Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
unausgereiften Immunsystems eine hohe Impfdosis, um Antikörper zu bilden. Bei älteren Kindern und Erwachsenen rufen diese hochdosierten Impfstoffe starke Lokalreaktionen hervor. Daher werden ab dem fünften Geburtstag Diphtherieimpfstoffe mit verringertem Toxoidgehalt (»d«-Impfstoffe) eingesetzt.
Wollen Eltern ihr Kind gegen Tetanus und Diphtherie, nicht aber Keuchhusten impfen lassen, so haben sie, wenn sie in Deutschland oder Österreich wohnen, ein Problem: In diesen Ländern gibt es keine Kombinationsimpfstoffe ohne Keuchhustenkomponente.
Ein Ausweg wäre der Import des Schweizer TD -Impfstoffs für Kinder. Eine noch elegantere Lösung sind die niedriger dosierten und gut verträglichen »d«-Impfstoffe (in Klammern jeweils der Aluminiumgehalt): die Kombinationsimpfstoffe mit Tetanus, Td-rix (0,33 Milligramm) und Td-pur (0,5 Milligramm) und der Dreifachimpfstoff Revaxis (Td-Polio, 0,35 Milligramm). Beide Alternativen sind zwar offiziell nicht zugelassen. Das hat jedoch nur Bedeutung im Fall eines bleibenden Impfschadens: Der Staat haftet nur für Schäden durch zugelassene Impfstoffe.
Die Impfung mit den Einzelimpfstoffen gegen Tetanus und Diphtherie ist nicht zu empfehlen, da sie mit zusammen 0,76 Milligramm relativ viel Aluminium enthalten.
»d«-Impfstoffe sind bereits ab dem sechsten Lebensmonat gut wirksam (Shabad 1976). Kinder, die ab dem ersten Geburtstag drei Impfungen mit Td-rix oder Revaxis erhalten, haben nach eigenen Untersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit schützende Antikörperspiegel. Antikörperkontrollen sind bei diesen Kindern überflüssig. Auffrischungsimpfungen sind nach sieben bis zehn Jahren und dann nach weiteren zehn Jahren sinnvoll.
Kinder, bei denen schon vor dem ersten Geburtstag »d«-Impfstoffe verabreicht werden, haben nach der dritten Impfung mit 10-prozentiger Wahrscheinlichkeit noch keine messbaren Diphtherie-Antikörper. Das bedeutet zwar nicht unbedingt ein Impfversagen. Vorsichtshalber sollte man aber im Abstand von vier bis sechs Monaten noch einmal nachimpfen, entweder mit dem Td-Impfstoff oder mit dem Diphtherie-Einzelimpfstoff. Wollen die Eltern dem Kind die Blutabnahme nach der dritten Impfung ersparen, können sie es auch »blind« viermal impfen lassen, etwa nach dem Schema »0 – 2 – 4 – 12 Monate«.
Die Gesundheitsbehörden stehen in der Pflicht, auf die Produktion und Zulassung eines TD - und TDP olio-Impfstoffs für Säuglinge hinzuwirken, um auch Kindern impfskeptischer Eltern einen ausreichenden Schutz gegen diese Krankheiten zu ermöglichen.
Nebenwirkungen der Diphtherieimpfung
Impfreaktionen sind oft nicht sicher dem Diphtherieimpfstoff zuzuordnen, da dieser zumindest bei Kindern immer in Kombination mit anderen Impfstoffen verabreicht wird. Viele der beobachteten Reaktionen können auch durch Zusatzstoffe bedingt sein, vor allem durch das Aluminium. Da es keine Diphtherieimpfstoffe ohne Aluminiumzusatz gibt, ist der Vorteil der Impfung gegen die Nachteile des Aluminiums abzuwägen.
Ein Verschieben der Impfung über die ersten Lebensmonate oder besser über das erste Lebensjahr hinaus ist vom toxikologischen Aspekt her günstiger. Es ist auch ohne Risiko, denn es droht keine Diphtheriegefahr. Vor Reisen in die Diphtheriegebiete Asiens oder Afrikas ist dagegen ein rechtzeitiger Impfschutz zu empfehlen.
Beschwerden an der Impfstelle
Beschwerden an der Impfstelle treten nach der alleinigen Tetanusimpfung etwa fünfmal seltener auf als nach der Kombinationsimpfung mit der hochdosierten Diphtheriekomponente (Mansoor 1997). Bei versehentlich subkutaner anstatt intramuskulärer Verabreichung kommt es bisweilen zu starken Lokalreaktionen wie Zysten, Knoten oder sterilen Abszessen. Dasselbe kann passieren, wenn Jugendliche oder Erwachsene mit Impfstoffen für Säuglinge geimpft werden.
Allgemeinreaktionen, Allergien
Gelegentlich treten nach der Impfung kurzzeitig Fieber oder andere Allgemeinreaktionen wie Kopfschmerzen, Unwohlsein oder Hautreaktionen auf. Eine sehr seltene Nebenwirkung sind allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock. In einer japanischen Untersuchung ging die Diphtherieimpfung mit einem leicht erhöhten Risiko von Nahrungsmittelallergien und Ekzemen einher (Nakajima 2007).
Blutkrankheiten
In sehr seltenen Fällen tritt innerhalb weniger Stunden nach der Impfung ein allergisch-toxischer Gefäßschaden mit Haut- und Schleimhautblutungen auf (Quast 1997). Eine andere seltene Ursache von Blutungen nach der
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