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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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diesem Nachmittag gestellt hatte, wahrscheinlich seine einzige Überlebenschance waren.
    Vielleicht erschien Armstrong gar nicht zu diesem Dinner?
    Das würde es ihm, Keith, zumindest ermöglichen, noch ein paar Tage zu bluffen. Wie könnte E. B. je verstehen, daß sein Herz – vom Melbourne Courier einmal abgesehen – am meisten am Star hing? Er wollte lieber gar nicht erst darüber nachdenken, daß Mrs. Beresford ihm noch nicht gesagt hatte, welche seiner Aktivposten er ihrer Meinung nach in Australien verkaufen mußte.
    Townsend kramte in der untersten Schublade nach einem Frackhemd und atmete erleichtert auf, als er noch eines in seiner Originalverpackung fand. Er schlüpfte hinein. Verdammt! Der oberste Knopf sprang davon, als er ihn schließen wollte. Wieder fluchte Keith lauthals, denn er erinnerte sich, daß Kate erst in einer Woche aus Sydney zurückkommen
    würde. Er zog die Fliege enger und hoffte, sie würde das Problem bedecken. Der Spiegel zeigte ihm jedoch, daß dies nicht der Fall war. Als noch schlimmer erwies sich, daß der Kragen seiner Smokingjacke glänzte, was ihm das Aussehen eines Bandleaders aus den Fünfzigern verlieh. Kate hatte ihn seit Jahren ermahnt, sich eine neue Smokingjacke anzu-schaffen. Vielleicht war jetzt die Zeit gekommen, ihren Rat zu befolgen. Nur… er hatte ja keine Kreditkarten mehr.

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    Als Keith an diesem Abend sein Apartment verließ und den Fahrstuhl hinunter zum wartenden Wagen nahm, fiel ihm zum erstenmal auf, daß sein Chauffeur einen Anzug trug, der in Sachen modischer Chic alles in den Schatten stellte, was im Kleiderschrank seines Chefs hing. Während der BMW seine langsame Fahrt zum Four Seasons aufnahm, lehnte Keith sich zurück und überlegte, wie er das Gespräch auf den Verkauf seiner Star -Aktien lenken sollte, falls er eine Gelegenheit fand, unter vier Augen mit Dick Armstrong zu reden.

    Der Vorteil einer maßgeschneiderten, zweireihigen Smokingjacke bestand nach Dick Armstrongs Meinung darin, daß sie das Übergewicht zu übertünchen half. Er hatte an diesem Abend eine gute Stunde damit zugebracht, sich von seinem Butler das Haar färben und von einem Zimmermädchen die Hände maniküren zu lassen. Als er sich nun im Spiegel betrachtete, war er sicher, daß ihn nur wenige Gäste des Dinners für einen Mann halten würden, der auf die Siebzig zuging.
    Kurz bevor Dick das Büro verließ, hatte Russell ihn
    angerufen und ihm mitgeteilt, daß er den Wert der Star-Aktien auf sechzig bis siebzig Millionen Dollar schätzte, und daß er überzeugt sei, Townsend würde sich bereit erklären, noch etwas draufzulegen, wenn er die Anteile im Paket bekommen konnte.
    Alles, was Armstrong derzeit brauchte, waren siebenund-fünfzig Millionen Dollar. Damit hätte er die Schweizer, die Russen, ja, sogar Sir Paul vom Hals.
    Als seine Limousine vor dem Four Seasons hielt, rannte ein rot livrierter junger Mann herbei und öffnete Armstrong die Wagentür. Nachdem der junge Bursche erkannt hatte, wer da versuchte, sich aus dem Sitz zu stemmen, tippte er an seine Mütze und sagte: »Guten Abend, Mr. Armstrong.«
    »Guten Abend«, erwiderte Dick und reichte ihm einen

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    Zehndollarschein. Wenigstens gibt es jetzt einen Menschen, dachte er, der mich heute abend noch für einen Multimillionär hält. Inmitten eines Stromes anderer Ehrengäste stieg Dick die breite Treppe zum Bankettsaal hinauf. Einige drehten sich ihm zu und schenkten ihm ein Lächeln; andere blickten ihn nur flüchtig an und tuschelten. Dick fragte sich, was die Leute einander zuflüsterten. Prophezeiten sie seinen Sturz, oder unterhielten sie sich darüber, was für ein bewundernswerter Mann er doch sei? Dick erwiderte jedes Lächeln.
    Am Kopfende der Treppe wartete Russell auf ihn. Auf dem Weg zum Bankettsaal flüsterte er Armstrong zu: »Townsend ist bereits hier. Er sitzt an Tisch vierzehn als Gast von J. P.
    Grenville.« Armstrong nickte. Er wußte, daß Grenville seit über fünfundzwanzig Jahren Townsends Handelsbank war. Er betrat den Bankettsaal, zündete sich eine dicke Havanna an und bahnte sich einen Weg zwischen den besetzten Tischen
    hindurch. Hin und wieder blieb er stehen, um eine ausgestreckte Hand zu schütteln oder um sich ein paar Augenblicke mit jemandem zu unterhalten, von dem er wußte, daß er Millionensummen zu verleihen imstande war.
    Townsend stand hinter seinem Stuhl an Tisch vierzehn und beobachtete Armstrong, wie dieser sich allmählich dem Honoratiorentisch näherte.

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