Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
»Nein. Noch nichts.« Seine Hände waren noch immer damit beschäftigt, die Pistole auseinanderzunehmen. Er reinigte die Einzelteile mit einem Lappen, ölte sie ein, polierte sie, drehte sie hin und her. »Magnus hat neue Codes eingerichtet und mich vom Zugang zum Transmitter ausgeschlossen. Ich kann Danté nicht anrufen, um zu erfahren, was vor sich geht.«

    Vom Regen in die Traufe. »Warum sollte Magnus neue Codes installieren?«
    Colding zuckte mit den Schultern. »Er behauptet, wir hätten ein Sicherheitsproblem. Er will als Einziger Nachrichten empfangen oder verschicken können.« Ununterbrochen widmeten sich Coldings Finger der Waffe. Das war Claytons Chance, ihm von allem zu berichten … doch Saras und Tims Leben standen auf dem Spiel.
    »Colding, ich …« Er sprach nicht weiter.
    Colding unterbrach seine Arbeit. Er sah auf. »Was?«
    Bevor Clayton antworten konnte, meldete sich der Computer mit einem lauten Piepston. Die elektronische Überprüfung der Telefonleitungen war abgeschlossen. Augenblicklich schwand Claytons Entschlossenheit dahin. Er würde sich an den gemeinsamen Plan halten.
    »Nichts«, sagte er und wandte sich wieder zum Computer um. Auf dem Bildschirm war zu erkennen, dass die Überlandleitungen an vier Stellen beschädigt waren: eine Unterbrechung in der Nähe seines Hauses, eine bei den Harveys und zwei in der Nähe von Svens Hof. Clayton druckte den Reparaturplan aus und verließ den Überwachungsraum.
     
    Zwischen großen Schlücken aus einem Glas Milch kaute Sara an einem Stück Käse. Wie konnte sie in einer solchen Situation nur Hunger haben? Egal. Wenn sie aß, hatten wenigstens ihre Hände etwas zu tun, auch wenn sie ihr Gehirn nicht einfach abschalten und die Gedanken an ihre toten Freunde zum Verschwinden bringen konnte.
    Zusammen mit Tim ging sie durch Claytons Haus und betrachtete die gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos und die verblassten Polaroid-Aufnahmen, die jeden Paparazzo vor Neid hätten grün werden lassen.

    »Faszinierend«, sagte Tim. »Hier trinkt er mit Frank Sinatra.«
    Es stimmte. Auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto hielt Old Blue Eyes ein halbgefülltes Whiskyglas in die Kamera, während ein unfassbar junger Clayton Detweiler dasselbe mit einer Flasche Budweiser tat. Rechts neben diesem Bild zeigte ein weiteres Schwarz-Weiß-Foto sogar ein noch berühmteres Gesicht.
    »Heilige Scheiße«, sagte Tim. »Hier ist er mit Präsident Reagan beim Angeln. Und das – ich fasse es nicht – ist Brigitte Bardot in ihrer großen Zeit. Mann, ist die heiß. Und Clayton trägt sie auf dem Rücken. Wie alt er wohl auf diesem Bild ist? Fünfundzwanzig?«
    Tim plapperte weiter, doch Sara hörte ihm nicht mehr zu. Ihre Gedanken waren an einen dunkleren Ort weitergezogen, einen Ort, an dem das Gefühl wohnte, das sie empfinden würde, wenn sie Magnus Paglione eine Kugel ins Hirn jagte.
     
    Geduldig schwebte Clayton im Tragekorb auf dem Ausleger des Nuge bis ganz hinauf ans obere Ende des Telefonmasts. Er befand sich etwa vierhundert Meter nordöstlich des Wachturms und des Turms mit dem Störsender. Während er immer höher stieg, konnte er beobachten, wie sich bereits ein neuer Sturm bildete. Trübe grauschwarze Wolken von der Farbe verdorbener Schokoladenmilch zogen am Himmel auf. Sie wurden immer größer, und es wurden immer mehr, so dass schon bald der ganze Himmel verdunkelt sein würde. Den ganzen Morgen über war der Wind immer kräftiger geworden, und jetzt wehte er bereits mit einer Geschwindigkeit von etwa sechzehn Kilometern pro Stunde.
    Ein umstürzender Baum hatte das Kabel heruntergerissen.
Clayton musste es reparieren, wenn er Svens Hof wieder mit dem Landhaus verbinden wollte. Doch sobald der Schaden behoben war, würde Sven wahrscheinlich dort anrufen, weil er wollte, dass Tim Feely zu ihm hochkam und sich die Kühe ansah – jedenfalls solange er noch glaubte, die Kühe seien krank. Sobald Sven herausfand, dass in diesen großen Bäuchen Monsterbabys heranwuchsen, würde er sich direkt an Magnus wenden. Es war schon ziemlich mies, Sven diese Information vorzuenthalten, doch Tatsache war, dass von jeder seiner Entscheidungen unmittelbar das Leben zweier Menschen abhing.
    Der Korb auf dem Ausleger hatte seine Maximalhöhe erreicht. Clayton hatte keine Wahl – er musste Sven im Dunkeln tappen lassen, bis er Tim und Sara von der Insel schaffen konnte. Clayton verband sein orangefarbenes Höreranschlussstück mit der Leitung und gab Svens Nummer ein.
     
    Das Telefon

Weitere Kostenlose Bücher