Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
auch meine schreckliche Mathelehrerin aus der fünften Klasse bin. Is‘ ja furchtbar.“ Ich schüttelte mich.
„Und ich bin mein alter Chef bei Tesco’s – und vermutlich auch mein Hund“, fügte er hinzu, als sein Blick auf Snowball fiel. „Bin ich eigentlich auch ein Baum? Oder ein Stein? Ich meine, die haben ja auch Gefühle und so… Bäume, mein ich.“
„Du bist auf jeden Fall…“, ich sah mich suchend um, „dieses Haus da drüben.“ Ich wies auf ein älteres Gebäude, das vor kurzem restauriert worden sein musste. „Und der Garten drum herum auch. Mit der Schaukel und der Buddelkiste.“
Ben nickte abwesend, holte dann seine Kamera aus der Tasche und begann, ein paar Probeaufnahmen vom Haus zu machen. Dann schüttelte er den Kopf. „So wird das nichts bei dem wenigen Licht… ich bräuchte ein Stativ…“
Er sah sich stirnrunzelnd um, dann fiel sein Blick auf mich. „Bleib mal ganz ruhig stehen“, sagte er, fasste mich an den Schultern und drehte mich, bis er mit meiner Haltung zufrieden war. Dann legte er die Kamera auf meine Schulter.
„Jetzt nicht atmen“, ordnete er an und ich hielt brav die Luft an, auch wenn ich nicht genau verstand, was er da machte. Er griff dann mit der anderen Hand an meinem Nacken vorbei, wobei sich dummerweise eine Gänsehaut auf meinen Armen bildete. Meine Güte, er küsste mich ja nun nicht, also was hatte ich mich so? Ich biss die Zähne zusammen – nicht aufgrund von Luftmangel sondern weil seine warmer Atem an meinem Hals entlangstrich, während er sich vorbeugte, um durch den Sucher zu schauen.
„Emma, du zappelst“, beschwerte er sich halbernst und ich schüttelte den Kopf. „Das bin ich nicht, beziehungsweise, ich –“
„Snowball! Nicht!“ rief Ben und ich drehte mich wieder zu ihm um. Doch es war bereits zu spät. Irgendwie hatte es das kleine Wollknäuel geschafft, beim Spurenschnüffeln ein oder zwei Runden um uns zu drehen und machte jetzt einen Satz vorwärts, um nach einer Fliege oder ähnlichem zu schnappen, die ihm um die Nase geflogen war. Die Leine hatte sich wie eine Schlinge um unsere Beine gewickelt und zog sich nun zusammen. Wenn zwei Menschen unabhängig voneinander versuchen, das Gleichgewicht zu halten, neigen sie dazu, den in diesem Fall dümmsten aller Fehler zu begehen und sich aneinander festzuklammern, was fast immer zum gleichen Ergebnis führt: Mit rudernden Armen und sich biegenden Oberkörpern fielen wir erst gegeneinander und dann zu Boden. Ich weiß nicht wie, aber Ben gelang es, die Kamera vor einem Aufprall auf selbigem zu bewahren, indem er sie mit hoch erhobenem Arm in die Luft gereckt hatte, während er selbst unsanft auf Hintern und Rücken gelandet war.
Ich selbst war halb auf ihn drauf gefallen, was den Sturz nicht butterweich, aber doch sicher wesentlich sanfter als seinen gemacht hatte.
Snowball nieste laut und bellte uns dann fröhlich an, weil sie das Ganze noch für ein lustiges Spiel hielt.
„Lebst du noch?“ fragte ich Ben und sah ihn forschend an.
Er holte tief Luft und ich dachte, er würde testen, ob ihm etwas dabei wehtat. „SNOOOWBAAALL!!“ brüllte er stattdessen los und zeigte dann mit dem Finger auf den Boden neben sich. „Hierher!! SOFORT!!“
Doch der kleine Fellball dachte überhaupt nicht daran und zog und zerrte stattdessen weiter an der Leine, was unsere Bemühungen, wieder auf die Beine zu kommen, in jeder nur erdenklichen Weise boykottierte.
„Ich glaube, dein Hund hat zu oft 101 Dalmatiner gesehen“, schmunzelte ich. „Der denkt, er tut uns einen Gefallen.“
Ben hob die Brauen und ich konnte sehen, dass er sich sein eigenes Grinsen mühsam verkniff. „Tut er das nicht?“ tat er erstaunt.
Ich legte den Kopf schräg und kniff die Augen zusammen. „Warte mal… Gehört das hier etwa auch zu deiner Verführungsstrategie? Wo sind wir? Stufe drei?“
„Stufe vier!“ verbesserte er mich. „Stufe drei war der Trick mit der Kamera auf deiner Schulter. Den Knotentrick wende ich nur bei den ganz harten Brocken an. Aber es wirkt endlich, oder?“
Ich presste die Lippen zusammen, weil ein leises Lachen aus mir herausglucksen wollte, und nickte stattdessen nur.
„Total!“ schaffte ich schließlich doch noch halbwegs überzeugend zu sagen. „Ich kann meine Begierde kaum noch zügeln. Ach, wären wir doch bei mir oder dir zuhause!“
„Ja, das Timing kriegt Snowball noch nicht so wirklich hin“, seufzte Ben niedergeschlagen. „Aber…“ Er sah kurz nach links und
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