Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Havrix wird etwas schlechter vertragen als Vaqta (Braconier 1999). Dennoch wird Havrix in Deutschland etwa zehnmal häufiger verimpft.
Meldungen zu schweren Nebenwirkungen betreffen allergische Reaktionen bis hin zum sehr seltenen allergischen Schock. Die Gefahr ist bei Havrix am größten, da es Latexpartikel aus der Kappe der Spritze enthält.
Die Hepatitis-A-Impfung kann zur Bildung von Autoantikörpern führen (Karali 2011). Dies betrifft auch Kinder und ist in seiner Bedeutung für die Langzeitgesundheit nicht untersucht. In der medizinischen Literatur gibt es Berichte über Autoimmunerkrankungen wie Blutgefäßentzündungen (Bani-Sadr 1996, Jariwala 2011), Arthritis (Ferrazzi 1997), Blutplättchenzerfall (O’Leary 2012), Bauchspeicheldrüsenentzündung (Haviv 2000) und Leberentzündung (Castillo de Febres 1999, Berry 2007).
Sehr selten werden neurologische Krankheiten gemeldet: Nervenentzündungen, Guillain-Barré-Syndrom, transverse Myelitis, multiple Sklerose und Enzephalitis (George 2003, CDC 2006). Bei Kindern kann es zu Krampfanfällen kommen – zwei solche Ereignisse wurden dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet.
Zusammenfassung
Hepatitis A ist eine unangenehme, aber harmlose Erkrankung, die meist bei Fernreisen in Schwellen- oder Entwicklungsländer erworben wird.
Das höchste Erkrankungsrisiko haben Migranten beim Besuch in ihrem Herkunftsland sowie Langzeitreisende und Backpacker in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Die Beachtung hygienischer Vorsichtsmaßnahmen verringert das Ansteckungsrisiko erheblich.
Die Hepatitis A verläuft umso schwerer, je älter der Erkrankte ist. Kinder unter zehn Jahren erkranken in der Regel nur leicht oder ganz unbemerkt.
Die Impfung ist für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Erwägung zu ziehen, die in Schwellen- oder Entwicklungsländer reisen.
Sie ist auch indiziert für gefährdetes medizinisches Personal (zum Beispiel in medizinischen Laboren, Kinderkrankenhäusern und Infektionsabteilungen).
Eine vorherige Testung auf bereits vorhandene Antikörper empfiehlt sich vor allem bei Personen, die schon Fernreisen unternommen haben.
Zwei Wochen nach der ersten Impfung ist mit einem zuverlässigen Schutz für mindestens sechs Monate zu rechnen. Eine zweite Impfung vermittelt dann einen Langzeitschutz über Jahrzehnte.
Allergische, neurologische und immunologische Impfnebenwirkungen kommen vor, sind aber sehr selten.
Langzeitstudien zur Sicherheit der Hepatitis-A-Impfstoffe wurden bisher nicht durchgeführt.
HAV pur (Österreich, Schweiz: Epaxal) kommt ohne Aluminiumhilfsstoff aus. Er ist bei Impfwunsch vorzuziehen, obwohl auch bei ihm das langfristige Sicherheitsprofil unklar ist.
Der Kombinationsimpfstoff Twinrix gegen Hepatitis A und B ist nur in Ausnahmefällen angezeigt. Seine Schutzwirkung ist altersabhängig, die Nebenwirkungen sind unter Umständen schwerwiegend.
Referenzen
AT (arznei-telegramm): Impfstoff Epaxal – etwas Besonderes? a-t 2001, 32: 52f.
AT (arznei-telegramm): Impferfolg gegen Hepatitis A altersabhängig? a-t 2002, 33 (8): 87
Bani-Sadr, F.: Vasculitis related to hepatitis A vaccination. Clin Infect Dis 1996, 22 (3): 596
Berry, P. A., Smith-Laing, G.: Hepatitis A vaccine associated with autoimmune hepatitis. World J Gastroenterol 2007, 21;13 (15): 2238f.
BMG (Bundesministerium für Gesundheit): Impfplan 2011 Österreich. http:// www.bmg.gv.at/ (Zugriff 21. 1. 2012)
Braconier, J. H., Wennerholm, S., Norrby, S. R.: Comparative immunogenicity and tolerance of Vaqta and Havrix. Vaccine 1999, 17 (17): 2181–2184
Castillo de Febres, O., Chacon de Petrola, M., Casanova de Escalona, L., Naveda, O., et al.: Safety, immunogenicity and antibody persistence of an inactivated hepatitis A vaccine in 4 to 15 year old children. Vaccine 1999, 18 (7–8): 656–664
CDC (Centers for Disease Control): Prevention of Hepatitis A Through Active or Passive Immunization – Recommendations of the Advisory Committee on Immunization Practices ( ACIP ). MMWR 2006, 55 ( RR 07): 1–23
CDC (Centers for Disease Control): Prevention of Hepatitis A After Exposure to Hepatitis A Virus and in International Travelers. Updated Recommendations of the Advisory Committee on Immunization Practices ( ACIP ). MMWR 2007, 56 (41):1080–1084
EB (Epidemiologisches Bulletin): Zur Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B. 1999, 2: 10
EB (Epidemiologisches Bulletin): Zur Situation der Hepatitis A in Deutschland im Jahr 2007. EB 2008, 44:
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