Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
Tage unter der Erde war – und das, obwohl er seinem Sohn acht Fabriken, sieben Tageszeitungen, fünf Wochenzeit-schriften und ein Magazin hinterlassen hatte, das in der gesamten Grafschaft erschien. Die Fabriken waren Ende 1940
    schließlich liquidiert worden, während die Zeitungen gerade noch kostendeckend herausgegeben werden konnten. Es hatten den Anschein, als verdankten sie ihr Überleben lediglich der Loyalität ihrer Leser, doch die letzten Zahlen verrieten, daß es immer schwieriger wurde, die Blätter über Wasser zu halten.
    Townsend blickte auf, als ein Tischchen an seiner Armlehne befestigt und eine kleine Damastdecke darüber gebreitet wurde.
    Als die Stewardeß bei Kate das gleiche tat, legte diese ihren Roman Die im feurigen Wagen zur Seite, schwieg jedoch, um die Konzentration ihres Chefs nicht zu stören.
    »Ich möchte, daß Sie das lesen«, sagte Townsend und
    reichte Kate die ersten paar Seiten des Berichts. »Dann werden Sie verstehen, wieso ich diese Reise nach England mache.«
    Townsend öffnete eine zweite Akte, die Henry Wolsten-

    387
    holme für ihn zusammengestellt hatte, ein ehemaliger
    Kommilitone aus Oxford und nunmehr Anwalt in Leeds.
    Townsend konnte sich kaum mehr an Wolstenholme entsinnen; er konnte sich nur noch erinnern, daß Wolstenholme nach wenigen Drinks stets ungewöhnlich gesprächig geworden war.
    Es wäre Townsend nie in den Sinn gekommen, ihn zu
    konsultieren, doch da Wolstenholme die West Riding Group seit ihrer Gründung vertrat, blieb ihm keine andere Wahl.
    Wolstenholme hatte Keith in einem ausführlichen Schreiben auf das Potential des Konzerns aufmerksam gemacht. Auch wenn ein Verkauf der WRG nach außen hin nicht zur Debatte stand – zumindest würde ihr derzeitiger Vorsitzender alle diesbezüglichen Gerüchte empört zurückweisen –, wäre John Shuttleworth wahrscheinlich nur unter der Bedingung bereit, sich von seinen Zeitungen zu trennen, wenn der Käufer so weit wie möglich von Yorkshire entfernt beheimatet war. Townsend lächelte. Was das betraf, dürfte er der bestqualifizierte Kandidat sein, den man sich denken konnte.
    Sobald Townsend geantwortet und sein Interesse bekundet hatte, hatte Wolstenholme ein Treffen vorgeschlagen, um über die Einzelheiten zu sprechen. Townsends einzige Bedingung war, daß er sich erst einmal die Druckerpressen der Zeitungen anschauen wolle. »Nichts zu machen«, kam die sofortige Erwiderung. »Shuttleworth will sich nicht auf seinen eigenen Titelseiten wiederfinden, ehe der Kaufvertrag nicht unterzeichnet ist.« Townsend war klar, daß Verhandlungen, die über einen Dritten liefen, nie einfach waren, doch diesmal blieb ihm nichts übrig, als darauf zu hoffen, daß Wolstenholme ihm vielleicht doch mehr Fragen beantworten würde als
    normalerweise üblich.
    Während Townsend die Suppe löffelte, ging er die Zahlen durch, die Clive Jervis für ihn zusammengestellt hatte. Clive schätzte, daß die Gesellschaft etwa hundert- bis hundertfünfzigtausend Pfund wert war, gab jedoch zu bedenken, daß er 388
    sich nicht festlegen könne, wenn er nichts weiter gesehen habe als die Bilanz. Zweifellos will er eine Rücktrittsklausel, falls zu einem späteren Zeitpunkt etwas schiefgehen sollte, überlegte Townsend.
    »Das ist aufregender als Die im feurigen Wagen «, sagte Kate, nachdem sie die erste Akte zur Seite legte. »Aber welche Rolle soll ich bei der Sache spielen?«
    »Das hängt vom Ausgang der Verhandlungen ab«,
    antwortete Keith. »Wenn ich dieses Geschäft abschließe, benötige ich in allen meinen australischen Zeitungen Berichte darüber. Außerdem möchte ich einen separaten Artikel – einen wesentlich sachlicher verfaßten – für Reuters und den Presseverband. Wichtig ist, die Verleger auf der ganzen Welt darauf aufmerksam zu machen, daß ich jetzt auch außerhalb
    Australiens meine Hände im Spiel um die Medienmacht habe und ein ernsthafter Konkurrent bin.«
    »Wie gut kennen Sie Wolstenholme?« fragte Kate. »Mir
    scheint, daß Sie sich sehr auf sein Urteilsvermögen verlassen müssen.«
    »Ich kenne ihn nicht sonderlich gut«, gestand Keith. »Er war im College zwei Klassen über mir und galt als ziemlich robust.«
    »Robust?« fragte Kate verwirrt.
    »Während des Herbsttrimesters verbrachte er die meiste Zeit mit der Rugby-Mannschaft der Schule, und die beiden anderen Trimester stand er gern am Ufer und feuerte den College-Achter an. Ich glaube, man hat ihn nur deshalb zum Trainer gemacht, weil er eine Stimme

Weitere Kostenlose Bücher