Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Übergewicht und salomonisch für »jeden, der sich schützen will«. Es sollen »alle Personen die Gelegenheit zur Impfung gegen Influenza erhalten« ( BMG 2011). Bezahlen müssen sie das selbst.
In Deutschland lässt sich nur etwa jeder Dritte mit hohem Krankheitsrisiko impfen. Durch zunehmende Öffentlichkeitsarbeit versuchen die Gesundheitsbehörden und die pharmazeutische Industrie, diesen Anteil zu steigern. Über eine bundesweite Ausweitung der Impfempfehlung auch auf Kinder so wie in den USA oder in Sachsen wird laut nachgedacht.
Im Fall von Grippeepidemien können die deutschen Gesundheitsbehörden bereits jetzt eine allgemeine Impfempfehlung aussprechen. Das war erstmals der Fall während der »Schweinegrippe« im Herbst 2009, als Millionen Menschen dem Risiko übereilt zugelassener Impfstoffe ausgesetzt wurden. Im Vorfeld der Impfempfehlung waren sowohl die STIKO als auch die europäische Zulassungsbehörde EMA massiv in die Kritik geraten: Sie würden Entscheidungsprozesse nicht transparent machen und Interessenkonflikten unterliegen (Transparency International 2009).
Ebenso intransparent wie gefährlich sind auch Laborexperimente mit Influenzaviren. Der »Schweinegrippe«-Virus H1N1 stammt vermutlich aus einem russischen Labor, aus dem er 1977 entkommen sein soll. Amerikanische Forscher experimentierten ab 1996 mit dem Erreger der spanischen Grippe, den sie aus Gewebeproben von damaligen Grippeopfern rekonstruiert hatten. Im Januar 2012 wurde bekannt, dass niederländische Forscher eine hochgefährliche Variante des »Vogelgrippe«-Virus H5N1 im Labor züchten – gefährlich wie die »Vogelgrippe« und ansteckend wie die »Schweinegrippe«. Es entwickelte sich eine heftige öffentliche Debatte darüber, ob Forschung dieser Art statthaft sei und ob die Ergebnisse im vollen Umfang veröffentlicht werden dürfen.
Wirkungsdauer und Effektivität
Es gibt kein funktionierendes Meldesystem, mit dem die Influenza überwacht wird. Ohne ein solches Meldesystem ist es jedoch unmöglich, die tatsächliche Häufigkeit der Erkrankung und ihrer Komplikationen und damit auch die Wirksamkeit der Impfung abzuschätzen. Die wissenschaftlichen Studien, mit denen die öffentlichen Impfempfehlungen untermauert werden, unterscheiden nicht klar zwischen echter Grippe und grippeartigen Erkrankungen. Die Auswirkungen und Komplikationen der Influenza und der Nutzen der Impfung werden dadurch weit überschätzt. Unabhängig finanzierte Studien, in denen eine große Gruppe von Geimpften mit einer Gruppe Nichtgeimpfter verglichen wird, wurden bisher nicht durchgeführt.
Im
British Medical Journal
vom 28. Oktober 2006 übte Tom Jefferson, Koordinator für den Impfbereich bei der internationalen Cochrane-Vereinigung in Rom und einer der weltweit renommiertesten Impfspezialisten, grundlegende Kritik an der Grippeimpfpolitik vieler westlicher Länder. Er schrieb wörtlich:
»Bemerkenswert ist der optimistische und selbstsichere Ton bei der Vorhersage der Viruszirkulation und der Wirkung von inaktivierten Impfstoffen, die den belegbaren Tatsachen nicht entspricht. Die Ursachen sind wahrscheinlich komplex und dürften auf einer chaotischen Mischung von Konflikten mit der Wahrheit und Interessenkonflikten beruhen« (Jefferson 2006).
Er spielt hier darauf an, dass bei der Grippeimpfung der Druck der Industrie auf die öffentlichen Empfehlungen besonders hoch ist, weil die Impfung jährlich wiederholt werden muss und daher besonders hohe Gewinne einfährt.
Im Zusammenhang mit der »Schweinegrippe« wurden die Interessenkonflikte der Impfforscher und der Experten in den nationalen Impfbehörden und der WHO erstmals in der breiten Öffentlichkeit diskutiert (
Tagesspiegel
2009). In einem Interview mit der Zeitschrift
Time
attackierte Tom Jefferson die Behörden verschiedener Länder, unter anderem die amerikanischen CDC und die deutsche STIKO , weil sie nur Studien mit positiven Ergebnissen als Argumentationsbasis für die Empfehlung zur Influenzaimpfung benutzen, die negativen Studien aber unterschlagen (
Time
2010). Unverhohlen kritisiert Jefferson eine Gesundheitspolitik, die nach dem Grundsatz verfährt, man müsse Entscheidungen treffen und könne nicht warten, bis perfekte Daten zur Verfügung stehen. Anstatt Unsummen in ein Impfprogramm zu investieren, dessen Wirkung nicht belegt ist, sollte man die Ressourcen besser in placebokontrollierte Impfstudien fließen lassen, um eine belastbare Entscheidungsgrundlage für
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