Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Impfung mit Lebendviren hinaus. Ein erster Lebendimpfstoff, Flu-Mist, wurde in den USA bereits zugelassen. Er ist wesentlich teurer als der Totimpfstoff und birgt das Risiko der Virusübertragung auf die Umgebung und weiterer bisher nicht genau abschätzbarer Nebenwirkungen, etwa der Erzeugung von Mutanten mit völlig neuen Eigenschaften. In der Schweiz musste ein Lebendimpfstoff vom Markt genommen werden, weil bei den Impflingen vermehrt Lähmungen des Gesichtsnervs aufgetreten waren.
Im Herbst 2009 wurden im Eilverfahren Impfstoffe mit neuen und riskanten Herstellungsverfahren und Hilfsstoffen gegen die »Schweinegrippe« zugelassen. Eine Koalition gieriger Pharmalobbyisten, korrupter Impfexperten und überforderter Politiker hatte die teuerste Impfaktion aller Zeiten vom Zaun gebrochen – obwohl nach der Grippesaison auf der Südhalbkugel der Erde klar war, dass die »Schweinegrippe« eine besonders harmlose Variante der Influenza ist. Die Sicherheit und Wirksamkeit der neuen Impfstoffe waren nur ansatzweise untersucht. Die Impfkampagne erzeugte eine Flut von Meldungen schwerer Nebenwirkungen (Bardage 2011, siehe auch das Kapitel »Wahrscheinliche oder gesicherte Impffolgen«). Die Grippeerkrankungen verliefen dagegen harmloser als all die Jahre zuvor.
Impfempfehlungen gegen Influenza
Die meisten Grippeimpfstoffe sind ab dem Alter von sechs Monaten zugelassen. Das Bundesland Sachsen empfiehlt seit 2010 die jährliche Grippeimpfung aller Kinder ab dem siebten Lebensmonat und gibt sich damit wieder einmal als Vorreiter einer künftigen STIKO -Empfehlung. Kinder in den ersten zwei Jahren sollen nur die halbe Dosis erhalten, Kinder, die noch nie eine Influenzaschutzimpfung erhalten haben, sollen zweimal geimpft werden im Abstand von mindestens vier Wochen. Die Sächsische Impfkommission schreibt zu ihrer Empfehlung prahlerisch:
»Sachsen hat seit Jahren vorbildliche Influenzadurchimpfungsraten und beweist damit die Aufgeschlossenheit und Akzeptanz gegenüber der jährlichen Influenzaimpfung … Die gegenwärtige destruierende chaotische Informationspolitik über die ›Neue Influenza H1N1‹ seitens populistischer Journalisten der Medien und selbsternannter gewissenloser ›Experten‹ hat in Verbindung mit nicht nachvollziehbaren gravierenden Fehlern der staatlich verantwortlichen Gesundheitspolitiker breite Laienkreise, aber auch Ärzte derart verunsichert und verwirrt, dass negative Folgen auf die Impfbereitschaft auch gegen andere Infektionskrankheiten befürchtet werden müssen. Die SIKO -Mitglieder treten dem energisch entgegen und bieten allen nach wie vor fachlich fundierte Beratung und Aufklärung an« (Bigl 2010).
Angesichts dieser Diktion kann man sich ja noch auf einiges gefasst machen.
Der Preis pro Grippeimpfstoff beträgt derzeit (2012) etwa 20 Euro – damit hat sich das Preisniveau in fünf Jahren in etwa verdoppelt. Die jährliche Impfung der Gesamtbevölkerung wäre extrem teuer – sie würde in Deutschland mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr kosten. Kein Wunder, dass die Impflobby an einer allgemeinen Impfempfehlung enormes Interesse hat.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die jährliche Grippeimpfung empfohlen für folgenden Personenkreis, der mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht:
für ältere Menschen, in Österreich ab 50Jahren, in Deutschland ab 60Jahren, in der Schweiz ab 65 Jahren,
für Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, für Schwangere mit Vorerkrankungen auch schon früher,
für Patienten (auch Kinder) mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines chronischen Grundleidens, in der Schweiz auch für Frühgeborene in den ersten zwei Lebensjahren,
für Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko wie medizinisches Personal, Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Personen, die eine mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen darstellen (Kinderpflege, Krankenpflege, Altenpflege etc.). Die Impfung dieser »Multiplikatoren« dient nicht so sehr dem individuellen Schutz, sondern soll als sogenannte Riegelungsimpfung die Weiterverbreitung des Virus verhindern. Angesichts der zwar seltenen, aber möglicherweise schweren Nebenwirkungen kollidieren hier die Interessen des Einzelnen deutlich mit epidemiologischen Zielen.
Die österreichischen Behörden empfehlen die Grippeimpfung außerdem für alle Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren, Personen mit
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