Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Blutplättchen (»Thrombozytopenie«). Bei Blutungssymptomen sind stationäre Überwachung und Behandlung notwendig.
Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
Sehr selten tritt in den zwei Wochen nach der Tetanusimpfung eine autoimmune Entzündung des Nierengewebes auf (Quast 1997). Erste Symptome sind starkes Krankheitsgefühl, Rückenschmerzen und dunkel oder blutig gefärbter Urin. Die Klinikeinweisung ist in der Regel erforderlich.
Neurologische Komplikationen
Nervenentzündungen und Nervenschäden ereignen sich nach etwa einer von 700000 Tetanusimpfungen (Dittmann 1981). Am ehesten werden die Nerven in der Nähe der Impfstelle in Mitleidenschaft gezogen. Seltener sind Hirnnerven und Nervenwurzeln (Radikulitis) oder mehrere Nervenbahnen (Polyneuritis) betroffen. Bleibende Lähmungen und Gefühlsausfälle können zurückbleiben (Pollard 1978, IOM 1994).
Sehr selten werden nach der Tetanusimpfung schwere neurologische Komplikationen wie Guillain-Barré-Syndrom, transverse Myelitis oder Enzephalitis beobachtet, typischerweise zwischen dem vierten und vierzehnten Tag nach der Impfung. Die Häufigkeit liegt niedriger als 1:1 Million. Der Zusammenhang mit der Impfung wird als wahrscheinlich erachtet (Newton 1987, IOM 1994). In Deutschland wurden einige solcher Fälle als Impfschaden anerkannt (Ehrengut 1994).
Zusammenfassung
Tetanus ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die auch bei Ungeimpften sehr selten ist.
Der Erreger dringt über verschmutzte oder schlecht durchblutete Wunden ein. Die Tetanusgefahr kann durch gute Wundversorgung verringert werden.
Ungeimpfte können nach einer Risikoverletzung vorübergehend mit Tetanus-Immunglobulin geschützt werden.
Spätestens mit Beginn der Verletzungsgefahr im Laufalter sollten sich die Eltern mit der Tetanusproblematik auseinandersetzen. Wer sein Kind nicht impfen lässt, sollte frei von Angst sein.
Tetanus-Einzelimpfstoffe enthalten mehr Aluminium als die meisten Kombinationsimpfstoffe. Bei Impfwunsch gegen weitere Erkrankungen sollten daher besser Kombinationsimpfstoffe verwendet werden.
Mit drei Tetanusimpfungen wird ein sehr guter Langzeitschutz erzielt. Zwei weitere Impfungen im Abstand von acht bis zehn Jahren sind in der Regel für den Rest des Lebens ausreichend.
Bei unklarer Situation empfiehlt sich die Bestimmung der Tetanus-Antikörper im Blut.
Die Verträglichkeit des Tetanusimpfstoffs ist im Allgemeinen gut, jedoch sind Lokalreaktionen häufig.
Schwere Nebenwirkungen wie allergischer Schock oder Nervenschäden sind sehr selten.
Mögliche Störwirkungen des Hilfsstoffs Aluminiumhydroxid auf die frühkindliche Entwicklung von Immun- und Nervensystem sind bisher nicht untersucht.
Referenzen
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Holt, P. G., Rowe, J., Loh,
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