Imperial Commando - Die 501.
Gilamar holte tief Luft, senkte den Kopf wie ein Nerfbock, der gleich losstürmen wollte, und wappnete sich für das Gefecht. „Ich steh auf Schießereien. Oder einen guten altmodischen Faustkampf. Aber Frauen narkotisieren, liegt mir gar nicht."
„Warum soll ich es nicht tun", meinte Uthan. Sie war sich sehr wohl bewusst, dass Scout mit geschlossenen Augen neben ihr stand. Ebenso Jusik. Dieses Machtgetue nervte sie. „Sie ist in Gegenwart von Frauen sehr viel ruhiger. Ich wirke nicht bedrohlich. Und ich weiß, wie man ein Hypo setzt, ohne weiches Gewebe zu verletzen."
„Nein." Jusik streckte seine Hand aus, die Augen immer noch geschlossen. „Ihr werdet mich für einen gefühllosen shabuir halten, aber ich sage, wir lassen sie noch eine Weile in Ruhe. Entzug ist eine sehr unangenehme Sache, ich weiß. Da kommt jedoch etwas in ihr zum Vorschein. Ich spüre etwas ... Rationales. Schonungslos real. Spürst du es auch, Scout?"
Uthan unterdrückte einen peinlichen Drang, zu lachen. Scout kniff die Augen zusammen und legte den Kopf zurück, um sich zu konzentrieren. Sie war ein dürres, kleines Ding und Jusik wirkte neben Jaing und Gilamar wie ein kleines Männchen. Sie sahen aus wie zwei verwahrloste Kinder, die den Duft des Abendessens von jemand anderem erschnüffeln. Aber es war ernst. Die Wissenschaftlerin in Uthan lehnte sich gegen die Vorstellung auf, durch die Kommunikation mit dem Unsichtbaren eine Diagnose herleiten zu wollen.
Sie brauchte Laborergebnisse, Zahlen, Reagenzien, die ihre Farbe wechselten.
„Ja", sagte Scout schließlich. „Es ist beinahe wie eine andere Präsenz, aber es ist sie. Es ist fester. Es kommt mir vor wie ... oh ... ich weiß, das wird sich dumm anhören, aber ich spüre ... einen großen Klotz schwarzen Granits, der durch dicke Vorhänge stößt."
„Bei mir sind es scharfe Kanten, schwarz-weißer Kontrast", sagte Jusik. Uthan fragte sich, ob Jedi alle Synästhe-tiker waren. „Wie etwas, das sich seinen Weg zurück in ihr Bewusstsein erzwingt, ihr altes Selbst, und es ist nicht das, was sie sehen will." Er öffnete die Augen. „Offensichtlich ein unterdrücktes Trauma. Ich hasse es, ihr das an-zutun, aber ich glaube, es ist besser, wir finden heraus, was es ist."
„Ich denke doch, dass wir das wissen, oder?", meinte Uthan. „Die Death Watch hat ihre Familie abgeschlachtet und sie entführt."
„Wir brauchen schon etwas Konkreteres, um ihr helfen zu können."
Gilamar wirkte wie gebannt. Er umklammerte immer noch das Hypospray in Auffüllhaltung. „Hat schon mal jemand einen Gehirn-Scan bei dir durchgeführt?", fragte er. „Ich würde alles geben, um deine Gehirnaktivität zu sehen, während du dieses Zeug wahrnimmst."
„Einverstanden?", fragte Jusik und seine Lippen formten eine verbissene Linie. „Wir lassen das ganze Zeug raus?"
„Warum nicht." Gilamar setzte wieder den Deckel auf das Hypospray. „Schließlich bleibt uns nur das oder sie bis zu ihrem Tod bis unter die Schädeldecke vollzudröhnen. Wenn du Psychotherapie anwenden willst, ist das der einzige Weg."
„Sie hat keine Angst", sagte Scout, die immer noch ihre Augen geschlossen hielt.
„Was?"
„Normalerweise hat sie Angst. Ich konnte es fühlen. Jetzt nicht so sehr. Sie ist voller... Hass und Schuld."
„Tja, das würde zu ihrer zurückkehrenden Erinnerung passen", meinte Gilamar. „Hass auf die Death Watch, Schuldgefühle, weil sie überlebte und ihre Familie nicht."
„Nein, das ist es nicht. Es geht um sie. Sie hasst es, sie selbst zu sein."
Uthan sah gleichermaßen fasziniert wie entsetzt zu. Psychologen waren doch alle gleich, selbst Amateure wie die Jedi. Bei ihnen war alles immer so nebulös. „Tja, ich gehe trotzdem rein und rede mit ihr. Ist Laseema da?"
„Sie ist mit Kad bei Rav zu Besuch", antwortete Jusik. „Zusammen mit Besany und Ordo. Nur bis Kal'buir es nicht mehr so verbissen sieht, den Kleinen und Zey an einem Ort zu haben."
„In Ordnung." Uthan zog ihre Labortunika aus. Sie wollte nicht wie eine Krankenwärterin aussehen. „Wie schwer kann das sein? Wenigstens weiß ich, wie sich die Schuld der Überlebenden anfühlt."
Uthan zog die Tür auf und ging in Arlas Zimmer. Es war geräumig und luftig genug, um nicht wie eine Zelle im Va-lorum Center zu wirken, mit einem netten Ausblick auf die Landschaft, sodass sich die arme Frau nicht vorkommen musste, als hätte sie ein Gefängnis gegen ein anderes getauscht. Arla hatte ihr Bett in eine Ecke geschoben. Sie kniete
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