Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Antikörperspiegel zu schmerzhaften lokalen Impfreaktionen kommen. Ist der Impfstatus nicht bekannt, empfiehlt sich daher zunächst eine Antikörperuntersuchung aus dem Blut. Bei einem Antikörpertiter von über 0,1 IE /ml ist ein ausreichender Schutz anzunehmen ( WHO 2006).
Bei unklarem Impfstatus ist es im Verletzungsfall sicherer, Tetagam zu spritzen, da die Antikörperproduktion nach einer Aktivimpfung nur mit Verzögerung anspringt.
Die Wirksamkeit der Tetanusimpfung
Die Impfung ist ohne Zweifel hoch wirksam. In Deutschland kam es nach der Einführung der Tetanusimpfung in den fünfziger Jahren zu einem nachhaltigen Rückgang der Erkrankungs- und Todesfälle (Allerdist 1981). Die Impfung von Schwangeren in Entwicklungsländern hat zu einer eindrucksvollen Abnahme des Neugeborenen-tetanus geführt. Tetanuserkrankungen oder gar Todesfälle bei Personen, die dreimal oder öfter im Leben geimpft wurden, sind eine Rarität ( WHO 2006).
Nebenwirkungen der Tetanusimpfung
Da zur Immunisierung gegen Tetanus fast ausschließlich Kombinationsimpfstoffe verwendet werden, gibt es zum Einzelimpfstoff keine aktuellen Sicherheitsanalysen und kaum Meldungen von Nebenwirkungen. Schwere akute Nebenwirkungen scheinen sehr selten zu sein. Alle Tetanusimpfstoffe enthalten jedoch Aluminiumhydroxid als Wirkverstärker. Der toxische Stoff könnte Störwirkungen auf das Immun- und Nervensystem ausüben, vor allem bei Impfungen im frühen Säuglingsalter.
Lokalreaktionen, Fieber
Die häufigste Beschwerde nach Tetanusimpfungen betrifft Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle. Nicht selten bilden sich dort wochenlang tastbare Knoten oder Zysten. Häufig reagieren auch die nächstgelegenen Lymphknoten etwa am Hals, in der Achsel oder in der Leiste mit einer Schwellung und Druckschmerzhaftigkeit. Sogar sterile Abszesse kommen vor. Ursache dieser Symptome sind das Aluminiumhydroxid im Impfstoff oder Überreaktionen des örtlichen Immunsystems bei noch vorhandenen Tetanus-Antikörpern im Blut (»Arthus-Phänomen«).
Mit jeder zusätzlichen Tetanusimpfung wird eine Lokalreaktion wahrscheinlicher (Werner 1987). Bei 73 Prozent der schwedischen Schulkinder traten nach der Auffrischungsimpfung mit zehn Jahren Beschwerden an der Impfstelle auf (Blennow 1994). Bei bis zu 2 Prozent fallen diese Beschwerden heftig aus.
Manche Säuglinge sind am Tag nach der Impfung im Allgemeinbefinden beeinträchtigt, reizbar oder weinerlich. Auch Fieber kommt gelegentlich vor, bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verbunden mit Krankheitsgefühl, Übelkeit oder Kopfschmerzen. Bei Kombinationsimpfstoffen kann das bis zu 25 Prozent der Geimpften betreffen.
Allergische Reaktionen und Erkrankungen
Bei einem von 100000 Impflingen führt die Tetanusimpfung zu akuten allergischen Reaktionen in Form eines Nesselausschlags oder asthmatischer Beschwerden (Mayorga 2003). Gelegentlich kommt es zu lebensbedrohlichen Zwischenfällen. Das Risiko eines allergischen Schocks wird mit 1:500000 angegeben (Bohlke 2003).
Gelegentlich entwickeln sich als Ausdruck einer verzögerten allergischen Reaktion chronische Hautausschläge oder anhaltender Juckreiz auf der Haut.
Tetanus-Kombinationsimpfstoffe tragen möglicherweise zur weltweiten Zunahme von allergischen Erkrankungen bei. Der italienische Allergologe Adriano Mari hat zur Erklärung folgende Theorie aufgestellt: Die Antikörper, die gegen den Impfstoff gebildet werden, greifen auch immunologisch verwandte Strukturen (IgE-Rezeptoren) auf Mastzellen an. Dadurch werden Stoffe (»Mastzell-Mediatoren«) freigesetzt, die eine allergische Erkrankung in Gang setzen können. »Man könnte die Hypothese aufstellen, dass die Zunahme allergischer Erkrankungen durch die Tetanus-Toxoidimpfung verursacht ist, die seit dreißig bis vierzig Jahren in fast allen Ländern der Erde immer mehr Verbreitung gefunden hat« (Mari 2004).
Eric L. Hurwitz (2000) zeigte in einem Vergleich zwischen geimpften und ungeimpften Kindern, dass das Allergierisiko bis zum sechzehnten Lebensjahr durch Impfstoffe mit Tetanuskomponente auf das Doppelte ansteigt.
Bei Säuglingen lassen sich nach der Tetanusimpfung allergiefördernde Botenstoffe (Zytokine) nachweisen, wenn im Blut noch viele mütterliche Antikörper zirkulieren. Je früher also geimpft wird, desto höher könnte das Risiko der Auslösung von Allergiekrankheiten sein (Holt 2003).
Thrombozytopenie
Eine sehr seltene Komplikation der Tetanusimpfung ist die Zerstörung von
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