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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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hatte, die selbst am anderen Themseufer noch deutlich zu hören war. Hin und wieder schloß er sich der Mannschaft zu einem Glas Ale an, auch wenn sie ein Rennen verloren hatte. Aber das war vor zehn Jahren.
    Inzwischen könnte er nicht nur Anwalt, sondern längst ein biederer Familienvater geworden sein.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wieviel die West Riding Group 389
    tatsächlich wert ist?«
    »Nein, aber ich kann auf jeden Fall ein unverbindliches Angebot machen, noch ehe ich die sechs Druckmaschinen gesehen habe. Bei dieser Gelegenheit kann ich mich auch über die Fähigkeiten der Redakteure und Journalisten informieren.
    Doch in England sind die Gewerkschaften immer das größte Problem. Falls die West Riding Group einer von diesen Konzernen ist, die nur Mitglieder der Gewerkschaft beschäftigen dürfen, lasse ich die Finger davon, denn so gut das Geschäft auch laufen mag – die Gewerkschaften könnten mich binnen weniger Monate in den Bankrott treiben.«
    »Und wenn die Gewerkschaft in dem Unternehmen nicht so viel Einfluß hat?«
    »Gehe ich vielleicht bis hundert- oder gar hundertzwanzigtausend. Aber ich werde keine Summe nennen, solange sie nicht durchblicken lassen, was sie vorhaben.«
    »Ich muß schon sagen, das hier ist mir lieber, als über die Fälle vor dem Jugendgericht zu schreiben«, gestand Kate.
    »Ich habe ebenfalls als Gerichtsreporter angefangen«, sagte Keith. »Aber im Unterschied zu Ihren Artikeln hielt der Redakteur die meinen nicht für preiswürdig und lehnte sie für gewöhnlich ab, kaum daß er den ersten Absatz gelesen hatte.«
    »Vielleicht wollte er damit nur zeigen, daß er keine Angst vor Ihrem Vater hatte.«
    Keith blickte sie an und erkannte, daß sie sich fragte, ob sie damit zu weit gegangen war. »Möglich«, erwiderte er. »Aber das war, bevor ich die Chronicle übernahm und den Mann vor die Tür setzen konnte.«
    Kate schwieg, während die Stewardeß die Tabletts weg-
    räumte. »Wir werden jetzt die Nachtbeleuchtung einschalten«, erklärte sie. »Aber falls Sie weiterlesen möchten, brauchen Sie nur das Licht über Ihrem Kopf anzuknipsen.«
    Keith nickte und schaltete seines an. Kate streckte sich und stellte die Lehne ihres Sitzes so weit zurück, wie es nur ging, 390
    wickelte sich in eine Decke und schloß die Augen. Keith betrachtete sie ein paar Sekunden, ehe er einen vierten Ordner aufschlug. Er las die ganze Nacht hindurch.

    Als Oberst Tulpanow anrief, um Armstrong vorzuschlagen, er möge sich mit einem seiner Geschäftspartner, einem gewissen Juri Waltschek, treffen, um über eine Angelegenheit gemeinsamen Interesses zu reden, schlug Armstrong ein Geschäftsessen im Savoy vor, sobald Mr. Waltschek sich wieder einmal in London aufhielt.
    In den vergangenen zehn Jahren war Armstrong regelmäßig nach Moskau gereist, hatte sich dort die ausländischen Exklusivrechte für Werke sowjetischer Wissenschaftler gesichert und dafür Tulpanow den einen oder anderen kleinen Gefallen erwiesen – Gegengeschenke, die Armstrongs neuen Heimatland keinen Schaden irgendwelchen Art zufügte, wie er sich immer wieder einredete. Diese Selbsttäuschung verstärkte er dadurch, daß er es Forsdyke jedesmal wissen ließ, wann er wieder eine Reise nach Moskau unternahm, wobei er dann und wann Botschaften von Forsdyke mit in die russische Hauptstadt nahm, auf die er oft rätselhafte Antworten zurückbrachte.
    Armstrong war klar, daß beide Seiten ihn für ihren Mann hielten. Deshalb befürchtete er, daß Waltschek kein einfacher Kurier war. Vielleicht hatten die Russen ihn geschickt, um herauszufinden, wie weit Armstrong zu gehen bereit war, wenn man ihn unter Druck setzte. Armstrong wählte das Savoy Grill als Treffpunkt mit Waltscheck, in der Hoffnung, Forsdyke auf diese Weise zu überzeugen, daß er nichts vor ihm zu verbergen hatte.
    Armstrong traf einige Minuten vor der verabredeten Zeit im Savoy ein, wo der Ober ihn zu seinem gewohnten Tisch in einer Nische führte. Statt seines Lieblingswhiskys mit Soda bestellte er einen Wodka, das unter Agenten vereinbarte Zeichen, daß kein Englisch gesprochen werden sollte. Dann 391
    blickte er zum Eingang und fragte sich, ob er Waltschek erkennen würde, wenn dieser hereinkam. Vor zehn Jahren wäre das noch leicht gewesen, doch Dick hatte viele Angehörige der neuen Agentengeneration darauf hingewiesen, daß sie in ihren billigen Doppelreihern und den dünnen Krawatten mit den Soßenflecken auffielen wie ein bunter Hund. Seither hatten sich

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