Imperium
gemacht, Player«, murmelte der Lieutenant, nachdem sein inoffizieller Kundschafter seinen Bericht beendet hatte.
»Ich möchte, daß Sie eine Karte anfertigen, aus der die Stellung des feindlichen Lagers hervorgeht. Arbeiten Sie, so sorgfältig Sie nur können. Ich brauche Einzelheiten über die Beschaffenheit des Geländes, über die Entfernung, über alles, woran Sie sich erinnern können, und was uns bei unserem Vorstoß von Nutzen sein kann. Sobald Sie damit fertig sind, versuchen Sie ein wenig zu schlafen. Sie müssen uns führen, wenn wir beim ersten Tageslicht aufbrechen.«
»Soll ich ihm eine Verwarnung wegen unerlaubten Ver-
lassens des Lagers erteilen?« fragte der Sergeant vom Dienst.
»Nein«, erwiderte Wakeham. »Hiermit befehle ich, daß
Player mit sofortiger Wirkung zum Corporal befördert wird.«
Corporal Player lächelte, salutierte und begab sich in sein Zelt.
Doch bevor er sich schlafen legte, nähte er sich zwei Streifen an seine Kampfuniform.
Während das Regiment langsam Meile um Meile in Innere Frankreichs vorrückte, führte Corporal Player Spähtrupps hinter die feindlichen Linien und kehrte jedesmal mit wichtigen Informationen zurück. Einmal brachte er sogar einen deutschen Offizier mit, den er ebenfalls mit heruntergelassener Hose ertappt hatte.
Lieutenant Wakeham war beeindruckt, daß Player diesen Mann gefangengenommen hatte. Sein Erstaunen wurde noch größer, als er mit der Befragung des Gefangenen begonnen hatte und feststellte, daß der Corporal die Rolle des Dolmetschers übernehmen konnte.
Am nächsten Morgen stürmten sie die Ortschaft Orbec, die sie bei Anbruch der Nacht bereits wieder hinter sich ließen.
Der Lieutenant ließ ans Hauptquartier funken, daß durch 158
Corporal Players Einsatz die Kampfhandlungen verkürzt und dadurch viele Menschenleben gerettet werden konnten.
Drei Monate, nachdem Private Player an der Küste der
Normandie gelandet war, marschierte das North Staffordshire Regiment über die Champs-Elysees, und der frischgebackene Sergeant Player dachte nur an eines: wie er ein Mädchen finden konnte, das bereit wäre, die drei Nächte seines Urlaubs mit ihm zu verbringen – oder besser noch: jede Nacht ein anderes.
Doch ehe die Männer auf die Stadt losgelassen wurden, mußten sich alle Unteroffiziere beim Willkommenskomitee für alliiertes Personal melden, wo sie beraten wurden, wie sie sich in Paris zurechtfinden konnten. Sergeant Player hätte sich keine größere Zeitverschwendung vorstellen können. Er wußte genau, wie er zurechtkommen mußte, egal in welcher europäischen Großstadt. Jetzt wollte er so schnell wie möglich losziehen, ehe die amerikanischen Truppen alle weiblichen Wesen unter vierzig für sich in Beschlag nahmen.
Als Sergeant Player im Hautquartier des Komitees eintraf, einem requirierten Haus an der Place de la Madeleine, stellte er sich an einer langen Schlange an, um endlich in den Besitz einer Informationsbroschüre zu kommen, der zu entnehmen war, was von einem alliierten Soldaten erwartet wurde, solange er sich auf alliiertem Gebiet aufhielt: wie er zum Eiffelturm kam; welche Bars und Restaurants sich in seiner Preisklasse befanden; wie er verhindern konnte, sich mit Geschlechts-krankheiten anzustecken. Der Text las sich, als hätte ein Damenkränzchen ihn verfaßt, und der Gemeindepfarrer hätte sich anschließend als Redakteur versucht.
Als Player endlich den Kopf der Schlange erreichte, blieb er wie gebannt stehen. Er war nicht fähig, auch nur ein Wort hervorzubringen, egal in welcher Sprache. Ein schlankes junges Mädchen mit tiefbraunen Augen und dunklem
Lockenhaar stand hinter einem Schreibtisch und lächelte den hochgewachsenen, schüchternen Sergeanten an. Sie reichte ihm 159
die Broschüre. Player nahm sie, machte aber keine Anstalten, weiterzugehen.
»Haben Sie noch irgendwelche Fragen?« erkundigte das
Mädchen sich auf englisch, jedoch mit unüberhörbar
französischem Akzent.
»Ja«, erwiderte er. »Wie heißen Sie?«
»Charlotte.« Sie errötete tief, obwohl man ihr diese Frage heute bestimmt schon ein dutzendmal gestellt hatte.
»Und sind Sie Französin?«
Sie nickte.
»Mach schon Platz, Sarge!« drängte der Corporal hinter ihm.
»Haben Sie in den nächsten drei Tagen schon was vor?«
erkundigte Player sich nun in ihrer Muttersprache.
»Nicht viel. Aber ich habe hier noch zwei Stunden Dienst.«
»Dann warte ich auf Sie.« Er wandte sich um und setzte sich auf eine hölzerne Bank an
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