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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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voran in den Schnee fiel.

1. Dezember, 10:05 Uhr
    Sven stand auf seiner Veranda, und Mookie hatte ihre übliche Position an seiner Seite eingenommen. Bei jedem seiner Schritte knirschte das Salz unter seinen Sohlen, das er gestreut hatte, um das Eis zum Schmelzen zu bringen. Der Winter verschluckte alle anderen Geräusche. Es war, als reiße er sie an sich und weigere sich, sie mit irgendjemandem zu teilen. Die Zeit nach einem Wintersturm konnte man mit keiner anderen vergleichen, denn dann war absolut nichts zu hören.
    Nichts, außer den Kühen.
    Die neuen Kühe machten Lärm. Grauenhaften Lärm, als seien sie krank oder als hätten sie Schmerzen. Wahrscheinlich war es beides. Sven fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, die Streuner mit seinen eigenen Kühen zusammenzubringen. Schließlich sollte seine Herde der Ersatz sein, wenn in der Hauptherde irgendeine Infektion ausbrach. Andererseits waren die trächtigen Kühe ein Vermögen wert, und so
schien es nur logisch, dass Danté erwartete, dass man ihnen Schutz bot und sich um sie kümmerte.
    Sven trottete in Richtung Scheune, wie immer blieb ihm Mookie dicht auf den Fersen. Die Hündin wirkte viel zurückhaltender als sonst. Sven schob das Scheunentor auf und trat ein.
    Mookie fing an zu knurren.
    Das war ein beunruhigendes Geräusch, denn die flinke Hündin bellte zwar alles an, was sich bewegte – und die meisten Dinge, die sich nicht bewegten –, doch sie knurrte nur selten.
    »Was ist denn in dich gefahren, eh?«
    Mookie raste in die Scheune und bellte die schwangeren Kühe ununterbrochen mit ihrem rororororo an. Sie rannte hinter und zwischen ihnen herum und schnappte nach ihren Beinen.
    »Mookie! Böses Mädchen!«
    Was zum Teufel tat sie da nur? Angetrieben von der zähnefletschenden Hündin stolperte die Kuh mit dem weißen Kopf und dem schwarzen Augenfleck aus der Scheune. Mookie versuchte, alle neuen Kühe aus der Scheune zu treiben.
    »Mookie, gottverdammt, Schluss damit!«
    Mookie hörte nicht auf. Sie rannte zurück in die Scheune und stürzte sich auf die nächste trächtige kranke Kuh. Diesmal packte Sven die Hündin, als sie nach draußen stürmte, seine große Hand versank in ihrem schwarzen Nackenfell. Er hob sie hoch. Sie stieß ein Jaulen aus, als hätte er sie mit dem Montiereisen geschlagen. Das ohrenbetäubende Geräusch war ihr automatischer Verteidigungsmechanismus – ihre Art, sich aus einer schwierigen Lage zu winden, denn das Jaulen brach ihm jedes Mal das Herz.
    Was jedoch nichts daran änderte, dass sie in Gegenwart
der neuen Kühe anscheinend den Verstand verloren hatte. Er klemmte sie sich unter seinen kräftigen Arm. Jetzt war Feierabend für die Hündin, und das wusste sie auch. Sven eilte nach draußen und trat vor Molly McButter. Die Kuh sah Mookie und trabte zurück in die Scheune.
    Als Molly schließlich wieder ruhig dastand, blieb Sven etwas zurück und musterte sie genau. Die Kuh ließ den Kopf so weit sinken, bis er nur noch wenige Zentimeter über dem Boden hing. Dicker weißer Schleim bedeckte ihre Augen und rann ihr in langen, stinkenden Rinnsalen über die Wangen. Rotz und Speichel hingen an Nase und Kinn des Tieres und schlabberten mit jeder Bewegung hin und her, wenn die arme Kreatur ein langes, trauriges Muuuuh ausstieß.
    Sven sah hinüber zu seinen eigenen Kühen, die zufrieden in ihren Boxen standen. Sie wirkten gesund und munter, sie hoben die Köpfe, und ihre Augen sahen normal aus. Doch die Streuner … sie alle waren in einem ähnlichen Zustand wie Molly. Nur wenige Stunden zuvor hatten sie noch nicht so elend ausgesehen. Worum es sich auch immer handeln mochte bei dieser Krankheit – sie verschlimmerte sich rasch.
    Ihm blieb kaum etwas anderes übrig, als zu warten. Schon bald würde Clayton die Telefonleitungen repariert haben, und dann könnte Tim Feely kommen und die Tiere untersuchen.
    Mit seiner freien Hand zog Sven das Scheunentor zu. Mookie trommelte mit ihrem Schwanz gegen seine Hüfte.
    »Oh nein, wag es nicht. Du steckst in echten Schwierigkeiten«, sagte er, aber er wusste, dass das eine Lüge war, und die verdammte Hündin wusste das wahrscheinlich auch. Er setzte sie ab. Bellend raste sie dreimal im Kreis herum. Mit der Hündin an seiner Seite ging Sven zurück ins Haus und fragte sich, was er jetzt tun solle.

1. Dezember, 12:25 Uhr
    Sanft schüttelte eine Hand ihre Schulter.
    Sara wollte nicht aufwachen. Ein Bett, und so dicke Decken, dass sie beinahe schwitzte. Normalerweise hätte

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