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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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zurückgebracht und gehängt würden – jeder einzelne. Die letzte Hoffnung wurde zur Verzweiflung, doch zum erstenmal war Lubji nicht sicher, ob der Tod ihm überhaupt noch etwas ausmachte.
    Die Lastwagen hielten vor dem Gerichtsgebäude, und die 105
    Gefangenen wurden hineingeführt. Lubji bemerkte, daß die Soldaten keine Bajonette mehr auf die Gewehre gesteckt hatten und ein wenig Abstand hielten. Im Haus durften die
    Gefangenen sich in den hell beleuchteten Korridoren auf Holzbänke setzen, ja, sie bekamen sogar Brotscheiben auf Blechtellern. Lubji wurde mißtrauisch und spitzte die Ohren, als die Wachen sich unterhielten. Einigen Gesprächen entnahm er, daß die Deutschen nur vorgeben wollten, den »Beweis« zu erbringen, daß sämtliche gefangenen Juden Verbrecher seien; denn an diesem Vormittag war ein Beobachter des Roten Kreuzes aus Genf anwesend. Lubji hegte die Hoffnung, daß ein solcher Mann es nicht als Zufall ansehen würde, daß jeder Gefangener Jude war. Doch ehe Lubji darüber nachdenken konnte, wie sein Wissen sich nutzen ließ, packte ein Unteroffizier ihn am Arm und führte ihn in den Gerichtssaal. Lubji wurde zur Anklagebank gewiesen und sah sich einem älteren Richter gegenüber, der auf einem erhöhten Platz vor ihm saß.
    Die Verhandlung – falls dieses kurze, zur Routine erstarrte Ritual diese Bezeichnung verdiente – dauerte nur wenige Minuten. Bevor das Todesurteil über Lubji verhängt wurde, mußte ein Beamter ihn sogar auffordern, dem Gericht seinen Namen zu nennen.
    Der hochgewachsene, ausgemergelte junge Mann blickte
    auf den Beobachter des Roten Kreuzes hinunter, der rechts neben ihm saß. Offenbar gelangweilt, starrte der Mann auf den Fußboden und schaute erst auf, als das Todesurteil verkündet wurde.
    Ein anderer Soldat nahm Lubjis Arm, um ihn von der
    Anklagebank und aus dem Saal zu führen, damit der nächste Gefangene seinen Platz einnehmen konnte. Plötzlich erhob sich der Rot-Kreuz-Beobachter und stellte dem Richter eine Frage in einer Sprache, die Lubji nicht verstand.
    Der Richter machte ein düsteres Gesicht und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lubji zu.

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    »Wie alt sind Sie?« fragte er ihn auf ungarisch.
    »Siebzehn«, erwiderte Lubji. Der Staatsanwalt trat vor den Richter und flüsterte irgend etwas.
    Der Richter blickte Lubji an, zog die Brauen zusammen und erklärte: »Das Urteil wird in lebenslängliche Haft umge-wandelt.« Er machte eine Pause und lächelte, ehe er hinzufügte: »Wiederaufnahmeverfahren in zwölf Monaten.« Der Beobachter schien mit seiner vormittäglichen Leistung zufrieden und nickte zustimmend.
    Der Wächter, der offenbar der Meinung war, das Gericht sei mit Lubji viel zu menschlich umgegangen, kam wieder herbei, packte Lubji an der Schulter und zerrte ihn auf den Korridor zurück. Nachdem man ihm Handschellen angelegt hatte,
    brachte man ihn auf den Hof und beförderte ihn unsanft auf einen offenen Lkw. Andere Gefangene hatten stumm auf ihn gewartet, als wäre er der letzte Fahrgast eines Linienbusses.
    Die Ladeklappe wurde zugeschmettert, und Augenblicke
    später setzte der Laster sich mit einem Ruck in Bewegung.
    Lubji konnte das Gleichgewicht nicht halten; er stürzte auf den Boden der Ladefläche.
    In kniender Haltung schaute er sich um. Auf dem Laster befanden sich zwei bewaffnete Wachtposten, die einander gegenübersaßen. Einer der beiden hatte den rechten Arm verloren; der Mann sah kaum weniger resigniert aus als die Gefangenen.
    Lubji kroch nach hinten und kauerte sich auf den Boden. Er senkte den Kopf und versuchte sich zu konzentrieren. Die Fahrt zum Gefängnis würde etwa vierzig Minuten dauern; er war sicher, daß seine letzte Chance gekommen war, wollte er nicht wieder in ein finsteres Loch gesteckt werden oder trotz des Urteilspruches neben den anderen Gefangenen am Galgen baumeln. Wie kannst du fliehen, überlegte er fieberhaft, als der Wagen langsam durch einen Tunnel fuhr. Lubji versuchte sich zu erinnern, wie viele Unterführungen es zwischen Gefängnis 107
    und Gerichtsgebäude gegeben hatte. Drei oder vier. Er war nicht sicher.
    Als der Laster einige Minuten später durch den nächsten Tunnel fuhr, zählte Lubji langsam. »Eins, zwei, drei.« Fast vier Sekunden lang befanden sie sich in völliger Dunkelheit. Eines hatte Lubji den Wachtposten voraus: Nach den drei Wochen im Verlies kam er im Dunkeln zweifellos besser zurecht als sie.
    Allerdings waren seine Gegner zu zweit. Lubji schaute den Posten an, der ihm

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