Implantiert
rechten Hand nach unten und schob seine Finger unter das Halsband der Hündin.
»Mookie, verdammt nochmal, sitz!«
Mookie sprang nach vorn und riss Sven mit sich. Der Schaft der Schrotflinte schlug gegen den Türrahmen und die Waffe fiel nach vorn. Instinktiv griff Sven mit der rechten Hand danach, um sie aufzufangen, und im selben Augenblick schoss Mookie über die Veranda und raste auf die Scheune zu.
»Mookie! Sitz!«
Mookie setzte sich nicht.
Sven rannte ihr nach. Kaum hatte er die Veranda und den Schutz des Hauses hinter sich gelassen, packte ihn der Wind und zerrte an ihm. Der Schnee peitschte so heftig durch die Luft, dass Svens Gesicht und seine Hände brannten.
Noch im Laufen beförderte Sven eine Patrone in die Kammer.
Mookie stand vor dem Schiebetor der Scheune. Sie bellte so heftig, dass ihr der Speichel in langen Fäden aus dem zuckenden Maul spritzte und sich auf ihr Gesicht und ihre Nase legte.
Sven hielt die Schrotflinte in der rechten Hand, stellte die Beine schräg und schlitterte durch den Schnee. Mookie war so sehr mit dem Tor beschäftigt, dass sie ihr Herrchen eine Sekunde zu spät sah. Sie wollte weglaufen, doch Sven packte ihr Nackenfell mit der linken Hand und hob die Hündin hoch.
»Böser Hund! Böse!«
Mookie klemmte ihren langen flauschigen Schwanz zwischen die Beine und begann zu jaulen.
»Oh, hör auf, du verdammtes Baby. Wenn ich sitz sage, dann machst du sitz!«
Etwas krachte gegen das Scheunentor. Svens Hände flogen zur Schrotflinte. Mookie fiel zu Boden. Sven richtete die Mossberg auf das Tor. Mookie verbarg sich hinter ihm.
Trotz des Winds roch Sven etwas … versengtes Fell?
Schreiende Kühe, schwere Erschütterungen, brechendes Holz und … noch ein Geräusch … eine Art Knurren? Irgendwas war da drin bei seinen Kühen. Das war definitiv keine Krankheit, und Sven würde niemals einfach nur zusehen, wenn sich ein Raubtier auf seine Kühe stürzte.
Obwohl der Adrenalinschub und das seltsame Gefühl der Hilflosigkeit ihn schwer atmen ließen, nahm Sven die rechte Hand nicht von seiner Schrotflinte und ließ seine Finger am Abzug, als er mit der linken den schwarzen Griff des Schiebetors packte. Er zog das schwere Tor nur zwei, drei Zentimeter weit auf, damit er mit einem Auge ins Innere spähen konnte.
Gerüche schlugen ihm entgegen: Kot, verängstigte Tiere, versengtes Fell … und der schwere Geruch nach Blut. Neunzig von Panik erfüllte Kühe auf einem Raum, der für fünfzig ruhige Tiere gedacht war. Die Tiere rannten hin und her, als suchten sie nach einem Weg nach draußen. Sie krachten
gegen die Boxen, die Scheunenwände und gegeneinander. Überall Blut: auf den Wänden, den Heuballen, den Kühen selbst. Lange, schmierige rote Streifen und zahllose rote Hufabdrücke bedeckten den Boden. Direkt vor Svens Stiefel zog sich eine lange Darmschlinge von einer Seite der Scheune zur anderen. Schmutz und Heu klebten an ihrer feuchten Oberfläche.
Sven drehte den Kopf, damit er das Innere der Scheune aus verschiedenen Winkeln sehen konnte, um die Gefahrenquelle aufzuspüren. Er würde das Tor nicht weiter öffnen, solange er nicht wusste, womit er es zu tun hatte. Er reckte den Hals und versuchte, über die wogende Masse der Kuhleiber hinwegzublicken. Er sah mehrere verstümmelte Kuhkadaver, die so zerfetzt waren, dass ihr Fell nicht mehr schwarz-weiß war, sondern hellrot mit dunkelroten Flecken.
BAMM.
Eine Kuh donnerte gegen das Scheunentor, Sven sprang einen Schritt zurück. Angst prickelte auf in seiner Brust, er beugte sich vor und sah in die Scheune. Wieder stieß die Kuh zu. Das Holz zitterte wie vom Blitz getroffen.
Keine Marke am Ohr … es war eins seiner Tiere.
Zwei weitere Kühe schlossen sich den Bemühungen der ersten an, vielleicht witterten sie eine Fluchtmöglichkeit.
BAMM-BAMM-BAMM.
Alle drei prallten gegen das Tor, über viertausend Pfund vorwärtsdrängender verzweifelter Tierleiber. Verblüfft betrachtete Sven, dass sich die erste Kuh wieder losstürzte – diesmal mit solcher Wucht, dass die Haut zwischen ihren Augen von der Mitte der Nase bis über die Ohren hinaus aufriss. Blut strömte ihr über den Kopf, doch anstatt aufzugeben, stürmte sie wieder heran.
BAMM.
Keins der drei Tiere hatte eine Ohrmarke. Das waren seine Kühe. Er musste seine Herde ins Freie schaffen. Die Kühe hatten den Weg nach draußen bereits entdeckt: Wenn er das Tor wieder schloss, würden sie sich bei dem Versuch umbringen, der Hölle im Inneren der Scheune
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