Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
abgelöst, der keine ganzen Bakterienzellen, sondern nur noch zwei bis drei immunogene Proteine des Erregers enthält, in erster Linie das entgiftete Keuchhustentoxin. Die durch die Impfung erzeugten Antikörper sind nicht in der Lage, Keuchhustenbakterien abzutöten. Sie schützen jedoch die Fresszellen in den Atemwegen davor, durch das Gift der Bakterien lahmgelegt zu werden.
Seit einigen Jahren wird kein Einzelimpfstoff mehr produziert. Es gibt nur noch Kombinationsimpfstoffe mit mindestens der Tetanus- und Diphtheriekomponente (siehe Anhang). Auch die Impfempfehlung für Erwachsene muss daher mit einem Mehrfachimpfstoff umgesetzt werden.
Alle Impfstoffe mit Keuchhustenkomponente enthalten den Hilfsstoff Aluminiumhydroxid und stellen ein Risiko für die Entwicklung des frühkindlichen Immun- und Nervensystems dar.
Die Impfempfehlung
Die WHO empfiehlt in allen Ländern der Erde die Keuchhustenimpfung, um die Krankheitslast und Sterblichkeit bei jungen Säuglingen zu verringern. Gemäß den Impfempfehlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz soll die Impfung zum frühestmöglichen Zeitpunkt, nämlich im Alter von zwei Monaten, durchgeführt werden – auch bei Frühgeborenen. Die Impfung bereits an Neugeborene zu verabreichen wäre problematisch, da es zu starken Impfreaktionen und im späteren Leben zu schweren Keuchhustenverläufen kommen kann (White 2010).
In Deutschland sollen weitere Impfungen mit drei, vier und elf bis 14Monaten erfolgen. Später sind noch Auffrischungen vorgesehen für Fünf- bis Sechsjährige, Neun- bis Siebzehnjährige und ein letztes Mal im Erwachsenenalter. Ein spezielles Augenmerk richtet die STIKO -Impfempfehlung auf die Umgebung von Neugeborenen: So sollen alle Frauen im gebärfähigen Alter oder in den ersten Tagen nach der Geburt ihres ersten Kindes geimpft werden. Außerdem sollen alle engen Haushaltskontaktpersonen (Vater, Geschwister) und Betreuer (zum Beispiel Tagesmütter, Babysitter, gegebenenfalls Großeltern) junger Säuglinge einen aktuellen Impfschutz haben ( EB 2009). Weiter ist die Impfung empfohlen für Personal in Kinderkrankenhäusern, in der Geburtshilfe, in Kinderheimen und Kindergärten.
In Österreich ist die Impfung für Säuglinge mit zwei, vier und elf Monaten vorgesehen. Auffrischungen sollen im Alter von sechs bis acht Jahren, mit 18Jahren und danach in zehnjährigen Abständen erfolgen. Die Impfempfehlung gilt besonders für Erwachsene, die mit Säuglingen zu tun haben, für Raucher, für »Personal mit häufigen Publikumskontakten« und für über Sechzigjährige. »Nur durch eine sehr hohe Durchimpfungsrate kann verhindert werden, dass auch noch nicht geimpfte Säuglinge, die besonders schwer erkranken, infiziert werden« ( BGM 2011).
Der Impfplan der Schweiz empfiehlt die Keuchhustenimpfung mit zwei, vier, sechs und 15 bis 24 Monaten, und dann im Alter von vier bis sieben Jahren und 25 bis 29 Jahren. Eine einmalige Auffrischung im Erwachsenenalter soll erfolgen »bei regelmäßigem Kontakt mit Säuglingen < 6 Monaten sowie bei baldigem Kinderwunsch«.
Wird mit dem Impfen erst nach dem ersten Geburtstag begonnen, so sind zur Grundimmunisierung zwei Impfungen im Abstand von vier bis acht Wochen ausreichend, bei über Zehnjährigen genügt sogar eine einzige Impfung (Knuf 2006).
Großen Einfluss auf die internationalen Impfempfehlungen und auf die WHO hat die »Global Pertussis Initiative«. Ihre Stellungnahmen und wissenschaftlichen Arbeiten werden von den meisten nationalen Impfkommissionen, auch den US -amerikanischen CDC und der deutschen STIKO , gelesen, zitiert und übernommen. Etliche Mitglieder dieser einflussreichen Gruppe haben gravierende Interessenkonflikte und erhalten Gelder von den großen Impfstoffherstellern, vor allem von Sanofi Pasteur (Forsyth 2004). Renommierte Experten wie James Cherry oder Stanley Plotkin, aber auch Claire-Anne Siegrist und Ulrich Heininger von der Schweizer bzw. deutschen Impfkommission sind Mitglieder dieser Initiative. Die Firma GSK , der große Konkurrent von Sanofi Pasteur auf dem Keuchhusten-Impfstoffmarkt, sponsert Mitglieder einer anderen Gruppe, der International Consensus Group on Pertussis Immunisation. Auch diese Gruppe schaffte sich in den letzten Jahren mit Stellungnahmen zur Keuchhusten-Impfpolitik Gehör (Popescu 2010).
Die Wirksamkeit der Keuchhustenimpfung
Die Keuchhustenimpfung hat zu einer Abnahme der Erkrankungswahrscheinlichkeit im Kindesalter und zu einem Rückgang der
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