neuem und forderte einen zu einem ausgedehnten Stadtbummel auf. Ich fragte mich, ob diese Straße, wohl nach einer Weile ihren Reiz verlor, wenn man in London wohnte, oder ob jede Shoppingtour hier wieder die gleiche Faszination ausübte.
    Schließlich reagierte ich doch noch auf seine Frage und nickte übereifrig. „Die Menschheit hat eindeutig mehr verdient! Und nach Harzer Käse schmeckende Milch und der Zusammenbruch des Internets und somit der Zivilisation haben uns auch den letzten Zentimeter Weg freigeräumt.“
    Er lachte und ich stimmte in sein Lachen nur allzu gern ein. Es war angenehm. Sehr tief und warm… fast Gänsehaut erzeugend. Fast ! Er war ja nur Annas Bruder und konnte maximal ein guter Freund werden.
    „Das war irre!“ ließ ich ihn kopfschüttelnd wissen.
    „Ja, oberpeinlich, oder?“ schmunzelte er und da ich die Ernsthaftigkeit seiner Frage in seinen Augen wahrnahm, schüttelte ich nochmal den Kopf und zuckte dann die Schultern.
    „Vielleicht schon… aber sehr hilfreich“, fügte ich meinen uneindeutigen Gesten hinzu. „Ich hätte es da unten zwischen all den Leuten nicht lange ausgehalten und dann ohnehin einen psychotischen Anfall bekommen.“
    „Ich hätte dich auch dann gerettet“, behauptete er kühn und ich kicherte.
    „Ach ja? Bist du mein Ritter in silberner Rüstung?“
    Er richtete sich noch ein bisschen mehr auf und drückte die Brust raus. „Selbstredend! Die Rüstung musste ich allerdings heut zuhause lassen. Die quietscht, weil ich das letzte Mal, als ich vor deiner Haustür Wache stand, in einen starken Regenguss gekommen bin.“
    „Vor meiner Haustür!“ Ich fasste mir mit einem Ausdruck unbändigen Entzückens an die Brust. „Gott, mein Herz! Es schlägt so schnell!“
    Wir mussten beide laut lachen – bis wir ungefähr in derselben Sekunde bemerken, dass wir immer noch Händchen hielten und uns losließen, als hätten wir glühende Kohlen angefasst.
    Wie dankbar war ich, dass es in der Oxfordstreet so viele schöne Schaufenster gab – und glücklicherweise befanden wir uns gerade vor einem Schuhladen. Was für eine willkommene Gelegenheit, sich mitten hinein in die gängigen Klischees über Frauen zu stürzen!
    „Oooooh, die sind ja schön!“ ließ ich Ben wissen und wies auf ein Paar knallroter Pumps, für deren Absätze man gewiss einen Waffenschein brauchte.
    „Ja, schön farbig“, meinte er und trat neben mich. „Da fällt das Blut nicht so auf.“
    Peinliche Situation gekonnt aus dem Weg geräumt. Yay! Ich sah ihn von der Seite an und hob eine Augenbraue, musste aber meine Lippen fest zusammenpressen, um nicht schon wieder zu grinsen. Ich war wohl nicht die einzige, die manchmal recht morbide Fantasien hatte.
    „Na ja…“ Er zuckte hilflos die Achseln. „Laufen kann man da drauf ja wohl kaum.“
    „Hast du’s schon mal ausprobiert?“ fragte ich ihn neugierig.
    „Nee, meine Latschen sind zu groß, um in die Schuhe meiner Schwester reinzupassen“, gab er in einem überzeugend traurigen Tonfall zurück und wackelte mit den in Chucks steckenden Fußspitzen.
    Jetzt grinste ich doch, allerding ein wenig hinterhältig. „Vielleicht haben die hier ja deine Größe…“
    Seine Augen verengten sich und seine Lippen hoben sich zu einem Schmunzeln. ‚Provozierst du mich?‘ fragte er stumm und ich hob nur wieder meine Brauen, ohne mein Grinsen abstellen zu können.
    „Dann lass uns doch mal fragen!“ schlug er vor und marschierte kurzerhand in den Laden.
    Leider machten uns Bens ‚Latschen‘ und die brüskierte Verkäuferin, an die wir uns wandten, einen Strich durch die Rechnung. Stilettos in Übergröße führte der Laden nicht und Miss Super-schick merkte obendrein überfreundlich an, dass ‚die junge Dame‘ sich vielleicht nach anderen Modelle in einem Internetshop für ‚besondere Wünsche und Personen‘ umsehen solle.
    Ben brachte es trotz dieser Dreistigkeit zustande, in einem sehr hohen Ton und mit tuntiger Gestik zu fragen, ob sie denn ihre Bluse und diesen totschicken Rock von einer solchen Seite habe, was die Dame dazu brachte, sich wortlos abzuwenden und mit hoch erhobenen Kopf davon zu stolzieren.
    Draußen auf der Straße bog

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