Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
schneller, denn mittlerweile konnte ich Bens erstaunlich harten, sprich muskulösen Körper unter mir überdeutlich fühlen… mit jeder Bewegung, die ich machte, intensiver. Und es ließ mich ganz und gar nicht kalt! Wurde man als Twen immer noch so sehr von seinen Hormonen beeinflusst? Das war ja nicht zum Aushalten! Zu meiner großen Erleichterung war es mir endlich gelungen, uns von einander zu ‚entfesseln‘.
„Wie heißt es doch so schön“, fuhr ich fort, richtete mich auf und brachte mich in eine kniende Position. „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen…“
Ben setzte sich ebenfalls auf und zwar so rasch, dass sein Gesicht sofort wieder direkt vor dem meinen war und unsere Nasen sich dieses Mal tatsächlich berührten.
„… zu“, beendete ich meinen Satz atemlos und sehr viel leiser, als ich ihn begonnen hatte. Und dann passierte erst mal gar nichts mehr. Irgendwie hatte ich mich in dem dunklen, funkelnden Grün seiner Augen verloren und konnte mich nicht mehr bewegen. Da war wieder sein warmer Atem auf meinen Lippen… Lippen, die den meinen sehr nah waren… kussnah… Wie sie sich wohl anfühlten… schmeckten? Hunderte von Schmetterlingen flatterten auf einmal aufgeregt durch meinen Bauch. Mein Kopf bewegte sich minimal vorwärts, so wie das auch der seine tat, unser Atem vermengte sich und mein Herz schlug wild in meiner Brust. Gleich würde ich es wissen…
„Vögelt ihr jetzt endlich oder muss ich zu meinem Fernseher zurück?“ zerriss eine laute Stimme die Stille um uns herum und damit auch den Bann zwischen uns.
Wir zuckten beide erschrocken zusammen und sahen uns um. In dem Haus direkt neben uns hatte sich ein Mann im zweiten Stock aus dem Fenster gebeugt und grinste zu uns herunter.
Ich wurde knallrot, als ich Ben ansah, wurde mir doch erst in diesem Moment bewusst, dass ich rittlings auf ihm saß und wir beide in der Tat einen fragwürdigen Anblick boten.
„Im Fernsehen läuft nur ‚Frauentausch‘“, fügte unser Zaungast hinzu, so als könne das tatsächlich ein Grund für uns sein, hier eine sexuelle Showeinlage hinzulegen.
„Ist es okay, wenn sie oben ist?“ fragte Ben auch noch und ich bemühte mich, hastig aufzustehen. „Okay, dann im Stehen“, verbesserte er und ich, die ihm eigentlich die Hand entgegengestreckt hatte, um ihn hochzuziehen, benutzte selbige nun, um ihm einen Knuff zu verpassen.
„Du, ich versuche hier nur, unsere Haushaltskasse aufzubessern, Schatz.“
Ansonsten nicht die Unschlagfertigste, fiel mir gerade jetzt einfach keine coole Erwiderung ein und ich brachte nur ein gezischtes „Ben!“ hervor. Höchst uncool. Jetzt hielt er mich bestimmt für verklemmt. Während ich also noch zwischen Notlösungssprüchen wie ‚Das meint er nicht so!‘ und ‚Er bekommt gleich seine Pillen!‘ schwankte, kam er mit einem „Na ja, sie ist halt schüchtern, aber Sie können ja trotzdem was spenden“ wieder auf die Beine. Leider oder auch zum Glück lachte der Mann nur, wünschte uns‚ dass wir einen heißeren Abend als er selbst haben würden und schloss dann wieder sein Fenster.
Ich sah Ben an und er zog eine Schnute, was ihn – ich verfluchte mich innerlich für meine Niedlichkeitsanfälligkeit – sehr süß aussehen ließ.
„… ich bin also ein altes, renovierungsbedürftiges Gebäude?“ hakte er nach, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und vollführte damit einen weiteren Gedankensprung. „Mein Gott, ist es schon so schlimm mit den ersten Falten? Kein Wunder, dass der Kerl nix springen lassen wollte.“
Er griff nach der Leine und Snowball trottete lammfromm neben uns her, so als hätte sie nie etwas anderes getan. Wir beide nahmen uns ein Beispiel an ihr und bemühten uns darum, so zu tun, als ob nichts zwischen uns passiert war. Lachend und scherzend stiegen wir schließlich die Treppe zum Apartmentkomplex, in dem Colin und ich wohnten, hinauf. Die Straßenlaterne direkt davor verströmte ein warmes gelbes Licht und ließ alles in ihrem Umkreis ein wenig unwirklich erscheinen. Ich liebte solches Licht. Manchmal, wenn ich bei uns zu Hause nicht schlafen konnte, setzte ich mich auf unsere breite Fensterbank in der Küche und sah hinunter auf die um diese Zeit meist leere Straße, betrachtete die seltsamen Farben, die alles angenommen hatte, und all die kleinen Dinge, die die Schlafenden verpassten.
„Das war ein toller Abend, danke“, sagte ich zu Ben, hoffte, dass es sich nicht zu sehr nach Floskel
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