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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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aufzustellen. Um zehn Uhr erhielt die Abteilung Erlaubnis, eine fünfzehnminütige Pause einzulegen. Fast alle eilten ins Freie, um sich ein Woodbine zu gönnen. Lubji aber blieb in der Halle und schaute den Boxern zu, die ihr Training aufnahmen.
    Als der Schwergewichtsmeister des Regiments – ein Koloß, der hundertzwei Kilo auf die Waage brachte –, in den Ring stieg, hatte man noch keinen Sparringspartner für ihn gefunden.
    Deshalb mußte der Champion sich mit einem Punchingball zufriedengeben, den der größte anwesende Soldat für ihn hochhielt. Aber sehr lange konnte niemand einen Punchingball hochhalten, und nachdem die verfügbaren Männer, die ihre jeweiligen Vorgänger abgelöst hatten, völlig erschöpft waren, mußte der Champion mit Schattenboxen vorlieb nehmen. Sein Trainer wies ihn an, sich dabei einen unsichtbaren Gegner vorzustellen, den er k. o. schlagen müsse.
    Lubji schaute mit großen Augen zu, bis ein schmächtiger 148
    Bursche die Sporthalle betrat. Er war knapp über Zwanzig und sah aus, als käme er frisch von der Schule, trug aber bereits einen Stern auf der Schulterklappe. Lieutenant Wakeham blieb vor dem Ring stehen und runzelte die Stirn, als er den Schwergewichtsmeister beim Schattenboxen sah. »Was ist, Sergeant? Können Sie keinen Sparringspartner für Matthews finden?«
    »Nein, Sir«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Niemand, nicht einmal in der gleichen Gewichtsklasse, würde mehr als ein paar Minuten gegen Matthews durchhalten.«
    »Schade«, murmelte der Lieutenant. »Ohne echte Herausforderung wird er sich nicht richtig in Form bringen können.
    Versuchen Sie wenigstens, jemanden zu finden, der bereit ist, eine oder zwei Runden mit ihm in den Ring zu steigen.«
    Lubji ließ den Stuhl fallen, den er gerade aufklappen wollte, und rannte zum Seilgeviert. Er salutierte vor dem Lieutenant und sagte: »Ich boxe mit ihm, solange Sie wollen, Sir.«
    Der Champion blickte aus dem Ring hinunter und lachte.
    »Ich box’ doch nicht mit Kulis«, brummte er. »Genauso wenig wie mit Armeehelferinnen.«
    Sofort stieg Lubji in den Ring, hob die Fäuste und wollte auf den Champion losgehen.
    »Schon gut, schon gut«, rief Lieutenant Wakeham, der zu Lubji hinaufblickte. »Wie heißen Sie?«
    »Ich bin Rekrut Hoch, Sir.«
    »Gut. Ziehen Sie geeignete Sportkleidung an. Wir werden dann schon sehen, wie lange Sie gegen Matthews durchhalten.«
    Als Lubji nach einigen Minuten zurückkam, war Matthews immer noch beim Schattenboxen. Er beachtete seinen Möchte-gerngegner gar nicht, als dieser in den Ring stieg. Der Trainer half Lubji in ein Paar Boxhandschuhe.
    »So, dann wollen wir mal sehen, aus welchem Holz Sie
    geschnitzt sind, Hoch«, sagte Lieutenant Wakeham.
    Lubji näherte sich kühn dem Regimentsmeister und setzte 149
    zu einer rechten Geraden an, als er noch einen Schritt entfernt war. Matthews machte eine Finte nach rechts; dann hämmerte er seinen Handschuh mitten in Lubjis Gesicht.
    Lubji taumelte nach hinten gegen die Seile, prallte davon ab und wurde auf den Champion zugeschleudert. Er wollte sich gerade abducken, als der zweite Haken kam und über seine Schulter zischte. Beim nächsten Schlag hatte Lubji weniger Glück – er traf genau das Kinn. Es dauerte nur Sekunden, bis Lubji zum erstenmal zu Boden ging. Am Ende der Runde hatte er eine gebrochene Nase und ein aufgerissenes Auge. Seine Kuli-Kameraden, die weiter Stühle aufgestellt hatten, unterbrachen ihre Arbeit und genossen statt dessen die kostenlose Unterhaltung aus einiger Entfernung. Als Lubji zu Boden ging, ertönte grölendes Gelächter.
    Als Lieutenant Wakeham dem Kampf schließlich ein Ende machte, wollte er von Lubji wissen, ob er je zuvor in einem Boxring gestanden habe. Lubji schüttelte den Kopf. »Nun«, sagte Wakeham, »mit dem richtigen Training könnten Sie sich als sehr brauchbar erweisen. Ab morgen werden Sie für vierzehn Tage aller anderen morgendlichen Pflichten entbunden.
    Dafür melden Sie sich jeden Tag um sechs Uhr in der
    Sporthalle. Ich bin sicher, wir haben bessere Verwendung für Sie, als Stühle aufzustellen.«
    Noch ehe die nationalen Meisterschaften veranstaltet
    wurden, lachten die anderen Kulis längst nicht mehr über Lubji. Sogar Matthews gab zu, daß Hoch ein viel besserer Sparringspartner war als ein Punchingball, und daß er es möglicherweise sogar ihm verdanke, daß er das Halbfinale erreicht habe.
    Am Morgen nach den Meisterschaften wurde Lubji wieder zu seinen gewohnten

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