Imperium
Pflichten eingeteilt. Er machte sich daran, den Ring abzubauen und die Klappstühle in den Unterrichts-raum zurückzubringen. Er war gerade dabei, eine der
Gummimatten zusammenzurollen, als ein Sergeant in die 150
Sporthalle kam, sich kurz umschaute und brüllte: »Hoch!«
»Sir?« rief Lubji und stand stramm.
»Lesen Sie keine Tagesbefehle mehr, Hoch?« donnerte der Sergeant von der anderen Seite der Sporthalle.
»Jawohl, Sir. Ich meine, nein, Sir. Natürlich, Sir.«
»Entscheiden Sie sich, Hoch! Sie hätten bereits vor fünfzehn Minuten im Rekrutierungsbüro des Regiments sein müssen!«
»Ich wußte nicht…«
»Ich will Ihre Ausreden nicht hören, Hoch! Ich will, daß Sie mir folgen!« Lubji stürmte aus der Turnhalle und holte den Sergeanten ein, der lediglich sagte: »Mir nach, Hoch, pronto!«
»Pronto«, wiederholte Lubji. Es war sein erstes neues Wort seit mehreren Tagen.
Der Sergeant eilte über den Exerzierplatz, und zwei Minuten später stand Lubji atemlos vor dem Rekrutierungsoffizier.
Auch Lieutenant Wakeham war zu seinen gewohnten Pflichten zurückgekehrt. Er drückte die Zigarette aus, die er gepafft hatte.
»Hoch«, sagte er, nachdem Lubji Haltung angenommen und salutiert hatte. »Ich habe eine Empfehlung eingereicht, daß Sie als Schütze zum Regiment versetzt werden.«
Lubji schnappte nach Luft.
»Jawohl, Sir. Danke, Sir«, sagte der Sergeant.
»Jawohl, Sir. Danke, Sir«, echote Lubji benommen.
»Gut«, murmelte Wakeham. »Noch Fragen?«
»Nein, Sir. Danke, Sir«, entgegnete der Sergeant sofort.
»Nein, Sir. Danke, Sir«, antwortete Lubji. »Aber ich würde gern wissen…«
Der Sergeant zog finster die Brauen zusammen.
»Ja?« fragte Wakeham und blickte auf.
»Bedeutet das, ich bekomme eine Chance, Nazis zu töten?«
»Sofern die Nazis Ihnen nicht zuvorkommen, Hoch«, sagte der Sergeant.
Der junge Offizier lächelte. »Ja, diese Chance bekommen 151
Sie. Wir müssen jetzt nur noch ein Formular ausfüllen.«
Lieutenant Wakeham tauchte seinen Federhalter ins Tintenfaß und blickte Lubji an. »Wie lautet Ihr voller Name?«
»Ist schon gut, Sir.« Lubji trat vor und griff nach dem Federhalter. »Ich kann das Formular selbst ausfüllen.«
Die beiden Männer beobachteten, wie Lubji sämtliche
kleine Kästchen ausfüllte und auf der untersten Zeile schwungvoll unterschrieb.
»Sehr beeindruckend, Hoch.« Der Lieutenant nickte, als er das Formular durchsah. »Aber darf ich Ihnen einen Rat geben?«
»Jawohl, Sir. Danke, Sir«, sagte Lubji.
»Vielleicht ist es an der Zeit, daß Sie Ihren Namen ändern.
Denn ich fürchte, mit einem Namen wie Hoch werden Sie im North Staffordshire Regiment nicht weit kommen.«
Lubji zögerte und starrte auf den Schreibtisch, der vor ihm stand. Sein Blick blieb auf einer Schachtel Zigaretten mit dem bekannten Bild eines bärtigen Seemannes hängen. Er strich den Namen »Lubji Hoch« durch und schrieb, als hätte er schon Zeit seines Lebens so geheißen: »John Player.«
Kaum war er mit seiner neuen Uniform ausgestattet, stolzierte Private Player vom North Staffordshire Regiment im Lager umher und salutierte vor jedem, der irgendeinen Rang hatte, vom Gefreiten aufwärts.
Am nächsten Montag wurde er zur zwölfwöchigen Grund-
ausbildung nach Aldershot versetzt. Nach wie vor stand er jeden Morgen um sechs Uhr auf. Das Essen war in Aldershot zwar nicht besser, doch zumindest wurde er hier für etwas ausgebildet, das seiner Meinung nach die Mühe lohnte: Nazis zu töten. In Aldershot lernte Lubji den Umgang mit Gewehr, Maschinenpistole, Handgranaten und Kompaß. Auch das
Kartenlesen, bei Tag wie bei Nacht, brachte man ihm bei. Er konnte langsam und im Schnellschritt marschieren, eine Meile 152
schwimmen und drei Tage ohne Verpflegung auskommen. Als er drei Monate später ins Pionierlager zurückkehrte, entging Lieutenant Wakeham das großspurige Auftreten des
Immigranten aus der Tschechoslowakei nicht. Deshalb war er auch keineswegs überrascht, als er in den Berichten aus Aldershot las, daß Private Player zur vorzeitigen Beförderung vorgeschlagen worden war.
Private John Players erste Abkommandierung war die zum 2. Bataillon in Cliftonville. Schon wenige Stunden nach seiner Ankunft in der Kaserne wurde ihm klar, daß das Zweite sich gemeinsam mit einem Dutzend anderer Regimenter auf das Übersetzen nach Frankreich vorbereitete. Im Frühjahr 1944
war Südengland zu einem gigantischen Ausbildungslager geworden, und Private Player nahm mit
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