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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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hatte Armstrong bereits dreihundert Millionen Pfund aus dem Pensionsfonds entnommen, um sich endlich die
    Gewerkschaften vom Hals zu schaffen. Außerdem hatte er riesige Aktienpakete seines eigenen Unternehmens aufgekauft, um den Aktienpreis so stabil wie nur möglich zu halten. Doch er wußte, daß es zu einem weiteren Kursverfall kommen würde, falls es ihm in den nächsten Tagen nicht gelang, das Geld an die Schweizer zurückzuzahlen – und diesmal hatte er keine so bequeme Geldquelle mehr, mit der er die Aktienpreise stützen könnte.
    Dick blickte auf die Weltzeituhr hinter seinem Schreibtisch, um festzustellen, wie spät es in Moskau war. Kurz nach achtzehn Uhr. Doch er vermutete, daß der Mann, mit dem er reden wollte, sich noch in seinem Büro befand. Er wies seine Sekretärin an, ihn mit einer Nummer in Moskau zu verbinden.
    Als Marschall Tulpanow zum Leiter des KGB ernannt
    worden war, hatten sich nur wenige Menschen so sehr darüber gefreut wie Armstrong. Seither war er mehrmals nach Moskau gereist und hatte sich in Osteuropa viele bedeutende Aufträge an Land gezogen. Doch er hatte das Gefühl, daß Tulpanow seit einiger Zeit nicht mehr so leicht zu erreichen war.
    Armstrong brach der Schweiß aus, als er darauf wartete, den Marschall an den Apparat zu bekommen. Im Laufe der Jahre hatte er mehrere Begegnungen mit Michail Gorbatschow
    gehabt, der offensichtlich sehr empfänglich für seine Ideen gewesen war. Nachdem Boris Jelzin an die Macht gekommen war, hatte Tulpanow ihn mit dem neuen ersten Mann in
    Moskau bekannt gemacht, doch Armstrong war auch jetzt noch der Meinung, daß weder Gorbatschow noch Jelzin seine
    Bedeutung zu würdigen wußten.
    Um sich die aufreibende Wartezeit zu verkürzen, blätterte 676
    Dick durch die Seiten seines Adreßbüchleins, um möglicherweise jemanden zu finden, der ihm aus seiner derzeitigen Zwangslage helfen könnte. Er war gerade bis zum Buchstaben C gelangt – Carr, Sally –, als seine Sekretärin das Gespräch durchstellte. Armstrong griff nach dem Hörer und hörte eine Stimme, die ihn auf russisch fragte, wer mit Marschall Tulpanow sprechen wolle.
    »Lubji, Sektor London«, antwortete Armstrong. Nach einem Klicken ertönte die vertraute Stimme des KGB-Bosses. »Was kann ich für Sie tun, Lubji?« fragte Tulpanow. »Ich brauche ein bißchen Hilfe, Sergei«, begann Armstrong. Die Entgegnung ließ eine Weile auf sich warten.
    »Und welcher Art soll diese Hilfe sein?« erkundigte
    Tulpanow sich schließlich in gemessenem Tonfall.
    »Ich brauche einen kurzfristigen Kredit von fünfzig
    Millionen Dollar. Ich kann dafür garantieren, daß Sie das Geld binnen eines Monats zurückbekommen.«
    »Aber, Genosse«, entgegnete der Leiter des KGB, »Sie
    haben bereits sieben Millionen Dollar von unserem Geld.
    Einige meiner guten Parteifreunde erkundigten sich schon nach den Honoraren für unser neuestes Buch, die sie immer noch nicht erhalten haben.«
    Armstrong wurde der Mund trocken. »Ich weiß, ich weiß, Sergei. Aber ich brauche noch ein kleines bißchen Zeit, dann kann ich alles auf einmal an Sie überweisen!« sagte er flehend.
    »Ich glaube nicht, daß ich dieses Risiko eingehen möchte«, erwiderte Tulpanow nach einer weiteren längeren Pause. »Es gibt da ein Sprichwort von einem Faß ohne Boden. Und Sie dürfen nicht glauben, Lubji, daß die Financial Times nur in London und New York gelesen wird. Es gibt sie auch hier bei uns. Ich werde warten, bis meine sieben Millionen auf die Ihnen bekannten Konten eingezahlt sind, ehe ich mir überlege, ob ich Ihnen einen Kredit einräumen soll. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«

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    »Ja«, antwortete Armstrong leise.
    »Gut. Ich gebe Ihnen Zeit bis Monatsende, Ihren Ver-
    pflichtungen nachzukommen. Dann, fürchte ich, werden wir möglicherweise eine weniger subtile Vorgehensweise in Betracht ziehen müssen. Ich glaube, ich habe Sie vor vielen Jahren einmal darauf aufmerksam gemacht, Lubji, daß Sie sich irgendwann entscheiden müssen, auf welcher Seite Sie stehen.
    Ich erinnere Sie nur deshalb daran, weil Sie die Kerze offenbar an zwei Enden angezündet haben, um ein weiteres Sprichwort zu zitieren.«
    »Das ist nicht fair!« protestierte Armstrong. »Ich bin auf Ihrer Seite, Sergei! Das war ich schon immer!«
    »Ich nehme Ihre Worte zur Kenntnis, Lubji. Trotzdem
    werde ich Ihnen nicht helfen können, falls das Geld nicht bis Ende des Monats bei uns eingegangen ist. Und das wäre nach einer so langen Freundschaft

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