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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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klingelte. Mookie bellte es an. Sie bellte alles an.
    »Halt die Klappe, Mädchen«, sagte Sven, während er zum Apparat ging. »Ja, Sven hier.«
    »Hallo Sven, hier Clayton.« Claytons Stimme klang rau und als käme sie aus großer Entfernung.
    »Clayton, diese Kühe sind schrecklich krank, eh? Und ihr Zustand verschlechtert sich zusehends. Wer kommt raus, um mir zu helfen?«
    »Hör zu, Sven. Es gibt ein Problem. Genada hat da eine üble Sache am Laufen. Könntest du dich vielleicht ein oder zwei Tage von der Scheune fernhalten, bis wir den Sturm hinter uns haben?«
    Was, zum Teufel, faselte der alte Schwachkopf da? War das wieder so eine Spinnerei von Clayton?

    »Nein, Clayton. Ich kann mich nicht von der Scheune fernhalten. Ich muss mich um meine Herde kümmern, eh?«
    Eine Pause entstand. Kein Ton war zu hören außer statischem Rauschen und dem Wind an Claytons Ende der Leitung.
    »Sven, hör mir zu, eh? Du musst mir in dieser Sache vertrauen.«
    Offensichtlich konnte Clayton nicht verstehen, wie es um die Streuner stand, oder was es bedeutete, wenn man für die Sicherheit und das Wohlergehen dieser Tiere verantwortlich war. »Weißt du was, Clayton? Wie wär’s, wenn du einfach die Telefonleitungen reparieren würdest?«
    »Ich sag dir doch, Genada hat da eine üble Sache am Laufen.«
    »Nun, Genada unterschreibt alle zwei Wochen meinen Gehaltsscheck. Du nicht. Und jetzt bring das Telefon in Ordnung, oder ich fahre selbst zum Landhaus.«
    Sven hörte einen unterdrückten Fluch und ein Geräusch, das sich anhörte, als trete jemand in einem großen Plastikeimer um sich.
    »Sven, erinnerst du dich noch daran, wie es war, als deine Frau starb?«
    Die Frage machte ihn einen Moment lang sprachlos. Was zum Teufel hatte das mit der Sache jetzt zu tun? »Natürlich erinnere ich mich noch daran, Clayton. Worauf willst du hinaus, verdammt nochmal?«
    »Erinnerst du dich noch daran, wie ich mich um alles gekümmert habe? Als du … in Trauer warst?«
    Svens große schwielige Hand schloss sich enger um den Kunststoffhörer. In Trauer. So konnte man es auch nennen. Er lag im Bett und heulte, aß eine Woche lang nichts mehr und war nicht in der Lage, auch nur einen Finger zu heben,
um sich selbst zu versorgen … das war eine genauere Beschreibung. Clayton hatte sich um alles gekümmert.
    »Clayton Detweiler, willst du damit sagen, dass ich dir etwas schulde?«
    »Genau. Und diese Schuld treibe ich jetzt ein. Rühr dich einfach nicht von der Stelle. Halte dich von der Scheune fern, Sven.«
    Was für ein kleinkrämerischer Hurensohn. Worum es hier auch immer gehen mochte, für Clayton war es offensichtlich eine furchtbar wichtige Sache. »Möchtest du mir vielleicht sagen, was hier eigentlich läuft?«
    »Ich möchte schon, Sven, aber ich kann nicht.«
    War das nicht herrlich? So was hatte Clayton im ganzen Leben noch nicht gebracht, noch nie. Es musste also eine ernste Sache sein. »Ich werde warten, bis sich der Sturm wieder gelegt hat, aber das war’s dann. Morgen früh kommt jemand hier raus zu mir – so oder so.«
    Eine Pause entstand. »Na gut. Dann muss das eben genügen. Ich werde vorher mit dir reden.«
    Sven legte auf und sah aus dem Fenster. Wie die Winde, die draußen immer mehr auffrischten, wirbelten bedrückende Gedanken durch seinen Kopf. Er kannte Clayton jetzt seit gut dreißig Jahren. Sven nickte. Er konnte warten – warten, bis der Sturm abgeflaut war. Danach jedoch würde er seine Pflichten erfüllen.
    Sven ließ seinen Hals kreisen. Er hörte und spürte, wie seine alten Knochen knackten. Sein Job ermüdete ihn auch ohne diesen zusätzlichen Stress schon genug. Er fühlte sich ausgepumpt. Er sah hinab zu Mookie, die seinen Blick erwiderte. Plötzlich wischte ihr wuscheliger Schwanz über den Boden.
    »Wie wär’s mit einem kleinen Nickerchen zusammen mit dem alten Mann, mein Mädchen?«

    Mookie bellte und rannte in Richtung Schlafzimmer. Sven folgte ihr. Mookie wirbelte am Fuß des Bettes im Kreis herum. Sven machte sich nicht die Mühe, sich auszuziehen. Er kletterte einfach auf die Tagesdecke und ließ sich auf seine Seite des Bettes sinken. Mookie sprang hoch und legte sich zwischen seine Beine an ihre Lieblingsstelle.
    Es dauerte nur Sekunden, bis beide eingeschlafen waren.
     
    Clayton fiel auf, dass er die Kühe aus dem Flugzeug überhaupt nicht gezählt hatte. Vielleicht hatten es nicht alle bis zu Svens Hof geschafft. Die Harveys wohnten nicht allzu weit von der Stelle entfernt, an der

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