Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
schwer an Hepatitis A zu erkranken, und werden daher ohne Not den zwar sehr seltenen, aber doch potenziell schweren Impfnebenwirkungen ausgesetzt. Je nach Wahl des Impfstoffs werden sie zusätzlich mit Aluminium belastet.
Die Impfung kann auch noch nach dem Kontakt mit einem Erkrankten den Ausbruch einer Hepatitis A verhindern, wenn sie innerhalb von sieben Tagen erfolgt. Ist dieser Zeitraum ungenutzt verstrichen, kann noch die Prophylaxe mit Immunglobulin (Beriglobin) versucht werden. Die STIKO empfiehlt beide Maßnahmen gleichzeitig bei Patienten mit Lebererkrankung und bei über Fünfzigjährigen. In den USA ist für Kontaktpersonen bis zum Alter von 40Jahren die Impfung empfohlen, für über Vierzigjährige die Gabe von Immunglobulin ( CDC 2007).
Die Kosten solcher Präventionsmaßnahmen sind erheblich, da die Gruppe der Kontaktpersonen meist groß und schwer einzugrenzen ist. Berücksichtigt man, dass die Hygienebedingungen in den westlichen Ländern das Übertragungsrisiko gering halten und dass bei Aufdeckung einer Hepatitis A die Ansteckung anderer im Wesentlichen schon stattgefunden hat, ist der Verzicht auf jegliche Prophylaxe sicher auch eine Entscheidung, die sich rechtfertigen lässt.
Effektivität und Wirksamkeitsdauer
Wirksamkeitsstudien in Thailand, Nicaragua und den USA , bei denen verschiedene Impfstoffe benutzt wurden, ergaben eine Schutzquote von 94 bis 100 Prozent ab zwei Wochen nach der ersten Impfdosis und 99 bis 100 Prozent nach der zweiten ( WHO 2011).
Die Wirksamkeit einer einzigen Impfung bleibt über mindestens sechs Monate stabil. Die Schutzdauer von zwei Impfungen wird auf über 20Jahre geschätzt, möglicherweise hält sie auch ein Leben lang an ( WHO 2011). Im Zweifelsfall kann man aus dem Blut die Antikörper bestimmen lassen. Hepatitis-A-Antikörper über 10 U/l zeigen einen sehr wahrscheinlichen Schutz an.
Der Kombinationsimpfstoff Twinrix (Hepatitis A und B)
Der Kombinationsimpfstoff Twinrix, den es jeweils für Kinder vom zweiten bis fünfzehnten Lebensjahr und für Erwachsene gibt, immunisiert gegen Hepatitis A und B. Zum Aufbau eines bis zu zehn Jahre anhaltenden Schutzes muss er dreimal innerhalb eines halben Jahres verabreicht werden. Twinrix ist um etwa 40 Prozent preisgünstiger als die beiden Einzelimpfstoffe: Drei Spritzen für die Grundimmunisierung kosten 170 bis 200 Euro.
Die Impfwirksamkeit ist unsicher und macht zumindest bei Erwachsenen die Kontrolle des Impferfolgs durch eine Blutuntersuchung ratsam. Besonders häufig versagt der Impfstoff bei über Vierzigjährigen: Hier lässt sich bei nur 35 Prozent ein Schutz vor beiden Erkrankungen nachweisen (
AT
2002).
Twinrix fällt auf durch Meldungen von schweren Erkrankungen im Anschluss an die Impfung, zum Beispiel Autoimmunerkrankungen wie multiple Sklerose – bis 2010 acht Meldungen an das Paul-Ehrlich-Institut –, Rheuma, Diabetes und autoimmune Hepatitis.
Auch wenn es keine Vergleichsstudien zwischen dem Kombiimpfstoff und den beiden Einzelimpfstoffen gibt, fährt man in puncto Schutzwirkung und Sicherheit wahrscheinlich besser mit den Einzelimpfstoffen. Die Impfung gegen beide Hepatitisformen ist ohnedies nur in Ausnahmesituationen in Betracht zu ziehen, denn für normal Reisende bedeutet die Hepatitis B keine besondere Gefährdung.
Eine mögliche Indikation für die Impfung gegen Hepatitis A und B sind Langzeitaufenthalte in Afrika, China, Mittel- und Südostasien, im Südpazifik, im Amazonasgebiet und in der Karibik (vor allem Haiti und Dominikanische Republik). Auch vor medizinischen Eingriffen in diesen Regionen kommt die Impfung gegen beide Hepatitisformen in Frage (
Med Lett
1998).
Vielreisende sollten vor der Impfung überprüfen lassen, ob sie nicht schon Antikörper gegen Hepatitis A oder B im Blut haben und sie sich die Impfung sparen können.
Nebenwirkungen der Hepatitis-A-Impfstoffe
Alle Impfstudien, in denen die Sicherheit von Hepatitis-A-Impfstoffen untersucht wurde, erfassen einen Zeitraum von maximal vier Wochen. Studien zur Langzeitverträglichkeit wurden bisher nicht durchgeführt.
Bei über 50 Prozent kommt es zu Schmerzen und/oder Schwellungen an der Impfstelle, bei 10 bis 15 Prozent zu Störungen des Allgemeinbefindens wie Übelkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder leichtem Fieber ( CDC 2006). In seltenen Fällen geht das mit einer vorübergehenden Störung der Leberfunktion einher.
Das aluminiumfreie HAV pur macht am wenigsten Beschwerden an der Impfstelle (
AT
2001).
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