Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
unzertrennlich.“
Ben schenkte mir ein sanftes Lächeln. „Das erklärt vieles. Auch die ganze Art, wie ihr so miteinander umgeht…“
„Ist die so besonders?“
Er schüttelte den Kopf. „Eben nicht. Man merkt, dass ihr euch schon ewig kennt. Ihr geht so miteinander um wie Anna und ich.“
Da hatten wir es wieder – direkt aus dem Munde eines Augenzeugen. Colin und ich waren wie Bruder und Schwester. Jeder konnte sehen, dass er nicht an mir interessiert war, und ich konnte jedem vormachen, dass es mir genauso mit ihm ging. Super!
„Ich find das toll“, verkündete Ben überschwänglich. „So enge Freunde zu finden, ist echt schwer. Da könnt ihr euch glücklich schätzen.“
Aber nur, wenn man nicht mehr wollte. Ich war kurz davor, tief zu seufzen, konnte mich aber grad noch so zusammenreißen und kommentierte Bens Worte nur mit einem ebenso freudigen „Jaa…“
Als hätte er auf diesen Augenblick gewartet, schrieb mir Colin ausgerechnet jetzt zurück. Ich rief seine Nachricht auf und musste nur Sekunden später fest die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Ärger aufzuschreien.
Sind im Queen’s Knight in Soho. Geiler Laden! wagte er mir zu schreiben. Viel mehr los als bei euch. Kommt doch auch her. Hab ein paar echt urige Typen getroffen, die uns hierher geführt haben. Anna amüsiert sich auch. XO Col
„Und? Was schreibt er?“ wollte Ben wissen.
Ich schob ihm wortlos mein Handy hinüber und konnte beobachten wie sich Bens Brauen erst hoben und dann wieder senkten und aufeinander zu bewegten.
„Was soll das denn jetzt schon wieder?!“ brüskierte auch er sich endlich. „Warte mal…“ Er zückte sein eigenes Handy, stand auf und gab mir per Zeichensprache zu verstehen, gleich wieder da zu sein. Dann verschwand er aus dem Pub, um draußen (vermutlich mit seiner Schwester) zu telefonieren.
Snowball trippelte ihm bis zur Tür hinter, besann sich dann aber eines Besseren und nutze die Abwesenheit ihres Besitzers, um zu mir zurück zu rennen, sich auf die Hinterbeine zu stellen und eine weitere Portion Streicheleinheiten abzuholen.
„Männer sind scheiße“, sagte ich ihr. „Gibt dich bloß nie mit denen ab. Der eine sieht dich nicht und der andere gibt sich als jemand anderes aus und entlockt dir damit Geheimnisse, die du ganz bestimmt nie einem Mann preisgeben würdest.“
So ganz fair war ich dabei in meiner Beurteilung nicht. Wenn ich Ben seinen kleinen Ausrutscher zum Vorwurf machen wollte, musste ich mich selbst gleich mit in den Sack der Verräter und Betrüger stecken. Im Grunde war ich sogar viel schlimmer als er. Er hatte sich nur für kurze Zeit als eine andere Person ausgegeben – ich hingegen hatte das von Anfang an gemacht und ließ Colin auch noch mich vor anderen spielen, um meine Lüge aufrecht erhalten zu können. Ich hatte überhaupt kein Recht, auf Ben sauer zu sein und ihn zu verurteilen, ihn vielleicht sogar weniger sympathisch zu finden… Als ob das möglich wäre!
Mit Ben war es genauso wie mit Anna: Man musste ihn einfach mögen. Und was er über Colin bzw. mich gesagt hatte, traf auch in jedem Punkt auf ihn zu. Er hatte einen unwiderstehlichen Charme, war so witzig wie kaum ein anderer Mensch, den ich zuvor getroffen hatte, und dabei nie aufgesetzt, sondern wunderbar natürlich und warmherzig. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ben bei Frauen nicht ankam. Und er sah gut aus – auch wenn er das selbst nicht glaubte. Gut, er hatte etwas weiche Gesichtszüge und sah damit deutlich jünger aus, als er war, aber er hatte eine tolle, glatte Haut, für einen Mann, markante Wangenknochen, recht volle Lippen und unglaublich schöne Augen. Und wenn er lachte, sah er so lieb aus, dass man ganz verzückt war. Ja. Selbst ich. Auch wenn ich in Colin verliebt war, ich konnte zugeben, dass Ben eine gewisse Anziehung auf mich ausübte – keine, die mir gefährlich werden konnte, aber sie war da.
„Die Grillplatte…“, riss mich die Stimme unserer Kellnerin aus meinen Gedanken und ich lehnte mich schnell zurück, sodass sie das köstlich duftende Essen vor mir auf den Tisch stellen konnte. Himmel, sah das lecker aus! Mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen und ich griff nach der erstbesten Gabel, um klammheimlich einen dieser so lecker aussehenden Zwiebelringe zu probieren. Ja, es war unhöflich, ohne Ben anzufangen, aber ich wollte ja nur ein kleines Stückchen vorkosten.
Ein lautes Seufzen dicht neben mir ließ mich jedoch die Gabel
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