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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Kommando im Krieg gegen die Seeräuber übernehmen könne.
    Trotz seiner Zweifel hatte Cicero mithilfe von Quintus sein Möglichstes getan, um für Gabinius eine stattliche Menschenmenge auf die Beine zu bringen. Auf Pompeius ' Anhänger aus Picenum konnte man sich ebenfalls immer verlassen, wenn es galt, ein paar Hundert Veteranen zusammenzutrommeln. Wenn ich jetzt noch die übliche Anzahl Menschen hinzuzähle, die immer im Dunstkreis der Basilica Porcia zu finden sind, und die Bürger, die ihren normalen Geschäften in der Stadt nachgingen, dann konnte man sagen, dass fast tausend Menschen anwesend waren, die sich anhörten, was nach Gabinius ' Auffassung nötig sei, um der Seeräuber Herr zu werden - nämlich ein Oberbefehlshaber im Konsulrang mit einem auf drei Jahre festgesetzten Imperium über ein Territorium, das von der Küste fünfzig Meilen ins Inland reichte, fünfzehn dem Oberbefehlshaber zuarbeitende Legaten im Rang eines Prätors, freier Zugriff auf Roms Staatskasse, fünfhundert Kriegsschiffe und das Recht, bis zu einhundertzwanzigtausend Fußsoldaten und fünftausend Reitersoldaten auszuheben. Die schwindelerregenden Zahlen und die ganze Erklärung sorgten für großes Aufsehen. Als Gabinius die erste Verlesung seines Gesetzesantrags beendet und das Dokument einem Sekretär übergeben hatte, damit dieser es außen an der Basilika der Volkstribunen anschlagen konnte, hatten Catulus und Hortensius schon von der Sache gehört, und sie eilten aufs Forum, um selbst herauszufinden, was da vorging. Pompeius war natürlich nirgendwo zu sehen. Die anderen Mitglieder der Gruppe der Sieben, wie sich die Senatoren um Pompeius selbst nannten, hatten sich wohlweislich über das ganze Forum verteilt, um erst gar keinen Verdacht aufkommen zu lassen, dass da eine abgekartete Sache im Gang war. Aber die Aristokraten ließen sich nicht für dumm verkaufen. »Wenn das dein Werk ist, Cicero«, sagte Catulus wutschnaubend, »dann kannst du deinem Herrn sagen, dass er sich gerade großen Ärger eingehandelt hat.«
    Die Reaktion der Aristokraten sollte sich als noch heftiger herausstellen, als Cicero prophezeit hatte. Nach der ersten Verlesung eines Gesetzesantrags mussten drei der einmal wöchendich stattfindenden Markttage vergehen, bevor das Volk über ihn abstimmen konnte (die Frist sollte Landbewohnern die Zeit geben, in die Stadt zu kommen und sich über die Vorlage zu informieren). Die Aristokraten hatten also für die Organisation ihres Widerstands bis Anfang Februar Zeit, und sie verloren keine Sekunde. Schon zwei Tage später wurde der Senat einberufen, um über die lex Gabinia, wie das Gesetz inzwischen genannt wurde, zu beraten. Obwohl Cicero ihn davon abzubringen versucht hatte, hielt Pompeius es für seine Ehrenpflicht, zu der Sitzung zu erscheinen und seinen Anspruch auf den Posten anzumelden. Er bestand auf einer ansehnlichen Eskorte, die ihn zum Senat begleitete, und da die sieben Senatoren weitere Geheimniskrämerei für überflüssig hielten, bildeten sie die Ehrengarde. Quintus schloss sich ihnen in seiner brandneuen Senatorentoga an: Es war erst das dritte oder vierte Mal, dass er die Kammer aufsuchte. Wie üblich hielt ich mich dicht hinter Cicero. »Wir Dummköpfe«, lamentierte er nach der Sitzung. »Wir hätten wissen müssen, dass es Ärger gibt, da sich kein einziger der anderen Senatoren unserer Eskorte angeschlossen hat.«
    Der Marsch den Esquilin hinunter zum Forum verlief nach Wunsch. Die Vorsteher der Stadtteile hatten ganze Arbeit geleistet und auf den Straßen für jede Menge Begeisterung gesorgt. Die Menschen forderten Pompeius lautstark auf, ihnen die Bedrohung durch die Seeräuber vom Hals zu schaffen. Er winkte ihnen zu wie ein Hausbesitzer seinen Mietern. Doch in dem Augenblick, als wir den Senat betraten, hagelte es von allen Seiten Hohn und Spott. Quer durch den Saal flog sogar eine faule Frucht, die auf Pompeius ' Schulter zerplatzte und einen leuchtend braunen Fleck hinterließ. So etwas war dem großen General noch nie widerfahren. Er blieb abrupt stehen und schaute sich verblüfft und bestürzt um. Sofort schlossen Afranius, Palicanus und Gabinius die Reihen und stellten sich, so als seien sie wieder auf dem Schlachtfeld, schützend vor ihn. Ich sah, wie Cicero mit den Armen wedelte und alle vier zu ihren Plätzen scheuchte. Sicher dachte er, je schneller sie alle auf ihren Plätzen säßen, desto schneller wäre die Demonstration vorbei. Ich stand zusammen mit den anderen

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