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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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werden Sie sich in der Schreibstube melden, wo Ihnen der Diensthabende alle erforderlichen Papiere sowie eine Fahrkarte aushändigen wird.«
    »Jawohl, Sir!«
    »Noch irgendwelche Fragen, Hoch?«
    »Jawohl, Sir. Tötet das Pionierkorps Nazis?«
    »Nein, Hoch.« Der Colonel lachte. »Aber man erwartet von Ihnen, daß Sie die Männer, die Nazis töten, mit Ihren unermeßlichen Kenntnissen und Erfahrungen unterstützen.«
    Lubji kannte zwar das Wort ›messen‹, wußte aber nicht so recht, was er sich unter ›unermeßlich‹ vorstellen sollte. Er nahm sich vor, das Wort sobald wie möglich nachzuschlagen.
    Am Nachmittag meldete er sich, wie befohlen, auf der
    Schreibstube und erhielt seine Papiere, die Militärfahrkarte und zehn Shilling. Er packte seine paar Sachen zusammen; dann schritt er zum letztenmal den Hügel hinunter, um Mrs.
    Sweetman für alles zu danken, was sie in den vergangenen sieben Monaten für ihn getan hatte, damit er Englisch lernen konnte. Lubji schlug das neue Wort im Taschenlexikon unter dem Ladentisch nach; dann versicherte er Mrs. Sweetman, ihre Hilfe sei unermeßlich für ihn gewesen. Die alte Dame wollte dem hochgewachsenen jungen Ausländer lieber nicht eingestehen, daß er ihre Sprache jetzt besser beherrschte als sie.
    Am nächsten Morgen nahm Lubji den Bus zum Bahnhof –
    früh genug, um den Sieben-Uhr-zwanzig-Zug nach Stafford zu erreichen. Als er nach dreimaligem Umsteigen und mehreren Verzögerungen endlich dort eintraf, kannte er die Times in- und auswendig.
    Am Bahnhof von Staffbrd wartete ein Jeep auf Lubji. Hinter 146
    dem Lenkrad saß ein Gefreiter des North Staffordshire Regiment, der so piekfein aussah, daß Lubji ihn mit »Sir«
    anredete. Auf der Fahrt zur Kaserne ließ der Gefreite keinen Zweifel daran, daß die »Kulis« – mit dem Slang tat sich Lubji immer noch schwer – die niederste Lebensform auf Erden waren.
    »Sie sind nichts weiter als ‘ne Meute von Drückebergern, die alles tun, um bloß nicht an richtigen Kampfhandlungen teilnehmen zu müssen.«
    »Ich will an richtigen Kampfhandlungen teilnehmen«,
    versicherte Lubji ihm voller Entschlossenheit. »Und ich bin kein Drückeberger.« Er zögerte; er kannte das Wort nicht.
    »Oder doch?«
    »Das wird sich zeigen«, sagte der Gefreite, als der Jeep vor der Versorgungsstelle hielt.
    Lubji wurde eine Uniform verpaßt, deren Hose um gut fünf Zentimeter zu kurz war, sowie zwei Khakihemden, zwei Paar graue Wollsocken, eine braune Baumwollkrawatte, eine
    Feldflasche, Messer, Gabel und Löffel, zwei Decken, ein Überzug und ein Kopfkissen. Dann brachte man ihn zu seiner neuen Unterkunft – einer Kaserne, in der er mit zwanzig Armeehelfern aus dem Bezirk Staffordshire untergebracht war, von denen die meisten vor ihrer Einberufung Töpfer oder Bergleute gewesen waren. Lubji brauchte eine Zeitlang, bis ihm klar wurde, daß diese Männer tatsächlich die gleiche Sprache redeten, die er von Mrs. Sweetman gelernt hatte.
    Im Laufe der nächsten Wochen tat Lubji nicht viel anderes, als Gräben auszuheben, Latrinen zu leeren und hin und wieder Lastwagen mit Abfällen zu einer Müllhalde zu fahren. Zum Unmut seiner Kameraden arbeitete er stets härter und länger als jeder andere von ihnen. Bald wurde Lubji klar, weshalb der Corporal die Kulis als Drückeberger betrachtete.
    Jedesmal, wenn Lubji die Abfalltonnen hinter dem
    Offizierskasino leerte, nahm er die Zeitungen heraus, egal wie 147
    alt sie waren. Abends lag er dann, die Beine über das Fußende gehängt, auf seiner schmalen Pritsche und las bedächtig jede Zeitung. Er war vor allem an Berichten über den Krieg interessiert, doch je mehr er las, desto mehr befürchtete er, daß die Kampfhandlungen sich ihrem Ende näherten und die letzte Schlacht geschlagen sein würde, bevor man ihm Gelegenheit gab, an die Front zu kommen.
    Lubji war seit etwa sechs Monaten ein »Kuli«, als er im schriftlichen Tagesbefehl las, daß das North Staffordshire Regiment seine jährlichen Boxausscheidungskämpfe veranstaltete. Die Sieger durften an den nationalen Armeemeister-schaften teilnehmen, die Ende des Jahres stattfanden. Lubjis Abteilung erhielt den Befehl, den Ring zu errichten und in der Sporthalle Stühle aufzustellen, damit das gesamte Regiment sich die Finalkämpfe anschauen konnte. Die Order war vom diensthabenden Offizier, Lieutenant Wakeham, unterschrieben.
    Als der Ring in der Mitte der Sporthalle errichtet war, machte Lubji sich daran, die Klappstühle in Reihen rundum

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