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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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vergessen hast?« Er blickte zu Quintus, der ebenso verblüfft war wie er selbst.
    »Da geht ' s also nicht nur um zwei Kandidaten fürs Konsulat«, sagte Quintus. »Das sind noch drei für die Prätur und zehn fürs Volkstribunat. Crassus versucht sich eine ganze Regierung zu kaufen.«
    Cicero war nicht der Mann, der gern zeigte, dass ihn etwas überraschen konnte. Doch an jenem Abend stand auch ihm die Verblüffung ins Gesicht geschrieben. »Aber das ist vollkommen absurd«, sagte er aufgebracht. »Was haben die einzelnen Stimmen gekostet?«
    »Fünfhundert fürs Konsulat, zweihundert für die Prätur, hundert fürs Volkstribunat«, sagte Salinator, als handelte es sich um Schweine auf dem Viehmarkt.
    »Du willst mir also tatsächlich weismachen«, fragte Cicero, während er mit gerunzelter Stirn die Gesamtsumme überschlug, »dass Crassus allein für die dreihundert Stimmen in deinem Wahl verein eine dreiviertel Million zahlen will?«
    Salinator nickte, dieses Mal heftiger, ja sogar befriedigt, mit einem gewissen professionellen Stolz. »Das ist der grandioseste Wahlkampf seit Menschengedenken.«
    Cicero drehte sich zu Ranunculus um, der am Fenster stand und auf verdächtige Bewegungen auf der Straße achtete. »Wie viele Stimmen hat Crassus deiner Meinung nach zu diesen Preisen gekauft?«
    »Also, wenn er auf Nummer sicher gehen will«, sagte Ranunculus, dachte eine Zeit lang angestrengt nach und fuhr dann fort, »schätze ich, so sieben- bis achttausend.«
    »Achttausend?«, wiederholte Cicero. »Achttausend würden ihn zwanzig Millionen Sesterzen kosten. Ist dir so etwas schon mal untergekommen? Und am Ende hat er nicht einmal selbst einen Posten, sondern hat nur solche Trottel vie Hybrida und Lentulus Sura in Amt und Würden gebracht.« Er drehte sich wieder zu Salinator um. »Hat er dir gegenüber mal Andeutungen über die Gründe für diese Gewaltoperation gemacht?«
    »Nein, Senator. Crassus ist nicht der Mann, der gern Fragen beantwortet.«
    Quintus fluchte. »Jetzt wird er wohl ein paar Fragen beantworten müssen, der Schweinehund.« Und wie um seinem Ärger Luft zu verschaffen, trat er dem Sequester, der gerade dabei war, sich wieder aufzurichten, noch einmal in den Magen, worauf dieser erneut stöhnend zusammenklappte.
     
     
    Quintus war unbedingt der Meinung, auch noch das letzte bisschen Information aus den beiden unglückseligen Kreaturen herauszuprügeln und sie dann entweder zu Crassus ' Haus zu schaffen und den Halunken aufzufordern, seine Intrigen sofort einzustellen, oder sie vor den Senat zu zerren, ihre Geständnisse zu verlesen und die Verschiebung der Wahlen zu fordern. Cicero behielt einen kühleren Kopf. Mit regungslosem Gesicht dankte er Salinator für seine Ehrlichkeit, empfahl Quintus, sich einen Becher Wein einzuschenken und wieder abzuregen, und befahl mir, die Silbermünzen einzusammeln. Später saß er zu Hause im Arbeitszimmer, warf seinen kleinen Übungslederball von einer Hand in die andere, während Quintus sich nach wie vor darüber aufregte, was für ein Idiot sein Bruder gewesen sei, die beiden Stimmenkäufer einfach so gehen zu lassen, sie würden jetzt sicher Crassus alarmieren oder wären schon aus der Stadt verschwunden.
    »Weder noch«, sagte Cicero. »Wenn sie Crassus alles erzählen, da könnten sie genauso gut ihr eigenes Todesurteil unterschreiben. Derart belastende Zeugen würde Crassus niemals am Leben lassen, und das wissen die beiden auch. Flucht liefe auf dasselbe hinaus, Crassus brauchte nur etwas länger, bis er sie zu fassen bekäme.« Hin und her flog der Ball, von links nach rechts, von rechts nach links. »Außerdem: Niemand hat ein Verbrechen begangen. Bestechung lässt sich sogar im günstigsten Fall nur schwer beweisen - wenn noch gar keine Stimme abgegeben worden ist, ist es völlig unmöglich. Crassus und der Senat würden uns auslachen. Nein, am besten lassen wir die beiden in Freiheit. Da wissen wir wenigstens, wo wir sie finden können, und wenn wir die Wahlen verlieren, können wir sie immer noch vorladen lassen.« Er warf den Ball hoch in die Luft und fing ihn mit einer schwungvollen Armbewegung wieder auf. »Aber eine Sache, Quintus, hast du völlig richtig eingeschätzt.«
    »Ach ja, hab ich?«, sagte Quintus bitter. »Sehr freundlich, danke.«
    »Crassus ' Operation hat nichts mit seiner Feindschaft mir gegenüber zu tun. Er würde nicht zwanzig Millionen ausgeben, nur um meine Hoffnungen zu zerstören. Für zwanzig Millionen Sesterzen

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