Imperium
höchst bedauerlich. Ich bin sicher, Sie sehen ein, in welche Lage Sie mich gebracht haben.«
Armstrong hörte, wie aufgelegt wurde. Von seiner Stirn tropfte der Schweiß. Ihm war übel. Er legte auf, zog eine Puderquaste aus der Tasche und tupfte sich damit Stirn und Wangen ab. Er versuchte, sich zu konzentrieren, räusperte sich tief und wies seine Sekretärin an, ihn mit dem isrealischen Premierminister zu verbinden.
»Ist das eine Manhattaner Nummer?« fragte die Aushilfskraft.
»Verdammt, bin ich denn der einzige in dem ganzen Laden, der imstande ist, eine Aufgabe zu erledigen, die jeder Idiot übernehmen kann?«
»Entschuldigen Sie«, stammelte die Sekretärin.
»Lassen Sie’s! Ich mach’ das selbst!« brüllte Armstrong.
Wieder schlug er sein Adreßbüchlein auf, suchte die
Nummer heraus und wählte. Während er darauf wartete,
verbunden zu werden, blätterte er weiter in dem kleinen Buch.
Er hatte den Buchstaben H erreicht – Hahn, Julius –, als sich 678
am Ende der Leitung eine Stimme meldete: »Büro des
Premierministers.«
»Hier Dick Armstrong. Ich muß dringend mit dem Herrn
Premier sprechen.«
»Ich werde sehen, ob ich ihn erreichen kann, Sir.«
Ein neuerliches Klicken, ein paar weitere umgeblätterte Seiten. Dick war beim L angelangt – Levitt, Sharon.
»Dick, sind Sie das?« fragte Premierminister Shamir.
»Ja, Yitzhak.«
»Wie geht es Ihnen, alter Freund?«
»Danke, gut«, antwortete Armstrong. »Und Ihnen?«
»Ebenfalls gut, danke.« Er machte eine Pause. »Natürlich haben wir die üblichen Probleme, aber zumindest kann ich gesundheitlich nicht klagen. Wie geht’s Charlotte?«
»Charlotte? Der geht es ebenfalls gut. Sehr gut.« Armstrong konnte sich nicht einmal erinnern, wann er sie das letzte Mal gesehen hatte. »Sie ist in Oxford und kümmert sich um die Enkel.«
»Wie viele haben Sie denn jetzt?« fragte Shamir.
Armstrong mußte kurz überlegen. »Drei«, sagte er und hätte um ein Haar hinzugefügt: »Oder sind es vier?«
»Sie Glücklicher. Und sorgen Sie immer noch für die New Yorker Juden?«
»Darauf können Sie sich stets verlassen!«
»Das weiß ich, alter Freund«, versicherte ihm der Premierminister. »So, aber jetzt sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.«
»Es ist etwas Persönliches, Yitzhak. Vielleicht können Sie mir einen Rat geben.«
»Ich werde alles tun, Ihnen zu helfen. Sie haben so viel für unser Volk getan – Israel wird immer in Ihrer Schuld stehen, Dick. Sagen Sie mir ruhig, alter Freund, wie ich Ihnen behilflich sein kann.«
»Das ist schnell gesagt«, antwortete Armstrong. »Ich
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brauche einen kurzfristigen Kredit über fünfzig Millionen Dollar, den ich innerhalb eines Monats zurückzahlen werde. Da hab’ ich mich gefragt, ob Sie mir vielleicht irgendwie helfen könnten…«
Nach einer längeren Pause antwortete der Premierminister:
»Die Regierung beschäftigt sich natürlich nicht mit solchen Geldgeschäften. Aber ich könnte den Direktor des Bankhauses Leumi fragen, wenn Sie meinen, daß Ihnen das helfen könnte.«
Armstrong beschloß, dem Premierminister lieber nicht zu gestehen, daß er vom Bankhaus Leumi bereits einen – noch ungetilgten – Kredit von zwanzig Millionen Dollar erhalten hatte und keinen blauen Heller mehr bekommen würde, wie man ihm unmißverständlich klargemacht hatte.
»Das ist eine gute Idee, Yitzhak. Aber Sie brauchen sich die Mühe nicht selbst zu machen. Ich kann mich direkt an die Bank wenden.« Er bemühte sich um eine fröhliche Stimme.
»Übrigens, Dick, da ich Sie gerade am Apparat habe, wegen Ihrer Bitte…«
»Ja?« fragte Armstrong hastig, in dem neue Hoffnung
aufkeimte.
»Ich möchte nicht, daß Sie es mißverstehen, aber die
Knesset hat sich vergangene Woche damit einverstanden erklärt, daß Sie auf dem Ölberg beerdigt werden – ein Privileg, wie Sie wissen, das nur jenen Juden gewährt wird, die dem Staat Israel große Dienste erwiesen haben. Nicht einmal jeder Premierminister kann damit rechnen.« Er lachte. »Ich hoffe allerdings nicht, daß Sie so schnell Gebrauch davon machen werden.«
»Hoffen wir, daß Sie recht haben«, entgegnete Armstrong.
»Dann werde ich Sie und Charlotte also nächsten Monat beim Bankett in der Guildhall wiedersehen?«
»Ja, wir freuen uns schon darauf«, antwortete Armstrong.
»Aber jetzt möchte ich nicht noch mehr von Ihrer kostbaren Zeit stehlen, Herr Premierminister.«
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Armstrong legte auf. Er spürte plötzlich, daß ihm
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