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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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es keine Möglichkeit mehr, dass Catilina den Prozess rechtzeitig bis zu den Konsulatswahlen überstehen würde. Die Frist für die Nominierungen wäre dann schon abgelaufen.
    In diesem Stadium entschloss sich Cicero, Catilina wissen zu lassen, dass er an der Übernahme seiner Verteidigung interessiert sei. Er zerbrach sich ausgiebig den Kopf darüber, wie er ihm das Angebot zukommen lassen solle, denn erstens wollte er bei einer Ablehnung nicht sein Gesicht verlieren, und zweitens wollte er sich für den Fall, dass er im Senat unter Druck geriet, die Möglichkeit offenhalten, jede Kontaktaufnahme zu Catilina abzustreiten. Schließlich entschied er sich für ein Vorgehen, dessen Gewitztheit typisch für ihn war. Er ließ Caelius in sein Arbeitszimmer rufen, schwor ihn auf absolute Vertraulichkeit ein und eröffnete ihm dann seinen Plan, Catilina zu verteidigen: Was er davon halte? (»Aber zu niemandem ein Wort, verstanden?«) Das war genau die Art Klatsch, die Caelius so liebte. Natürlich konnte er der Versuchung nicht widerstehen und gab die vertraulichen Informationen an seine Freunde weiter - darunter auch Marcus Antonius, der nicht nur Hybridas Neffe, sondern auch der Adoptivsohn von Catilinas engem Freund Lentulus Sura war.
    Ich schätze, es dauerte gerade mal anderthalb Tage, dann stand ein Bote mit einem Brief von Catilina vor der Tür. Er ließ anfragen, ob Cicero ihn nicht mal besuchen wolle, und schlug einen Termin nach Einbruch der Dunkelheit vor - wegen der Vertraulichkeit. »Der Fisch hat also angebissen«, sagte Cicero und zeigte mir den Brief. Er schickte den Sklaven mit der mündlichen Antwort zurück, dass er Catilina noch heute Abend in dessen Haus besuchen werde.
    Terentia stand inzwischen kurz vor der Niederkunft und fand die Julihitze in Rom unerträglich. Sie lag unruhig stöhnend im stickigen Speisezimmer auf einer Liege, flankiert von Tullia, die ihr mit piepsender Stimme vorlas, und einem Hausmädchen, das ihr Luft zufächelte. Ihre Laune, die auch im günstigsten Fall immer unter leicht erhöhter Temperatur litt, bewegte sich in diesen Tagen permanent im Fieberbereich. Als bei Einbruch der Dunkelheit die Kandelaber angezündet wurden und Cicero sich zum Ausgehen fertig machte, wollte sie sofort wissen, wohin er ginge. Als er nur ausweichend antwortete, warf sie ihm unter Tränen vor, dass er sich eine Konkubine genommen habe - warum sonst sollte ein respektabler Mann um diese Stunde noch außer Haus gehen? Also erzählte er ihr widerwillig die Wahrheit, dass er auf dem Weg zu Catilina sei. Natürlich besänftigte sie das nicht im Mindesten, im Gegenteil, es brachte sie nur noch mehr in Rage. Wie könne er auch nur eine Sekunde die Gesellschaft dieses Monsters ertragen, das ihre eigene Schwester, eine vestalische Jungfrau, verführt habe, worauf Cicero nur spöttisch anmerkte, Fabia sei schon immer »mehr vestalisch als Jungfrau« gewesen. Terentia versuchte vergeblich, sich aufzusetzen, und so geleiteten den amüsiert lächelnden Cicero und mich nur ihre wütenden Beschimpfungen bis zur Haustür.
    Die Nacht ähnelte sehr jener Nacht kurz vor den Ädilswahlen, als Cicero Pompeius besucht hatte: die gleiche drückende Hitze, der gleiche fiebrige Mondschein und die gleiche sanfte Brise, die den Verwesungsgestank vom Friedhof jenseits der Porta Esquilina über die ganze Stadt wehte. Wir gingen hinunter aufs Forum, wo Sklaven die Straßenlaternen anzündeten, vorbei an den stumm und dunkel daliegenden Tempeln und dann den Palatin hinauf, wo Catilinas Haus stand. Ich trug eine Aktentasche, wie immer, und Cicero hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und hing mit gesenktem Kopf seinen Gedanken nach. Damals war der Palatin noch nicht so dicht bebaut wie heute, die Häuser standen weiter auseinander. Ich hörte das Plätschern eines Baches und roch den Duft von Geißblatt und Heckenrosen. »Das ist der richtige Ort zum Leben, Tiro«, sagte Cicero und blieb auf der Treppe stehen. »Wenn es keine Wahlen mehr gibt, die ich gewinnen muss, und ich nicht mehr so darauf achten muss, was die Leute über mich denken, dann werden wir hier leben. Ein Haus mit einem Garten, wo ich lesen kann und - stell dir das bloß vor! - die Kinder spielen können.« Er drehte sich um und schaute in Richtung Esquilin. »Wenn das Kind endlich da ist, wird es für uns alle leichter werden. Es ist, als wartete man darauf, dass ein Sturm losbricht.«
    Catilinas Haus war problemlos zu finden, denn es befand sich in

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