Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
»Toxoid« –, das an Aluminiumhydroxid gebunden ist und dadurch in seiner Wirkung verstärkt wird.
Die Einzelimpfstoffe Tetanol pur und Tetanusimpfstoff Mérieux enthalten mit 0,5 bzw. 1,25 Milligramm relativ viel Aluminium (siehe Anhang). Kombinationsimpfstoffe – außer dem Sechsfachimpfstoff – sind von diesem Aspekt her günstiger.
Die Impfung muss dreimal innerhalb eines Jahres durchgeführt werden (»Grundimmunisierung«): die zweite Impfung nach frühestens vier, bei Kombinationsimpfstoffen besser acht Wochen, die dritte Impfung weitere sechs bis zwölf Monate später. Die Impfabstände können auch größer sein: Jede Impfung gilt.
Mit Fünf- und Sechsfachimpfstoffen sind in Deutschland und der Schweiz derzeit noch vier Impfungen empfohlen, davon drei im ersten Lebensjahr. In Anlehnung an neuere Wirksamkeitsstudien sehen die Impfpläne in Skandinavien, Großbritannien und Österreich nur noch drei Impfungen für Säuglinge vor – im dritten, fünften und zwölften Lebensmonat (Tichmann 2006, Kilpi 2009).
Während die erste Impfung noch wenig Schutz vermittelt, liegen spätestens vier Wochen nach der zweiten Impfung die messbaren Antikörper bei weit über 90 Prozent der Geimpften im schützenden Bereich, bei 80 Prozent sogar für mehr als drei Jahre. Für einen zuverlässigen Langzeitschutz ist die dritte Impfung erforderlich ( WHO 2006).
Über Abstand und Notwendigkeit weiterer Auffrischungsimpfungen herrscht kein Konsens. Das deutsche Impfschema empfiehlt sechs Impfungen bis zum Alter von zehn Jahren, die Impfpläne in den skandinavischen Ländern, Großbritannien und Österreich sehen in diesem Zeitraum vier Tetanusimpfungen vor.
Dänische Forscher zeigten, dass nach vier Tetanusimpfungen die Antikörper über mindestens 25 Jahre im schützenden Bereich bleiben (Simonsen 1987). Zur Vermeidung von Überimpfungen mit entsprechenden Komplikationen empfehlen die dänischen und britischen Gesundheitsbehörden daher nach insgesamt fünf Impfungen keine weitere Auffrischung mehr. In Großbritannien wird im Alter von sechs Jahren die vierte, zehn Jahre später die fünfte Impfung durchgeführt, danach ist Schluss. Nur bei Verletzungen mit besonders hohem Tetanusrisiko ist die zusätzliche Gabe von Tetanus-Immunglobulin empfohlen ( UK 2006).
Säuglinge haben ein extrem geringes Risiko, an Tetanus zu erkranken. Neugeborene haben den gleichen oder sogar einen höheren Tetanustiter wie die Mutter ( WHO 2006). Hat die Mutter im Laufe ihres Lebens vier oder mehr Tetanusimpfungen bekommen, besteht über viele Monate ein Nestschutz. Die Halbwertszeit der von der Mutter übertragenen Antikörper beträgt immerhin fast zwei Monate (Sarvas 1993). Die Impfung kann also gefahrlos ins Krabbel- oder Laufalter verschoben werden. An eine Tetanusprophylaxe mit Immunglobulin, eventuell zeitgleich mit der ersten Tetanusimpfung, ist jedoch bei Tierbissen, größeren Verbrennungswunden oder großen verschmutzten Wunden zu denken.
Es gibt zahlreiche Kombinationsimpfstoffe mit der Tetanuskomponente (siehe Anhang). Wollen die Eltern allerdings gegen Tetanus und Diphtherie, nicht aber gegen Keuchhusten impfen, so wird die Situation schwierig, denn für Säuglinge und Kleinkinder sind keine solchen Impfstoffe auf dem Markt.
Die Kombinationsimpfstoffe gegen Tetanus und Diphtherie (Td-pur, Td-rix) und gegen Tetanus, Diphtherie und Polio (Revaxis) sind erst ab dem fünften Geburtstag zugelassen, Revaxis sogar nur als Auffrischungsimpfung (»Re-«). Sie sind zwar trotz der verringerten Diphtherie-Komponente ab dem sechsten Lebensmonat ausreichend wirksam (Shabad 1976, Sitzmann 2001), wegen der fehlenden Zulassung entfällt jedoch bei bleibenden Impfschäden der Anspruch auf Entschädigung.
Viele Kinderärzte lehnen die Verwendung dieser Impfstoffe ab, selbst wenn sie von Eltern durch eine Unterschrift von der Haftungspflicht entbunden werden. In meiner Praxis und bei vielen Kollegen haben sich die genannten Impfstoffe für die Grundimmunisierung ab dem zweiten Lebenshalbjahr durch gute Verträglichkeit und ausreichende Wirkung bewährt.
Eine geplante spätere Auswanderung in ein Land mit Impfpflicht, beispielsweise in die USA , muss Anlass zu einer besonders sorgfältigen Impfplanung sein, um nicht später Impfungen nachholen zu müssen, für die keine Einzelimpfstoffe zur Verfügung stehen (zum Beispiel Keuchhusten, Diphtherie).
Wird die Tetanusimpfung zu häufig verabreicht, kann es wegen der noch hohen
Weitere Kostenlose Bücher